20 % Umsatzplus – Familientradition küsst lukratives Marketing

Die Zeiten für Friseurunternehmen sind herausfordernd: steigende Betriebskosten, Nachwuchs- und Mitarbeitermangel, Kund*innen, die ihre Besuchsfrequenz verringern… Umso mehr sticht in diesen Tagen die Friseurfamilie Morante aus Essen heraus. Der Familienbetrieb freut sich nicht nur über nahezu 60 treue Mitarbeitende, ein 20-prozentiges Umsatzplus in 2024 und ein kernsaniertes und opulent wiedereröffnetes Stammhaus. Nun soll mit zwei weiteren Filialen auch noch expandiert werden. Wie das sein kann? Erzählen die Morantes im FMFM-Familienportrait.
Der Grundstein des Friseurunternehmens Morante liegt auf der Liebe. Was zunächst absolut kitschig klingt, ist bei der Essener Friseurfamilie wörtlich zu nehmen. Denn Cosima und Antonio Morante, Kinder italienischer bzw. spanischer Gastarbeiter, lernten sich während ihrer Friseurausbildung in der Berufsschule kennen und verliebten sich. Gemeinsam eröffnete das junge Paar im Jahr 1985 einen eigenen Salon in der Essener Cäcilienstraße – das Familienunternehmen Morante war geboren.
Leidenschaft für Friseurberuf weitervererbt
Von Anfang an lag bei Morante der Fokus auf höchster Handwerkskunst und das Unternehmen wurde durch seine besonders präzisen und grafischen Haarschnitte nicht nur zum Lokalmatador, sondern schnell auch überregional bekannt. Heute, 40 Jahre später, hat sich Morante als angesehenes Friseurunternehmen etabliert, betreibt vier luxuriöse Salons in Essen und gehört als Intercoiffure-Mitglied zu den führenden Salons Deutschlands. Fachlich spezialisiert sind die Morantes nicht, jedoch: „Wir sehen uns als Salon, der Kund*innen anspricht, die ein starkes Qualitätsbewusstsein haben und bereit sind, dafür mehr zu bezahlen. Unsere Kundschaft ist anspruchsvoll, aber wir können diese Erwartungen hervorragend erfüllen.“
Die Leidenschaft für das Friseurhandwerk wurde den Kindern von Cosima und Antonio also eindeutig in die Wiege gelegt und so verwundert es nicht, dass drei der vier Geschwister – Leandro, Laura und Luana – heute im Friseurbetrieb tätig sind. Auch Sohn Antony arbeitet für Morante, wenn auch nebenberuflich im Marketing. „Schon als Kinder durften wir zu Messen und Events in Deutschland, Italien, Spanien oder London mitreisen“, erinnern sich die Geschwister. „Auch bei Seminaren im eigenen Salon waren wir immer dabei – als Modelle oder helfende Hände. Bereits im Grundschulalter haben wir Kaffee gebracht, Haare gefegt und mitgeholfen.“
Übernahme durch nächste Generation
Als besonders engagiert sticht Sohn Leandro heraus, der mit nur 18 Jahren den ersten von zwei eigenen Salons eröffnete. Während der letzten beiden Jahre übernahm der heute 35-Jährige auch die beiden Geschäfte der Eltern und steht heute der Morante Hair GmbH als Geschäftsführer vor. Die Übernahme war ein gutes Timing, um das Stammhaus in der Cäcilienstraße innerhalb von sechs Wochen komplett zu sanieren und in opulenter Optik wiederzueröffnen. Nun erstrahlt der 192 Quadratmeter große Salon in einem superluxuriösen Look. „All unsere Salons folgen der gleichen Corporate Identity in den Farben Schwarz, Weiß und Gold. Schwarz steht für Eleganz, Gold symbolisiert Exklusivität und Weiß sorgt für eine helle und einladende Atmosphäre im Salon“, so Leandro. „Wir als italienisch-spanische Familie haben ein besonderes Gespür für Design – und das zeigt sich deutlich in der Gestaltung unserer Salons.“
Auf Expansionskurs
Doch mit der Sanierung des Stammhauses geben sich Morantes nicht zufrieden: Im April 2025 wird eine fünfte Morante-Filiale in einem noblen Essener Stadtteil eröffnet. Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll sogar noch Salon Nummer sechs dazukommen: „Wir hätten dann in der Stadt Essen die schönsten Stadtteile besetzt.“
Sorgen, nicht genug Mitarbeitende für die Expansion zu haben, kennen die Morantes nicht. Im Familienbetrieb sind 58 Friseur*innen angestellt, 19 junge Menschen befinden sich gerade in Ausbildung bei Morante. Leandro: „Viele Friseursalons haben vor Jahren aufgehört, auszubilden, was sich negativ auf die Branche ausgewirkt hat. Unsere Philosophie ist es, junge Menschen für den Friseurberuf zu begeistern, sie umfassend auszubilden und langfristig an unser Unternehmen zu binden. Ausbildung ist der Schlüssel zur Zukunftssicherung, denn es ist einfacher, Nachwuchs zu fördern als erfahrene Profis zu finden. Friseurunternehmen, die ausbilden, werden keine Probleme haben, Mitarbeitende für die Zukunft zu gewinnen.“

Family-Spirit
Auch für 2025 steht Ausbildung bei Morante wieder ganz oben auf der Agenda: „Für den 1. August 2025 sind bereits vier Ausbildungsverträge unterschrieben, insgesamt möchten wir elf neue Azubis einstellen“, erzählt Leandro.
