„Was Umsatz bringt, wird gestärkt. Alles andere schaffen wir uns vom Hals.“
„Intercoiffure Madlen Wenerski“ in Dresden lebt die Kunst der Reduktion und ist seit Jahren eine der Top-Adressen unter den deutschen Friseursalons. Ihre Räumlichkeiten verkörpern ein außergewöhnliches, exklusives Design, für das Madlen dieses Jahr mit einem Topsalon-Award ausgezeichnet wurde. Auch in puncto Fachlichkeit und Qualität setzt die Friseurunternehmen ganz eigene Maßstäbe. FMFM-Autorin Daniela Hamburger hat mit Madlen Wenerski über zeitgemäße Mitarbeiterführung, die 4-Tage-Woche und ihre Zukunftspläne gesprochen.
Liebe Madlen, Du bist mit Deinem Salon DIE Topadresse in Dresden – und auch weit darüber hinaus. Wie sieht Dein Konzept aus, wie hast Du Dich positioniert?
Wir stehen mit „Intercoiffure Madlen Wenerski“ für einen eleganten Friseursalon mit ausgesuchtem Interieur und stilbewusster Kundschaft. Meine Stärke ist es, mich zeitnah den jeweils aktuellen Herausforderungen der Branche anzupassen. So habe ich in 25 Jahren verschiedene Salonkonzepte entwickelt und umgesetzt und mir ein großartiges Team aufgebaut.
Mit dem Team Höhen und Tiefen durchgestanden
Wie sieht dieses Team denn aus und was ist Dir bei der Führung wichtig?
Derzeit sind wir ein 14-köpfiges Team, welches sich aus zehn Friseurinnen, einem Azubi, einer Rezeptionistin, meinem Mann und mir zusammensetzt. Ich bin sehr stolz darauf, dass viele Mitarbeitende schon über zehn Jahre und ein Großteil des Teams sogar schon über 20 Jahre mit mir gemeinsam arbeiten. Wir haben alle erdenklichen Höhen und Tiefen gemeinsam durchgestanden.
In puncto Führung ist mir wichtig, dass wir auf Augenhöhe kommunizieren und Rahmenbedingungen geschaffen haben, in denen jeder seine Stärken ausleben kann. In Teammeetings, die einmal im Quartal stattfinden, werden Neuerungen, Anregungen, Termine und allgemeine Teambefindlichkeiten besprochen. Einzelgespräche machen wir immer nach Bedarf.
Keine „Schachtelung“ der Termine
Allerorten wird über Nachwuchs- und Fachkräftemangel geklagt. Wie ist die Situation bei Dir?
Nachwuchs- und Fachkräftemangel sind natürlich auch bei uns zu spüren. Deshalb haben wir seit über sieben Jahren samstags geschlossen. Da zuverlässige Auszubildende und Assistent*innen immer seltener wurden, haben wir das „Schachteln“ der Termine gestrichen. Jede Friseurin arbeitet nur an einem Kunden/einer Kundin und bedient auch während der Einwirkzeit keine anderen. Dies hatte damals eine nicht unerhebliche Preisanpassung zur Folge, die unsere Kund*innen aber gern tragen. Ich glaube, unsere Kundschaft schätzt diese angenehme und entspannte Atmosphäre, bei der sie die uneingeschränkte Aufmerksamkeit ihrer Friseurin genießen können, da diese sie von Anfang bis Ende bedient. Und die Mitarbeitenden fühlen sich nicht gehetzt, da sie nicht von einem Kunden zum anderen springen müssen. Wir planen die Termine in großzügigen Zeitfenstern (Damenhaarschnitt eine Stunde und Herrenhaarschnitt eine dreiviertel bis volle Stunde).
„Wenn alle samstags zumachen, mache ich vielleicht wieder auf“
Ihr arbeitet im Konzept der 4-Tage-Woche. Warum und wann hast Du diese Öffnungszeiten eingeführt? Bist Du/Dein Team/Deine Kundschaft zufrieden damit?
