Friseure vor dem 2. Lockdown? „Das müssen wir trotz Blindflug tun!“

Friseure-vor-dem-2-Lockdown-Das-muessen-wir-trotz-Blindflug-tun-4142-1
Möchte agieren statt nur reagieren: Strategieberater und Friseurunternehmer Peter Gruss
Peter Gress
Möchte agieren statt nur reagieren: Strategieberater und Friseurunternehmer Peter Gruss

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Das Schreckgespenst 2. großer Lockdown steht im Raum. Kommt er, oder kommt er nicht? Keine(r) weiß es (derzeit) genau. Aber aus der Erfahrung der ersten kollektiven Friseurschließung bleibt eine Erfahrung ganz sicher: Vorausschauendes Vorbereiten ist besser als hektisches Hinterherhecheln! Friseurmeister und Strategieberater Peter Gress über die aktuelle, krause Corona-Lage und was für ihn genau JETZT zu tun ist!

Anzeige

Anzeige

„Corona geht uns allen auf die Nerven, das Virus rüttelt an unserer Existenz und saugt uns die Energie aus den Köpfen. Seitens der Politik gibt es kein einheitliches Vorgehen, und die Informationspolitik ist oft widersprüchlich bis überraschend. Wie es besser gemacht werden kann, weiß ich nicht, aber dass es besser geht, schon. Nachvollziehbar ist das alles nicht mehr. Würde ich meine Mitarbeiter so behandeln, wie die Politik das mit uns Bürger und Unternehmern macht, würde ich jede Zustimmung des Teams zu meinen Entscheidungen verlieren. Diese Entwicklung ist bedenklich, weil die Gefahr besteht, dass die Politik den Rückhalt der Bevölkerung verliert. Ich bin und bleibe Demokrat, aber die Politik auf Landes- und Bundesebene stellt meine Gefolgschaft auf eine harte Probe.

Fahren auf Sicht

Nun stehen wir Friseure also vor einem zweiten Lockdown. Dabei geht es uns Friseuren besser als den Künstlern, der Veranstaltungsbranche, der Gastronomie, den Schaustellern und den Menschen, die sich in diesen Branchen mit einer geringfügigen Beschäftigung noch Spending Money verdient haben. Die Vorbereitung auf diesen Lockdown ist schwierig, weil noch keine Rahmenbedingungen vorgegeben wurden. Was wir grade tun, gleicht einem Blindflug im Gebirge. Aber Entscheidungen wollen trotzdem getroffen werden! Corona-Zeiten sind keine Zeiten für Planer, denn jeder Plan, den ich heute fasse, zerschellt morgen an der Realität. Deshalb muss ich situativ entscheiden, so schwer mir das auch fallen mag.

Wir gehen gezielt vor

Unser erster Schritt: Wir ziehen Kunden vom 28.12.20 bis zum 10.1.2021 vor, soweit es die Kapazität zulässt und die Kunden das wollen. Die Maximalbelegung im Salon dürfen wir dabei natürlich nicht überschreiten. Das schaffen wir nur mit der Ausweitung in die Früh- und die Nachtzeit. In Baden-Württemberg müssen Friseurgeschäfte ab 200 Inzidenzen geschlossen werden, das kann uns dabei noch einen Strich durch die Rechnung machen. Der Katastrophenfall in Bayern und die Entwicklung in Sachsen geben schon mal die Richtung an, mit der wir uns auseinandersetzen müssen. Sobald klar ist, was kommt, kommunizieren wir das über unsere Webseite, Facebook, Instagram und Google My Business. Wir bleiben ab dann täglich in Kontakt mit unseren Kunden, um sie auf dem Laufenden zu halten.

Das Team ins Boot holen

Unser zweiter Schritt: Wir haben die Mitarbeiter am Samstag, 12.12.2020 zu einem Zoom-Meeting eingeladen. Hier besprechen wir die bis dahin aktuelle Situation und die erforderlichen Maßnahmen. Kommunikation mit den Mitarbeitern ist die vordringlichste Aufgabe. Es gilt dabei, nichts zu beschönigen, aber auch keine Panik zu schüren. Es ist vor allen Dingen wichtig, Verständnis für die intern zu treffenden Maßnahmen wie Betriebsferien oder Kurzarbeit zu schaffen. Für eine endgültige Entscheidung muss natürlich klar sein, wie sich die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin über die Dauer des Lockdowns entscheiden.

Zahlungsengpässe vermeiden

Zurzeit gibt es noch keine Zusage für eine Ausgleichszahlung bei der Schließung von Friseurgeschäften. Klar ist auch noch nicht, wie lange eine Schließung nach Weihnachten sein wird. Im Gespräch ist der 10. Januar 2021; ich gehe aber eher von einem Lockdown bis zum 24.1.2021 aus. Wir wissen derzeit auch noch nicht, wie wir den Umsatzausfall kompensieren sollen. Dazu führen wir derzeit Gespräche mit dem Steuerberater und die Gespräche mit der Bank werden folgen. Alle Aussagen bleiben momentan noch im Konjunktiv stecken, weil wir nicht wissen, wann und wie genau sich die Politik entscheidet.

Ich drücke uns allen die Daumen, dass wir gesund und optimistisch bleiben. Schöne Weihnachten und ein frohes Neues Jahr 2021.“

 

Peter Gress ist Friseurunternehmer aus Esslingen und bietet Seminare im Bereich Strategieberatung an. Weitere Infos unter https://gress.de/