Bei der Azubisuche setzt Morante auf das Online-Jobportal indeed. Leandro: „Seit Dezember bis April läuft dort unsere Kampagne, in die ich jeden Monat 200 € investiere, um neue Azubis zu generieren. Letztes Jahr haben wir auf diese Weise mehr als 50 Bewerbungen erhalten und wir konnten uns die besten rauspicken, unterschrieben wurden zum 1. August 2024 schließlich neun Ausbildungsverträge.“
Beeindruckend – doch ziehen die Azubis ihre Ausbildung auch durch? Als Strategie gegen das Abbrechen sehen die Morantes ein familiäres Umfeld, „ein tolles Team, ein angenehmes Ambiente und den respektvollen und korrekten Umgang mit jedem Einzelnen“, umreißt der Geschäftsführer die Philosophie.
Ausbildung, Marketing und nicht zuletzt familiäre Bindung als Erfolgsstrategie? „Ja, der Familienspirit wird bei uns von den Chefs vorgelebt“, so Leandro. Jede der Filialen ist in unter 15 Minuten erreichbar. „Wir besuchen unsere Mitarbeitenden regelmäßig, veranstalten Team-Events, eine Sommer- und eine Weihnachtsparty. Zudem organisieren wir mehrmals im Jahr Seminare im Salon, bei denen unsere Mitarbeitenden zusammenkommen und gleichzeitig geschult werden. Durch unseren Gruppenchat bleiben wir immer in Kontakt mit allen und fördern so den Zusammenhalt im Team.“ Die Familie Morante ist es also, die alles zusammenhält: „Es ist nicht zu vergessen, wie viele Familienmitglieder von uns mitarbeiten. Selbst meine Cousine ist Friseurmeisterin und arbeitet in einer Filiale von uns.“
Hoher Invest ins Marketing
Eine Strategie, die aufzugehen scheint, denn im Gegensatz zum allgemeinen Stimmungsbild stehen bei Morante die Zeichen auf Erfolg: „2024 war für viele Friseurunternehmen ein schwieriges Jahr“, sagt Leandro. „Überall liest man von den Herausforderungen, und auch bei Gesprächen bei Intercoiffure oder mit anderen Kolleg*innen hört man viel Klagen. Doch ehrlich gesagt hatten wir ein Umsatzplus von 20 Prozent.“
Das komme nicht von ungefähr: „Mein Slogan ist: Dauerhafter Erfolg ist niemals Glück und niemals Zufall“, sagt Leandro. „Einige Kolleg*innen versuchen, bei Dingen wie Marketing zu sparen, was natürlich fatal ist. Ich investiere jeden Monat zwischen 1.000 und 2.000 € in Marketing – und das kontinuierlich, ohne Angst zu haben. Allein für Google Ads bezahle ich jeden Monat 700 €. Für Essen ist dieser Betrag extrem hoch. Deswegen ist Morante immer auf Platz 1, wenn man einen Friseur googelt.“ Hinzu kommen für Instagram- und Facebook-Ads weitere 200-300 € monatlich. Auch ins Radio investiert Morante: „Alle, die eine Alexa haben – und das sind extrem viele in Deutschland – und die Radio Essen abspielen, bekommen am Anfang des Programms unseren Werbespot abgespielt, manche auch zwischen den Sendungen. Das kostet mich 600€ im Monat.“ Weitere Marketingausgaben tätigt Morante z. B. in Bandenwerbung für den Fußballclub, fürs Sponsoring für das Essener Kinder-Prinzenpaar, Abizeitschriften, Anzeigen beim Lions Club und Werbung fürs Charity-Weihnachtskonzert. „Eigentlich vergeht kein Monat, in dem wir nicht irgendwelche zusätzlichen Werbeaktionen fahren. Wie man merkt, schießen wir aus allen Löchern“, lacht Leandro. „Natürlich ist diese Summe hoch, aber sie ist notwendig, weil wir so groß sind und aufgrund der Mitarbeiteranzahl täglich viele Neukund*innen benötigen.“
Weihnachtsaktion finanziert Expansion
Von Lockangeboten über den Preis hält Leandro aber nichts: „Bei uns gibt es keine Rabattaktionen, außer Black Friday, und der Weihnachtsgutscheinaktion, die sich als sehr lukrativ erwiesen hat.