Richtig, der Salon ist von Dienstag bis Freitag geöffnet, dafür aber von 9 bis 21 Uhr und die Mitarbeitenden haben eine 31-Stunden-Woche. Früh- und Spätdienst sowie kürzere Arbeitszeiten werden individuell und flexibel im Rahmen der Öffnungszeiten geplant. Die Entscheidung dafür fiel vor zwei Jahren und ist sowohl auf Überlegungen zur Energiekosteneinsparung als auch zur Optimierung unserer Terminplanung zurückzuführen. So hat ein Großteil der Mitarbeitenden in verschiedenen Dienstplänen ohnehin schon nur vier Tage gearbeitet und auch für die übrigen wurde das Thema Work-Life-Balance zunehmend interessanter. Montag bis Mittwoch waren die Tage, an denen wenig Mitarbeitende eingeplant waren. Wir haben diese Tage mit „halber Besetzung“ zusammengelegt und nun drei zusammenhängende Schließtage, an denen Licht und Heizung nicht benötigt werden. Die Kundentermine konzentrieren sich auf die anderen vier Tage, wodurch die Auslastung nun besser ist. Da wir abends bis 21 Uhr da sind, können es sich die meisten Kund*innen einrichten. Aber ja – es sind nicht alle Kund*innen zufrieden mit der begrenzten Terminauswahl. Einige sind eben montags oder samstags flexibler.
Für uns hat es sich aber auf die Umsätze nicht negativ ausgewirkt. Trotzdem ist das 4-Tage-Konzept für mich nicht in Stein gemeißelt. Wer weiß – wenn alle samstags zumachen, vielleicht mache ich dann wieder auf.
Dein Salon ist wunderschön, für das Design wurdest Du zuletzt mit dem Topsalon-Award 2024 ausgezeichnet. Worauf kommt es Dir bei der Raumgestaltung besonders an?
Ich bin leidenschaftlich daran interessiert, Innenräume zu gestalten und hatte daher bei der Neuausrichtung meines 250 qm großen Salons mit Blick auf den Dresdner Zwinger eine fantastische Gelegenheit, meine kreativen Ideen umzusetzen. Ich habe bei der Gestaltung auf eine Kombination von rohen Betonwänden, verschiedenen Holzelementen und ausgewählten Designerstücken als Kontrast zu alten Vintage-Möbeln, denen ich so eine zweite Chance gegeben habe, gesetzt. So wurde unsere bisherige Waschlounge aufgearbeitet und einer alten Werkbank ein Platz gegeben. Auch habe ich eine Vielzahl diverser Grünpflanzen integriert, was ein angenehmes Raumklima und eine ruhige Atmosphäre schafft. Eine Ausnahme zur reduzierten Gestaltung gibt es allerdings: unsere Kundentoilette. Unsere Kundschaft kommt aus dem „ruhigen Örtchen“ immer mit einem Schmunzeln zurück, da wir dort eine wechselnde Kunstausstellung betreiben und es auch mal Platz für witzige Sprüche gibt. Zu Weihnachten wird nur das WC überbordend dekoriert, was immer für einen Überraschungseffekt sorgt – unsere Kundschaft liebt das.
Hast Du denn im Zuge der räumlichen Neugestaltung auch Dein Konzept neu ausgerichtet?
Wir setzen noch mehr auf Nachhaltigkeit. Deswegen haben wir uns entschieden, zusätzlich zu unserem Portfolio aus Redken und Shu Uemura mit einer ausgewählten Manufakturmarke zu arbeiten, deren Produkte mit natürlichen Inhaltsstoffen aus biodynamischem Anbau hergestellt werden.
Genau schauen, was Sinn macht
Du sprichst von der Marke O-Way, die klar im Hochpreissegment positioniert ist. Lohnt sich das unternehmerisch? Kannst Du die höheren Preise denn an Deine Kunden weitergeben? Wie kommunizierst Du die Wertigkeit der damit durchgeführten Dienstleistungen?
