Knapp an Insolvenz vorbei: „So konnte ich mein Unternehmen retten!“
Paff! Nicht einmal eine Woche hielt ihr Salon der Krise stand: Martina Czichon war im ersten Lockdown schon nach wenigen Tagen zahlungsunfähig. Reserven gab es nicht. War das das Ende ihres Salons? Nein! Denn für die leidenschaftliche Friseurin und Ausbilderin war Aufgeben niemals eine Option. Mithilfe vieler Tipps und handfestem Wissen von Saloncoach Christian Funk krempelte sie ihren Salon um. Das Ergebnis: Martina ging und geht noch gestärkt aus der Krise hervor – sowohl unternehmerisch als auch persönlich. Ihre Geschichte mit großem Happy End (und einer wichtigen Moral) teilt sie mit uns auf FMFM.
Bis jetzt sind Friseure noch von einem dritten Lockdown ausgeschlossen. Dennoch gleicht es einer Gefühls- und Unternehmer-Achterbahn, was die Saloninhaber derzeit mitmachen müssen! Das Schluckauf-Krisenkonzept der Bundesregierung (auf/zu – auf/zu), um die rasant steigenden Infektionszahlen unter Kontrolle zu bekommen, bäumt sich auf zu einer noch größeren Pleitewelle, die ohnehin schon seit Beginn der Pandemie über das Land hinein bricht. Durchhalten kann nur, wer die Verschnaufpausen nutzt, um krisensichere Salonkonzepte umzusetzen! So wie Martina Czichon, die die Kurve so grad noch mal gekriegt hat.
„Ich war total deprimiert und einfach kraftlos“
Der erste Lockdown hat nicht nur dich kalt erwischt. Aber beinähe hätte er das Aus für deinen Salon bedeutet. Wie kam es zur „beinahe Insolvenz“?
Ursächlich für meine finanzielle Schieflage war eine fatale Kombination aus einer katastrophalen Preiskalkulation und einem enormen Einsatz von Materialkosten. Als ich den Salon 2015 übernommen habe, stand er bereits kurz vor der Insolvenz. Ich habe sozusagen bei Null angefangen, und weil ich es nicht besser wusste, habe ich mich an den Preisen der Mitbewerber orientiert. Mein Team und ich haben jeden Tag bis zum Umfallen gearbeitet – und doch ist am Ende des Tages nichts übrig geblieben. Als dann der Lockdown kam, war ich total deprimiert und einfach kraftlos. Ich habe mich gefragt: Wie soll es nur weitergehen?
Was war der entscheidende Punkt, an dem Du als Unternehmerin wach geworden bist?
Um ehrlich zu sein, es hat ewig gedauert und ich habe auch ein paar Anläufe gebraucht, um aufzuwachen. Im Jahr 2017 habe ich bereits die ersten Seminare bei Christian Funk besucht. Da wurde mir das erste Mal aufgezeigt, dass in meinem Konzept nicht alles so ideal ist, wie ich dachte. Ich meine, wir hatten volle Terminkalender und unheimlich viel zu tun, sodass mir gar nicht bewusst war, dass ich bei jeder Dienstleistung draufzahle und am Ende nichts übrig bleibt. Rücklagen, Altersvorsorge usw., all diese Punkte habe ich in meiner Kalkulation gar nicht berücksichtigt. Bis zum Lockdown hatte ich das Erlernte der Zahlenseminare nur halbherzig umgesetzt… Wie schon gesagt, hatte ich den Ernst der Lage gar nicht ganz verstanden. Ich hatte aber das große Glück, dass meine Bank mir auf gut Deutsch „den Arsch“ gerettet hat. Dieses einschneidende Erlebnis war der ausschlaggebende Punkt dafür, das gelernte Wissen endlich zu 100% umzusetzen! Als UnternehmerIn berücksichtigt man zwar die Möglichkeit eines Ausfalls, jedoch unter der Prämisse, dass die Arbeit im Salon durch das Team weiterläuft und der Umsatz trotzdem eingefahren wird. Dass wir mal komplett schließen müssten und gar nichts mehr an Geldern fließt, damit hätte ich im Leben nie gerechnet. Diese schmerzhafte Erkenntnis hätte mich beinahe meine Existenz gekostet.
Mit dieser Erfahrung bist du ganz sicher nicht allein! Was hast du also verändert und warum?
Ich habe erst einmal meine Preise angepasst, Dienstleistungen aufgewertet und so manche Kosten gesenkt. Denn einfach nur die Preise zu erhöhen bringt gar nichts. Ohne einen spürbaren Mehrwert kann das nämlich nach hinten losgehen. Schließlich erwartet der Kunde für den bis dato bezahlten Preis X pro Dienstleistung plus Preisanpassung auch eine Mehrleistung, die die Erhöhung rechtfertigt. Des Weiteren habe ich für mehr Transparenz in meinem Unternehmen gesorgt. Meine Mitarbeiter wurden komplett über die Kostenstruktur informiert. Sprich: sie wissen genau, wie hoch die Einnahmen und die Ausgaben sind. Ich finde das sehr wichtig, denn nur so kann auch mein Team die Preisgestaltung besser nachvollziehen und gut vertreten.
Du hast also an vielen Stellschrauben gebdreht. Was würdest du anderen Friseuren raten, denen deine Situation bekannt vorkommt?
Schaut euch genau eure Einnahmen und Ausgaben an. Viele Kollegen wissen gar nicht, wie hoch ihre genauen Kosten sind. Darüber hinaus sollte man Rücklagen schaffen – und zwar rechtzeitig! Man weiß ja nie, was die Zukunft so bereit hält. Und nicht jeder hat so eine tolle Bank im Rücken wie ich. Es ist zudem wichtig, seine Komfortzone zu verlassen und einfach mal über den Tellerrand hinaus zuschauen. So kann man gemeinsam mit den Mitarbeitern Großes erreichen!
Wie sieht es heute – knapp ein Jahr später – bei dir aus und wie geht es dir?
Ich habe jetzt ein gut laufendes Unternehmen, das trotz des zweiten Lockdowns in keine Schieflage geraten ist. Keine Frage: wie alle Kollegen haben auch wir zu kämpfen. Aber es geht nicht mehr um das nackte Überleben! Unsere Reserven sind zwar aufgebraucht, dennoch geht es meinen Mitarbeitern und mir gut. Keiner muss bis jetzt um seinen Arbeitsplatz fürchten. Es gilt natürlich trotzdem, so schnell wie möglich die Reserven wieder aufzufüllen. Ich bin so froh, dass ich die Kehrtwende rechtzeitig eingeleitet habe und mein Unternehmen weiterhin mit Erfolg führen kann.
Anfang des Jahres durfte ich mit meiner Geschichte sogar Christian Funk bei seinem Zahlen-Intensiv-Trainingsseminar unterstützen und meine Erfahrungen und Know-how an die Teilnehmer weitergeben. Daraus ist nun eine dauerhafte Zusammenarbeit geworden. Im April kann man uns dann gemeinsam beim Onlineseminar „Mitgestalter“ erleben.
Friseurin? Stylistin? Oder gar Friseuse? Zur Etikette und Geschichte der Berufsbezeichnung Friseurin
Martina Czichon nahm die Sache selbst in die Hand und das mit Erfolg.