Sei kein Depp – nutz die App! Robert Holz über Eigenverantwortung in Corona-Zeiten

Da ist es also, das erste Wochenende, an dem man wieder quer durch Deutschland reisen darf. Auf Instagram teilen meine Mitarbeiterinnen munter Bilder ihrer Wochenendausflüge: mit dem Motorrad nach Sylt oder einfach mal wieder nach Berlin zum Shoppen. Mir geht durch den Kopf: Sylt? Da fahren doch Menschen aus der ganzen Nation hin! Wahrscheinlich auch aus Gebieten, die es deutlich schwerer erwischt hat als Schwerin. Bisher habe ich mich hier sehr sicher gefühlt. Schwerin hat insgesamt nur 91 Corona Fälle. Aber nun reisen sie wieder, meine Mitarbeiter… Gut, dass es jetzt die neue „Corona-Warn-App gibt“.

Erfolgreich, wenn viele sie nutzen

Rückblick. Ich erinnere mich, dass Südkorea die Corona-Krise ohne Lockdown gemeistert hat. Warum? Weil sie eine Corona-App hatten. Dank der wussten Menschen dort ganz genau, ob sie in der Nähe seines Erkrankten waren oder sie Teil einer Infektionskette waren. Genial, oder? Mit der „Corona-Warn-App“ der Bundesregierung haben wir jetzt endlich auch eine solche App. Warum haben wir damals nicht einfach die Südkorea-App gekauft? Weil wir eine eigene transparente Programmierung brauchten! Eine, die dem deutschen Datenschutz gerecht wird. Ein Open-Source-Projekt, bei dem die Programmierung völlig durchsichtig ist. Deshalb brauchte es eine eigene deutsche Lösung.

Jeder ist gefragt!

Was wir jetzt noch brauchen, ist Eigenverantwortung von uns Menschen, die wir in Deutschland leben! Und die von uns Friseur(-Unternehmern), die täglich unzählige Kunden in ihren Geschäften verschönern. Warum? Weil wir zu einem wesentlichen Teil auch selbst dafür verantwortlich sind, ob und wann wir unsere Salons wieder voll hochfahren können! Und dass es nicht zum zweiten Lockdown kommt. Mit der Nutzung der „Corona-Warn-App“ können wir unseren Kunden und uns deutlich mehr Sicherheit geben. Wir schwärmen nun wieder in alle Richtungen der Republik aus (und während der Ferienzeit noch weiter). Jetzt können wir genau sehen, ob wir uns in Gefahr begeben haben. Voraussetzung ist, dass möglichst viele von uns begreifen, welch eine Riesenchance diese App ist. Stellt Euch vor, dass vielleicht schon bald wieder vieles möglich sein wird: Wir könnten wieder gemeinsam feiern. Auf Konzerte gehen. Fußballstadien besuchen usw. „Und was ist mit dem Datenschutz?“, fragen da gleich einige Besorgte. Kennt ihr den Chaos Computer Club? Das sind Jungs, die immer, wenn der Staat irgendwas anstellt, was unsere Daten in Gefahr bringt, sofort laut aufschreit. Und genau diese Jungs haben diese App nun ausdrücklich gelobt! Googelt das mal!

Was sind die Vorteile?

Mir hat ein befreundeter Unternehmer, der selbst mit seiner Firma an der App mitgearbeitet hat, folgende Benefits der Neuheit aufgelistet:

– Einmal aktiviert, läuft die App im Hintergrund

– Sie berechnet die Kontaktintensität der Menschen über Dauer und Entfernung durch Signalstärke, damit eine spätere Risikoeinschätzung möglich wird

– Das Melden einer Infektion funktioniert nur über QR-Code-Verifizierung vom offiziellen Testdokument (Fake-Meldungen sind also damit nicht möglich)

– Bonus-Pro: Der Chaos Computer Club, der immer meckert, hat nichts auszusetzen

Daten nutzen – und zwar für Gutes!

Fazit: Wir Friseurunternehmer – aber auch wir als Gesellschaft – können nur gewinnen, wenn wir Eigenverantwortung übernehmen! Wichtig ist es doch, dass wir uns nicht von diesem ganzen Pessimisten-Mist in Social Media verrückt machen lassen. „Deppen-App“ habe ich bei einem User als Kommentar zur neuen Corona-App gelesen. Diesen Beitrag auf Facebook hat er wahrscheinlich mit dem Smartphone gepostet. Und vermutlich ist er noch Tesla-Fahrer obendrein. Nur fürs Protokoll: Tesla Autos sammeln permanent Daten und schicken sie direkt in die USA. Also, wer ist hier der Depp?

Wir haben am Dienstag unser nächstes Teammeeting im Salon. Ich bin schon mega gespannt, wer PRO und wer CONTRA „Corona-Warn-App“ ist. Als Chef bin ich jetzt gefragt aufzuklären. Dafür muss ich natürlich meine Hausaufgaben machen und mich gut in das Thema einlesen. Meine Vision ist: Wenn es uns gelingt, unsere Mitarbeiter ins Boot zu holen, dann können wir auch die Kunden überzeugen. Keiner möchte Salons erneut schließen müssen! Und niemand möchte mehr diese wahnsinnigen Ansätze oder Zottelfrisuren zurück! Wer Facebook, Google, Smartphones, Amazon und Co. benutzt, gibt seine Bewegungsdaten schon lange für Werbezwecke her. Jetzt aber haben wir die Chance, mit diesen Daten etwas für die Gesundheit und auch für die Wirtschaft zu tun! Und diese Chance sollten wir nutzen.