Gekämpft wie ein Löwe! Flüchtling Mousa erfolgreich zum Friseur ausgebildet

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Fühlt sich nach drei Jahren integriert - Mousa Alset
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Fühlt sich nach drei Jahren integriert - Mousa Alset

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„Am Anfang habe ich Gäste verloren, weil ich einen Flüchtling ausbildete“, erzählt uns Ralph-Joachim Hoffmann in unserem Update-Interview. Bereits vor drei Jahren berichtete FMFM über Mousa, der unter widrigsten Umständen als gelernter Damenfriseur von Syrien nach Deutschland flüchtete und in Ralph’s Salon Scissory’s Friseure seine neue Heimat fand. Dank des unermüdlichen Einsatzes seines Mentors und der eigenen Willenskraft konnte Mousa den Weg in seinen Traumberuf erneut starten und hat kürzlich die Gesellenprüfung mit Erfolg bestanden. Doch der Weg dahin war nicht immer leicht, wie uns die beiden heute erzählen…

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Ralph, wie hat sich Mousa in den drei Jahren unter deinen Fittichen entwickelt? Ralph-Joachim Hoffmann: Am Anfang war es etwas holprig. Da Mousa schon in Syrien eine Friseurausbildung absolviert hatte, musste er sich erst einmal daran gewöhnen, dass hier völlig andere Ergebnisse gefragt sind. Heute ist er ein sehr selbstbewusster Friseur, der neugierig ist auf seinen Beruf und sein Können anwenden möchte. Da er in Syrien nur eine Ausbildung zum Damenfriseur gemacht hatte, wollte er anfangs partout keine Männer schneiden. Inzwischen hat er aber auch an den männlichen Gästen viel Freude!

Mit welchen Schwierigkeiten hatte Mousa während seiner Lehre zu kämpfen? Wie seid ihr diese gemeinsam angegangen? R.-J.H: Das größte Hindernis war die Sprache. Durch seine mangelnden Deutschkenntnisse sind viele Missverständnisse entstanden, durch die er auch in der Berufsschule Probleme hatte. Da er von Beginn an im Salon sehr eingebunden war und täglich „ran“ musste, wurde das aber von Woche zu Woche besser. Er war auch überall mit dabei: auf Messen, bei Seminaren, Fotoshootings… So hat er einerseits sehen können, was er alles erreichen kann, andererseits musste er überall reden. Das hat geholfen!

Wie hat Mousa bei der Gesellenprüfung abgeschnitten? R-J.H: Weit besser als gedacht! Speziell im dritten Lehrjahr hat er aufgrund seiner mittlerweile guten Sprachkenntnisse ein tolles Ergebnis hingelegt, von dem er selbst am meisten überrascht war! Der Notendurchschnitt von 2,4 kann sich wirklich sehen lassen.

„Jeder hat seine Chance verdient!“

Wo liegen Mousa’s Stärken? R.-J.H: Mousa kämpft wie ein Löwe! Er möchte unbedingt hier Fuß fassen. Zusätzlich zur Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule hat er wöchentlich einen Nachhilfe-Kurs besucht. Dort wurden nochmals Theorie-Themen der Ausbildung angegangen, um so bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Er hat viel Zeit investiert – was nicht unbedingt selbstverständlich ist.

Hat er bereits eigene Stammkunden? R.-J.H: Dank unseres Ausbildungskonzepts, das zum Ziel hat, die Azubis so schnell wie möglich praktisch einzubinden und seiner umwerfend freundlichen Art, hat er bereits seit dem dritten Lehrjahr einen großen „Fanclub“, den er komplett eigenständig bedient. 

Mit welchen Problemen hattest du als Ausbilder zu kämpfen? R.-J.H: Es gab so einige Probleme mit dem deutschen Amtsschimmel: Hier wusste oft die eine Stelle nicht, was die andere Stelle fordert. Das war eine Menge Lauferei…. Damals war ja aber auch alles neu. Ich denke, das läuft inzwischen besser. Tatsächlich habe ich am Anfang ein paar Gäste verloren, die ängstlich waren, weil ich einen Flüchtling im Salon beschäftige. Gewonnen aber habe ich unterm Strich viel mehr. Das stimmt mich sehr dankbar.