“ Von Mitte November bis zum 24. Dezember haben die Morantes Rabattgutscheine in Höhe von 160.000 € verkauft. Leandro erläutert: „Rabattiert bedeutet, dass der Kunde oder die Kundin sich über unsere Homepage einen Gutschein kaufen kann, egal in welcher Höhe, er bekommt auf diesen Gutschein 20 Prozent Rabatt. Manche Friseurkolleg*innen sagen, das sei viel zu viel, aber ich habe sehr viele Kund*innen, die sich große Gutscheine gekauft haben, z. B. über 1.000 €. Diese Kund*innen kommen definitiv öfter im Jahr zu uns in den Salon als wenn sie den Gutschein nicht hätten. Sie kaufen auch definitiv mehr Produkte, weil sie den Gutschein haben und „es ist ja schon bezahlt“. Dann kommt hinzu, dass ich durch meine Auswertung sehe, dass es sehr viele Gutscheine gibt, die gar nicht eingelöst werden – warum auch immer: entweder weggezogen oder verloren gegangen oder oder…“ Kurz gesagt ist es den Morantes durch die Gutscheinaktion gelungen, die Liquidität innerhalb weniger Wochen so zu stärken, „dass wir mit diesem Geld ohne Probleme nun die fünfte Filiale eröffnen.“
Verbandsarbeit als wichtiger Zukunftsfaktor
Bei allem individuellem Erfolg haben die Morantes trotzdem auch das große Ganze im Blick, wollen über die Unternehmensgrenzen hinaus etwas bewegen und Erfolgsstrategien teilen: „Wir sind schon immer Innungsmitglied gewesen“, so Leandro, der seit fünf Jahren im Vorstand der mitgliederstarken Friseur-Innung Essen aktiv ist. „Die Arbeit im Vorstand und im Berufsbildungsausschuss des LIV ist für mich sehr wichtig, denn man kann nur etwas bewegen, wenn man am Fundament arbeitet.“
Den Mitarbeitermangel im Friseurhandwerk sieht Leandro ein Stück weit sogar als Vorteil: „Ich würde behaupten, dadurch, dass es immer weniger ausgebildete Fachkräfte gibt, wird uns guten Friseur*innen eine rosige Zukunft bevorsteht. Denn wie man schon in der Schule gelernt hat: Angebot und Nachfrage machen den Preis. Weniger Friseur*innen fördern folglich die Bereitschaft, sie mehr bzw. angemessen zu bezahlen. So werden Mitarbeitende davon profitieren aber auch die Inhaber*innen der Salons.“
Die Verbandsarbeit sieht Leandro durch einen Generationswechsel in einem guten Licht: „Ich denke, dass in den nächsten zwei Jahren einiges passieren wird, weil sowohl im Landesinnungs- und Zentralverband als auch in den einzelnen Innungen junge und motivierte Vorstandskolleg*innen hinzukommen. Jung heißt auch gleichzeitig neue Impulse, andere Gedankengänge und den Drang nach Veränderung. Aber auch die Nähe zur Digitalisierung wird einfacher umgesetzt, wenn junge Leute in die Vorstände kommen.“
Gleichzeitig zögen alle Innungen und Verbände derzeit an einem Strang, um gegen Schwarzarbeit zu kämpfen. „Da geht es z. B. um nicht korrekt angemeldete Beschäftigte in Barbershops, aber natürlich auch in Friseursalons. Auch bei den Ausnahmebewilligungen, die in den letzten Jahren so einfach vergeben wurden, wird kontrolliert, ob dort alles sauber und ordentlich abläuft.“
„Strenge, Liebe, Gastlichkeit“
Im Umgang mit der Kundschaft betonen die Morantes Herzlichkeit und „südländische Gastlichkeit“ als Grundphilosophie. „In dieser verrückten Welt, die von Leid und negativen Einflüssen geprägt ist, ist es uns besonders wichtig, dass der Besuch in unserem Salon einfach perfekt verläuft. Wir möchten, dass sich unsere Kund*innen wohlfühlen, abschalten können, sich bei uns sicher und willkommen fühlen und für einen Moment die verrückte Welt vergessen.“
Und auch im Verhältnis den Mitarbeitenden pocht das Unternehmen auf Werte: „Für uns ist es wichtig, gute Chefs zu sein. Ein guter Chef ist jemand, der menschlich bleibt und niemals von oben herab mit seinen Mitmenschen umgeht. Wir führen unsere Mitarbeitenden mit einer gewissen Strenge und Liebe, aber immer mit Respekt, denn das wird geschätzt.“ Da ist sie also wieder, die Liebe. Bei Morante der Grundstein und gleichzeitig Teil der Erfolgsstrategie.

das nenne ich eine tolle Präsentation für unser Friseur Handwerk.
Obermeister der Friseur Innung Essen
Als Ehemalige Mitarbeiterin kann ich es nur bestätigen. Ich habe 5 Jahre bei Morante gearbeitet und war sehr stolz drauf Teil des Teams zu sein. Ich habe die Morante Familie immer gerne unterstützt und für sie gearbeitet. Der liebe wegen bin ich 200 km weiter weg gezogen, weshalb ich meinen Arbeitsplatz bei Morante aufgegeben habe. Ich freue mich sehr für den Erfolg für das gesamte Morante-Team!