Corona-Salonschließungen – alles nur ein großer Irrtum?

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WAS DENN NUN?! Hätte man sich den Lockdown schenken können?
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WAS DENN NUN?! Hätte man sich den Lockdown schenken können?

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„Man hätte Friseure nicht schließen müssen!“, titelte gestern das Online-Magazin BILD.de und behauptete, damit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu zitieren. WIE BITTE, was denn nun? War es am Ende etwa ein Fehler, Friseursalons aufgrund von Corona zu schließen? Wir haben FMFM-Artists gefragt, was sie über die angebliche Rolle Rückwärts denken.

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Wie eine Bombe schlug das gestrige Statement von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zur Schließungsverordnung der Friseursalons im März 2020 ein. Mit der Schlagzeile „Man hätte Friseure nicht schließen müssen!“ wurde von BILD.de eine wilde Diskussion über Sinn und Unsinn der weitreichenden Lockdown-Maßnahme entfacht. Entrüstung, Wut und Frust bahnten sich ihren Lauf. Tatsächlich hatte Jens Spahn folgenden Satz gesagt: „Man würde, mit dem Wissen heute, das kann ich Ihnen sagen, keine Friseure mehr schließen und keinen Einzelhandel mehr schließen. Das wird nicht noch mal passieren. (…) Wir haben doch was dazu gelernt in den letzten Monaten, wie wir uns schützen können, ohne dass es diese Maßnahmen braucht. Dafür braucht es aber vor allem eben z.B. die Maske.“ Wie seht Ihr das Ganze? Hier die Statements der FMFM-Artists.

Michelle Ross-Krämer

Ich mag dieses ganze „Hätte, hätte, Fahrradkette“ ehrlich gesagt nicht mehr hören. Im Nachhinein ist man vermutlich immer schlauer. Vielleicht hätten wir Friseure tatsächlich nicht geschlossen werden müssen. Aber es ist nun einmal passiert; es war vorausschauendes Handeln, das sich möglicherweise im Nachhinein als Fehler entpuppt. Aber wer weiß es schon? Viel wichtiger ist mir jetzt, dass wir alle mal unseren Hintern hochkriegen und aktiv werden. Wir müssen uns und unsere Salon positionieren und das funktioniert meiner Meinung nach nur über Spezialisierung. Ich jedenfalls buche derzeit wieder viele Seminare, die mein Team und mich weiterbringen.

 

Michi Jung

Im ersten Moment denkt man sicher „Den ganzen Scheiß hätte man sich sparen können“, aber wenn ich mir überlege, dass ich in der gesamten letzten Woche vor dem Lockdown so viel Umsatz gemacht habe, wie ich sonst an 1 ½ Tagen mache, finde ich es im Nachhinein immer noch nicht verkehrt, dass wir geschlossen wurden. Die Menschen hatten einfach zu viel Angst, zum Friseur zu gehen und die Mitarbeiter waren verunsichert, zur Arbeit zu kommen. Wenn wir geöffnet gehabt und Minus gemacht hätten, wäre es auch schwierig gewesen. Klar, während der Schließung haben wir ein dickes Minus gemacht, aber wir mussten immerhin keine Gehälter zahlen. Ob die Schließung hätte so lange sein müssen, keine Ahnung. Vermutlich hätten auch 3-4 Wochen gereicht, um die Panik in der Bevölkerung zu reduzieren und danach mit Hygienekonzepten wieder voll durchzustarten. Vielleicht zielt das Statement von Spahn auch darauf ab, die Wirtschaft anzukurbeln, indem er indirekt sagt, dass es trotz Corona sicher ist, zum Friseur zu gehen. Es ist ja doch so, dass es derzeit bei vielen Friseuren und im Einzelhandel eher mau aussieht.

