Clubhouse-Hype: „Ich gebe zu: Ich bin regelrecht süchtig!“

„Stellt es euch nur mal vor: Die App „Clubhouse ist erst seit neun Monaten auf dem Markt und bereits 1 Milliarde US Dollar wert! Wahnsinn, oder? Aber ist es allein das, was den Run auf die Innovation ausmacht? Für mich bei weitem nicht. Ich betrachte Clubhouse inzwischen wirklich als Meilenstein in der Social Media-Kommunikation! Dabei sah es anfangs gar nicht danach aus, als würde mich die Neuheit vom Hocker reißen. Bereits vor drei Monaten hat mir Paul, ein Freund und Kollege aus London, von dieser neuen Clubhouse-App erzählt und sie mir sehr empfohlen. Da mein Freund sehr in der Musikszene verwurzelt ist, habe ich zuerst gedacht, dass sich bei der neuen App vornehmlich um Neuheiten aus der Musikwelt drehen würde. So richtig interessiert war ich nicht. Aber Paul hat mich regelrecht gedrängt. Er sagte, dass man nur auf Einladung eines Mitglieds Teil der Clubhouse-Community werden könne und dass die Plattform eine großartige Möglichkeit zum Networken sei. Aha.

Warum noch ein Kanal mehr?

Für mich als Kreativer, als Friseurunternehmer und als Gründer von calligraphy cut ist Netzwerken essentiell wichtig. Natürlich. Dennoch habe ich mich gefragt: Brauche ich tatsächlich noch eine weitere Kommunikationsplattform neben Facebook, Instagram, E-Mail und all den anderen? Ich schaffe es doch jetzt schon kaum mehr, den Überblick zu halten. Aber mein kindlicher Entdeckertrieb gewann Überhand und ich habe Clubhouse getestet. Und soll ich was sagen? Diese App hat mich von der ersten Sekunde an fasziniert! Es gibt dort keine Bilder, keine Videos –und doch finde ich hier ein magisches Fenster zur Welt! Das Prinzip ist ähnlich dem einer weltweiten Telefonkonferenz: Man kann sich sogenannte „Räume“, also „Rooms“ suchen, in denen vorher festgelegte Themen live (und nur live!) diskutiert werden. Also eine Art Live-Podcast. Das gefällt mir! Der Themenauswahl ist dabei keine Grenze gesetzt.

Internationaler Austausch

Beim ersten Schnuppern entdeckte ich zufällig einen Room, in dem der Gründer von Tesla, Elon Musk, mit anderen Freaks diskutierte. Wahnsinn. Wann hat man solch eine Gelegenheit? In einem anderen Raum tauschten sich Maschmeyer und Kevin Kros aus. In wieder in einem anderen Thomas Gottschalk. Die Rooms sind von der Anzahl der User begrenzt und grundsätzlich haben alle haben die Möglichkeit zu sprechen. Das funktioniert wie in einer Art Fish Bowl: Bis auf die Moderator*innen, die den Raum eröffnet haben (das kann übrigens jedes Mitglied machen) beginnt jeder Zuhörer zunächst als Gast im Auditorium. Dort kann er oder sie dann digital die Hand heben und signalisieren, wenn man selbst eine Frage oder ein Statement zu dem Thema des Rooms hat. Auf der sogenannten Bühne entscheiden dann die Moderator*innen, wen sie als Gesprächspartner wechselnd mit auf die virtuelle „Stage“ holen und diskutieren.

DAS Tool für uns Friseure

Bisher waren alle Diskussionen, die ich erlebt habe, sehr diszipliniert. Keine nervigen Kommentare wie bei Facebook oder immer die gleichen Bilder wie bei Instagram. Für mich ist dieser freie Austausch über Ländergrenzen und Grenzen im eigenen Kopf hinweg wie ein lebendiges und unzensiertes Wikipedia. Und für uns Friseure ist es genau das ideale Tool, denn wir sind die Meister der Kommunikation! Noch ist Clubhouse eine Beta Version, die sich jede Woche verändert. Für ihren Datenschutz steht die App derzeit allerdings in der Kritik. Dennoch fasziniert mich dieses Freie, dieses Spontane, Bunte und auf den ersten Blick Regellose. Bei Clubhouse kann ich ausbrechen! Ich finde hier unglaublich viele Inspirationen, und genau das hat mir bislang so gefehlt. Vor allem in einer Zeit, wo alle Theater, Museen, Restaurants etc. geschlossen sind. Hier finde ich nahezu alles – nur keine Zeit. Denn die nimmt mir Clubhouse, weil es gerade nachts dort so spannend ist. Für mich ist diese Neuheit aktuell die spannendste Versuchung des Lockdowns, die regelrecht süchtig macht.