Denis Sabur: „Auf unserer Fahne steht seit Corona „Achtsam nicht Ängstlich!“

Mit welchen drei Emotionen würdest du das Jahr 2020 beschreiben? Ignorant- ängstlich- verantwortungsvoll, das sind meine Empfindungen für 2020. Anfangs habe ich den Virus aus China nicht ernst genommen. Rückblickend war ich gleichgültig bis ignorant. Kurze Zeit später konnte ich die Angst meines Teams und der Kunden deutlich spüren. Daraus resultierte bei mir das Bedürfnis, mich besonders verantwortungsvoll zu verhalten. Wie hast du die herausfordernde Zeit des Lockdowns im März/April erlebt? Nun, die ersten Tage brauchte ich, um zu begreifen, was geschehen war. Ich hatte genau einen Tag vor dem offiziellen Lockdown beschlossen eine Pause einzulegen. Da die Beschaffung von Schutzausrüstung zu dem Zeitpunkt nicht möglich war, war die vorübergehende Schließung meines Salons zwar eine schwere, aber notwendige Konsequenz. Ich fühlte mich wie der Hamster, dessen Rad abrupt angehalten wurde und die Fliehkraft hat mich aus meiner Umlaufbahn katapultiert. Also unternehmerisch die gefühlte Rolle rückwärts. Nach ein paarmal Schütteln waren es die Kunden, die per Mail und Telefon unsere Hilfe suchten und uns damit zurückholten. Wir organisierten „Survival Päckchen“ und brachten Shampoo& Co frei Haus. Der emotionale Abschied des Teams hat uns die Neuen Medien testen lassen. Jeder war aufgefordert, kleine Videos von seinem Alltag zu machen und wir nutzen diese Statements, um digital mit unseren Kunden in Kontakt zu bleiben. Regelmäßige Video Meetings kamen dann zur weiteren Lagebesprechung dazu. Hat die Coronakrise auch irgendwelche positiven Auswirkungen auf dich persönlich? Corona und der damit einhergehende Zwang, Altes zu überdenken und sich Neuem zu öffnen, hat etwas Inspirierendes. Für mich ist ein Effekt der Bereinigung entstanden. Das ist nicht immer schön, sogar manchmal schmerzvoll, aber nur so sind persönliche und kollektive Entwicklungen wohl möglich. Junge Menschen, die voller Lust am Leben und energiestrotzend, jetzt rücksichtsvoll die Gefährdeten unserer Gesellschaft schützen, indem sie sich selbst bremsen, beeindrucken mich zutiefst. „Wenn du nicht nach draußen kannst, dann geh eben nach innen.“ Zitat- Leoni P. 19 Jahre. Die Auflagen werden vorbildlich und diszipliniert von unseren Kunden getragen. Wir als Team haben uns nie respektierter gefühlt und können denselben Respekt aus vollem Herzen zurückgeben. Auf unserer Fahne steht seitdem „ACHTSAM nicht ÄNGSTLICH!“ Was ist – neben dem Ende der Pandemie – dein größter Wunsch für 2021? Ich wünsche mir, dass wir Friseure spätestens jetzt uns unserer Wichtigkeit und die damit verbundene Verantwortung für Menschen bewusst sind. Ich möchte anregen, darüber nachzudenken, nicht der Scherenbediener und Pinselschwinger seiner Kunden zu sein. Macht klar und nehmt wahr, wie viel in jedem individuellen Haarschnitt von euch mitschwingt. Wie personalisiert die Haarfarbe ist und wie viele glückliche Stunden dieser Mensch mit und durch eure Fähigkeit erleben wird. Welche Wertschätzung sie erleben werden und zu welcher Ausstrahlung ihr ihnen verholfen habt.