Ausbildungsbereitschaft im Friseurhandwerk dramatisch gesunken!
Die Corona-Pandemie wirkt sich im Hinblick auf das Ausbildungsgeschehen im Friseurhandwerk durch ein stark rückläufiges Ausbildungsangebot aus. Die Krise beschleunige den Trend der sinkenden Ausbildungsbereitschaft in hohem Maße, so der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks in einer heutigen Pressemitteilung.
Die Sorge vor einer erneuten Salonschließung in Verbindung mit der fehlenden Möglichkeit der Kurzarbeit für Auszubildende und gestiegener Ausbildungsvergütungen sowie einer unsicheren Kundennachfrage seien möglicherweise die Treiber für einen Rückzug aus der betrieblichen Ausbildung. Die Lage im Friseurhandwerk sei zudem gekennzeichnet durch ein sogenanntes Passungsproblem: Trotz eines Überhangs an Ausbildungsangeboten, bleiben viele Bewerber ohne Ausbildungsstelle. Damit liege ein großes Fachkräftepotenzial brach. Im Friseurhandwerk gibt es offensichtlich große Diskrepanzen zwischen Angebot und Nachfrage, sodass überdurchschnittlich viele Bewerber unversorgt als auch Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben. Bemerkenswert sei, so der ZV, dass der Anteil unbesetzter Stellen kleiner als im Vorjahr ausfällt (- 7 Prozent). Offenbar haben viele Betriebe ihre Ausbildungsbereitschaft über den 30. September hinaus nicht aufrechterhalten.
Generell seien sowohl die Ausbildungsplatznachfrage als auch das Ausbildungsplatzangebot für den Berufsbereich Körperpflege. Bis zum 30. September meldeten sich rund 11.150 Bewerber ausbildungssuchend, 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Betriebe haben für diesen Berufsbereich im gleichen Zeitraum knapp 7.700 Ausbildungsstellen gemeldet, 14,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Interessant ist, dass die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen (anders als im Gesamtschnitt des Handwerks) in diesem Berufsbereich sogar um 44 Prozent zurückgegangen ist, meldet die Bundesagentur für Arbeit(BA) für das Berichtsjahr 2019/2020.
Gleichwohl sei der Friseurberuf, trotz der insgesamt gesunkenen Nachfrage, nach wie vor sehr beliebt. Dies gelte vor allem für junge Frauen und Geflüchtete. So liege der Friseurberuf mit 6.300 Bewerberinnen auf Platz 7 der am meisten nachgefragten Ausbildungsberufe bei jungen Frauen. Bei geflüchteten jungen Menschen wird der Friseurberuf nach dem KFZ-Handwerk am zweithäufigsten nachgefragt.
Die Herausforderung liege jetzt darin, Ausbildungsbetriebe stärker zu unterstützen und zu entlasten, zum Beispiel durch eine Gleichstellung von Auszubildenden mit Studenten bei der Krankenversicherung. Zudem sollte das Fachkräftepotenzial an noch unversorgten Bewerbern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund durch gezielte Maßnahmen gefördert werden, zum Beispiel durch die Förderung der Mobilität von Auszubildenden (Azubi-Ticket, BaFöG), den Erhalt von Fachklassen und Sprach- und Integrationskurse.
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