 

Yvonne Honerbom

Das Statement von Jens Spahn hat mich überrascht, und seine Aussage halte ich für unnötig. 1. Weil man Wissen erst erlangen muss, um sich anpassen zu können. 2. Weil wir heute noch nicht wissen, was eventuell noch wieder nötig werden kann, sollte z.B. das Virus mutieren. Tatsächlich hatte ich die erforderlichen Maßnahmen längst für meinen Salon entwickelt und war mir sicher, dass die Maßnahmen reichen würden, da man damit auch in jedem Krankenhaus zurecht kommen muss, aber so what? Jetzt mit solchen Sprüchen wie mit einem Finger in Wunden zu bohren, nachdem wir unnötig Verluste hinnehmen müssen, hätte man sich sparen können.

 

Ralf Steinhoff

Was für eine tolle Nachricht: Wir werden auch bei einem weiteren Auflodern der Infektionsbrände unsere Salons nicht schließen müssen. So weit, so gut. Ich möchte keine Spaßbremse sein, aber ist das wirklich die gute Nachricht, auf die wir alle gewartet haben? Ich kann Herrn Spahn bei seiner rückwirkenden Betrachtung nicht zustimmen: Aufgrund der emotionalen Situation im März blieb gar nichts anderes übrig, als die Salons zu schließen. Zudem gab es keine Masken, die die Sicherheit für Kunden und Mitarbeiter garantieren; von einer breiten Überzeugung von deren Wirkung mal ganz abgesehen… Wenn ich im März die Lottozahlen vom letzten Wochenende erfahren hätte, wäre ich jetzt Millionär… Es ist dagegen leicht zu prognostizieren, was zukünftige Warnungen von Seiten der Politik auslösen werden, nämlich Panik und Angst – und leer gefegte Geschäfte wie vor dem Lockdown. Wenn wir unsere Salons mit einer unrentablen Auslastung offen halten, ist uns nicht geholfen. Es gibt aber auch Anlass zu Optimismus: Denn wir haben es wieder ein Stück weit selbst in der Hand! Wir können alles dafür tun, dass sich unsere Gäste zu 100 % sicher und dabei wohl fühlen. Wir können und müssen dies gerade in den kommenden Zeiten der Angst kommunizieren. Wir brauchen einfache, ständig dem aktuellen Infektionsgeschehen angepasste Hygienepläne, die Sinn machen. Und am Schluss noch ein Ausblick, den ich Karl Lauterbach zu verdanken habe. Er berichtete von der Entwicklung eines Selbsttests in Offenbach und sprach von einem „Game Changer“. Anfang 2021 werden wohl Selbsttests zu Verfügung stehen, die in Minutenschnelle anzeigen, ob man infiziert ist oder auch nicht. Ohne Labor zum Selbertesten! Das gibt mir Hoffnung!

 

Denis Sabur

Ich halte die Aussage des Herrn Spahn für übermotiviert. Vermutlich meinte er, dass er keine Schließung mehr verantworten möchte. Aus der Sicht einer Unternehmerin sträubt sich alles in mir, eine angeordnete Schließung gutzuheißen. Unternehmer/innen sind Lösungsfinder und unternehmen täglich etwas, um eine Situation – wie auch immer sie geartet ist – zu verbessern oder zu ändern. Die Verantwortung für ein Geschäft, Mitarbeiter und Kunden ist für jede Führungskraft auch eine moralische Herausforderung. Ich hatte mich aufgrund mangelnder Beschaffbarkeit von Hygienemitteln kurz vor dem offiziellen Lockdown zur Schließung entschieden – und ich hätte selbstverständlich auch gern nach genauer Abwägung wieder eröffnet. Eigenständige Verantwortung ist für Seele von Unternehmern und das wünsche ich mir auch weiterhin.

 

Daniel Schwefel

Ich glaube nicht, dass ein Lockdown dieser Größenordnung noch einmal vorkommen wird. Sollten die Covid-19-Zahlen gravierend steigen, stehen evtl. noch mal regionale Schließungen an. Im Nachhinein halte ich den Lockdown im März für gerechtfertigt und sinnvoll, weil er allen gezeigt hat, wie ernst und wichtig das Thema Corona ist. Meine Mitarbeiter und ich haben die Zeit des Lockdowns genutzt, um uns auf alle Veränderungen, die die neuen Hygieneverordnungen mitbringen, einzustellen und konkret vorzubereiten.