Mit diesen Produkten sprechen wir die Kundschaft an, der Nachhaltigkeit und Bio sehr wichtig sind. Allerdings laufen die Rituale bei uns eher zögerlich. Ich denke, es liegt weniger am Preis als an der zusätzlich benötigten Zeit für den Termin. Wir konzentrieren uns mehr auf Schnitt und Farbe und sind aktuell sehr gut ausgelastet, so dass es uns oft an der zusätzlichen Zeit fehlt. Allgemein zelebrieren wir die große Kunst der Reduktion. Was Umsatz bringt, wird gestärkt, alles andere schaffen wir uns über kurz oder lang vom Hals. Auch mit Trainings sind wir darum derzeit zurückhaltend – momentan brauchen wir einfach nicht viele davon. Wir schauen ganz genau hin, wo wirklich unser Bedarf ist und sind sehr gezielt mit unseren Aktionen. So kommt es auch, dass z. B. Instagram von uns ziemlich stiefmütterlich behandelt wird – momentan brauchen wir es einfach nicht wirklich. Klar, auf lange Sicht werden wir nicht drum herum kommen, doch im Moment hat es keine Priorität. Da fokussiere ich mich z. B. lieber auf die Regionalpresse, das bringt mir für meine Kundenwerbung deutlich mehr.
Deine Kundschaft scheint nicht sparen zu müssen, doch listet Deine Preisliste schon ganz stattliche Zahlen auf, für Dresden wohl deutlich über dem Durchschnitt. Welche Kund*innen kommen zu Dir?
Ja, wir sind mit unseren Preisen im oberen Segment angesiedelt. Unsere Kundenstruktur ist trotzdem sehr vielschichtig. So kommen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft zu uns und Kund*innen, die sich unsere Dienstleistungen leisten können und wollen, da sie sicher sein können, dass ihre Wünsche bestmöglich umgesetzt werden. Dazu gehört natürlich auch eine verantwortungsvolle Beratung, selbst mit der Aussage, dass etwas auch mal nicht umsetzbar ist.
„Bei unseren Preisen müssen wir Qualität abliefern“
Dein Salon ist dafür bekannt, Dienstleistungen auf einem besonders hohen Niveau anzubieten. Wie sorgst Du dafür, dass dieses Niveau gehalten wird? Wie sieht die Qualitätssicherung bei Dir aus?
Ich bin in der glücklichen Lage, dass wir als Team schon so lange zusammenarbeiten und wir uns bei Herausforderungen immer unterstützen. So haben sich die Mitarbeitenden über die Jahre an unsere Qualitätsstandards angepasst und arbeiten alle auf einem ähnlichen Niveau. Umso schwieriger ist es dann aber auch, neue Mitarbeitende zu finden, die direkt im Tagesgeschäft einsteigen und Kund*innen übernehmen können. Bei den Preisen, die wir verlangen, müssen wir wirklich abliefern, da muss die Leistung stimmen. Wenn jemand mit einer ganz anderen Handschrift kommt, ist es schwierig, ihn schnellstmöglich an unsere Arbeits- und Herangehensweise heranzuführen. Ich habe zwar einige Bewerbungen, leider hat es noch nicht gepasst. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir neue Mitarbeitende finden und freue mich über weitere Bewerbungen.
„Auf seinen Lorbeeren darf man sich auch mal ausruhen“
Du und Dein Salon sind seit 25 Jahren unglaublich erfolgreich, Ihr habt unzählige Preise sowohl im unternehmerischen als auch im fachlichen Bereich abgeräumt. Was kann da noch kommen? Was sind Deine weiteren unternehmerischen Ziele, was möchtest Du mit Deinem Salon in der Zukunft noch erreichen?
Aktuell befindet sich unsere Tochter Helene bei uns im dritten Lehrjahr ihrer Ausbildung. Mein Ziel ist es, dass sie ihren Abschluss 2025 in der Tasche hat, damit sie in den nächsten Jahren vielleicht in die Rolle der Chefin hineinwachsen kann und das Unternehmen weiterführt. Sie wird dann mit Sicherheit neue Schwerpunkte setzen, da müssen wir in Ruhe gemeinsam schauen, was für alle passt.
Ansonsten halte ich etwas inne und ruhe mich einen Augenblick auf meinen Lorbeeren aus. Ich spare meine Energie für Projekte, die uns wirklich weiterbingen. Mal schauen, was mir als Nächstes über den Weg läuft. Ich bin mit meinen Entscheidungen oft recht spontan – damit bin ich immer gut gefahren.
Liebe Madlen, ganz herzlichen Dank für das erfrischende Interview und weiterhin viel Erfolg für Dein Business!