Wirst du Mousa übernehmen? Wenn ja, warum? R.-J.H: Das war von Beginn an mein Ziel! Selbstverständlich bilde ich aus in der Hoffnung, so qualifizierte Mitarbeiter für meinen Betrieb zu übernehmen. Mousa macht es mir auch leicht. Er ist verantwortungsvoll, sehr interessiert und hat sich zu einem wertvollen Mitarbeiter für mein Unternehmen entwickelt. Ich bin sehr stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben! Sorge macht mir sein Status – er ist noch immer nicht auf Dauer hier in Deutschland akzeptiert. Lediglich geduldet. Da muss dringend was passieren…

Was rätst du deinen Kolleginnen und Kollegen, die auch bereit sind, Flüchtlinge auszubilden? R.-J.H: Grundsätzlich: Machen! Es gibt bei den Flüchtlingen wie bei den Deutschen sehr engagierte junge Menschen. Jeder hat eine Chance verdient! Unbedingt aber alle Stellen mit ins Boot holen: HWK, Innung, Jobcenter. Es gibt so viele Stolperstellen und auch so viele Fördermöglichkeiten, die das für den Betrieb sehr interessant machen.

Ein starkes Team: Ralph und Mousa! Ein starkes Team: Ralph und Mousa! ©FMFM

„Ich bin in der Gesellschaft angekommen“

Mousa ist bei den Salongästen sehr beliebt Mousa ist bei den Salongästen sehr beliebt ©FMFM

Mousa, fühlst du dich inzwischen in Deutschland integriert? Mousa: Ja, sehr gut sogar! Da ich eine deutsche Freundin habe, bin ich in der Gesellschaft angekommen. Ich habe Spaß an meiner Arbeit und tolle Gäste, die mich mögen. Dass ich persönlich nie wirklich schlechte Erfahrungen mit Ausländerfeindlichkeit gemacht habe liegt wohl auch daran, dass ich genau hier gelandet bin.

Welche persönlichen Interessen hast du inzwischen entwickelt? M: Ich gehe zum Sport und interessiere mich sehr für die deutsche Kultur. Da gibt es so viele Unterschiede zu meiner. Und natürlich finde ich es sehr spannend, neues in meinem Beruf zu lernen. Ich liebe es auf Seminare zu gehen. Gerade übe ich mich in der schwäbischen Sprache…. das sorgt täglich für große Lacher im Salon!

Bist du auch in Sachen soziale Kontakte zufrieden? M: Ich habe viele nette Menschen durch meinen Beruf und auch durch meine Freundin kennengelernt. In meiner Freizeit bin ich viel unterwegs.

Wo wohnst du inzwischen? M.: Gemeinsam mit meiner Freundin mitten in der Heilbronner Fußgängerzone in einer gemütlichen Wohnung. Ganz was anderes als das Flüchtlingsheim.

Wie sind deine Deutschkenntnisse? M.: Sehr gut! Das freut mich sehr, denn dadurch bekomme ich einfach Kontakt mit den Menschen im Salon und privat. Außerdem verstehe ich so, was hier in Deutschland vor sich geht.

Was hat dir an deiner Friseurausbildung besonders gut gefallen? M.: Dass mein Chef mir sehr viel beigebracht hat. Das war bei vielen meiner Schulkameraden nicht der Fall. Und dass mich die Gäste hier im Salon sehr freundlich aufgenommen haben.

Was hat dir gar nicht gefallen? M.: Der Anfang in der Schule war sehr schwer!! Ich habe kaum etwas verstanden und das hat mich sehr genervt. Da hatte ich oft keine Lust mehr.

Welche beruflichen Ziele hast du jetzt? M.: Mein Ziel ist es, mich weiter zu entwickeln und irgendwann den Meister zu machen. Am liebsten würde ich in Zukunft Ralph’s Salon übernehmen…

 

Hier erfahrt ihr, wie Mousa vor 4,5 Jahren nach Deutschland kam und in den Salon von Ralph fand.

Wie steht es eigentlich um den Friseur-Beruf? Mehr zum Thema: „Traumberuf Friseur?“