Eine saubere Sache: Hygienepauschale statt Preiserhöhung!
Viele Friseure drehen in der Corona-Zeit an der Preisschraube: Hygieneaufschlag erheben? Eine Preiserhöhung durchsetzen? Oder am besten gleich beides auf einmal? Tobias Essigs Kunden bezahlen in seinem Münchner Salon eine Hygienepauschale von 7 Euro. Bei FMFM.de verrät der Friseurunternehmer aus München, warum dieser Zuschlag eine saubere Sache ist.
Für mich war schon während der Schließungszeit klar, dass ich die Preise nach der Salonöffnung nicht erhöhen würde. Es war absehbar, dass aufgrund der neuen Hygiene- und Schutzmaßnahmen ein Mehraufwand auf uns zukommen würde. Aber was hat der mit den Dienstleistungspreisen für Schnitt, Farbe etc. zu tun? Nichts. Daher habe ich mich für eine transparente Hygienepauschale von 7 Euro pro Kunde entschlossen.
Zeitlich begrenzt 7 Euro
Als Geschäftsmann habe ich meine Preise schon immer auf der Basis meiner Kosten aus Miete, Material, Wareneinkauf, Löhne etc. kalkuliert. An diesen Faktoren hat sich ja durch Corona nichts wirklich verändert. Sicher, uns allen ist durch die Pandemie unser tatsächliches unternehmerisches Risiko klar vor Augen geführt worden: Einnahmeausfälle sind nicht mehr nur denkbar, sondern faktisch möglich! Aber ehrlich: War uns das allen nicht bereits vorher klar? Sollte es nicht ohnehin Teil unseres wirtschaftlichen Denkens als Unternehmer sein, dass wir in guten Zeiten Rücklagen bilden? Rücklagen für genau solche „schlechten Zeiten“, in denen z.B. Salons aufgrund eines Lockdowns für 6 Wochen geschlossen werden? Meine Überzeugung ist: Diese Ausfälle hole ich auch mit kurzfristigen, exorbitanten Preiserhöhungen nicht wieder rein.
Eine saubere Sache
Unsere Hygienepauschale ist ebenfalls Ergebnis einer transparenten und realistischen Kalkulation: Welchen Wareneinsatz an Masken, Hygienemitteln, Trennwänden etc. habe ich durch Corona? Wie viel Arbeitszeit fällt für die Umsetzung der Maßnahmen an? Am Ende der Exceltabelle steht bei mir ein Betrag von 7 Euro pro Kunde. Nicht mehr, nicht weniger. Eine Preiserhöhung ist für mich ein völlig anderes Thema als eine Extraleistung, die ich meinen Kunden klar darlegen und kommunizieren kann. Für uns ist die Hygienepauschale ein separat ausgewiesener Kostenpunkt, der dann wieder entfällt, wenn er als Aufwand wegfällt.
Wir sind alle betroffen!
Ein zweiter Grund, der gegen eine Preiserhöhung spricht: Ich bin selbst oft genug Kunde! Möchte ich in der Gastronomie künftig per se auf alle Angebote deutliche Preiserhöhungen bezahlen? Nein. Und vor allem möchte ich nicht das Gefühl haben, dass jemand die Krise, die uns ja alle trifft, zum Anlass nimmt, mehr oder weniger versteckte Preiserhöhungen dauerhaft zu realisieren. Ich kann nur für mich sprechen: Es muss mit „schlechten Zeiten“ kalkuliert werden. Eine entsprechende Situation kann nicht der Grund sein, einem innerhalb von 6 Wochen das Genick zu brechen. Alles andere ist aus meiner Sicht einer riskanten Unternehmensführung geschuldet. Es ist für mich ausgeschlossen, so etwas auf dem Rücken meiner Kunden auszutragen, denn die können für meinen Verdienstausfall genauso wenig wie ich selbst – jetzt am Beispiel von Corona. Meine Dienstleistungspreise sind meine Preise, und die passe ich zu anderer Zeit regelmäßig an. Aber nicht jetzt.
Sympathie statt Empörung
Die Hygienepauschale hat seit Tag 1 der Salonöffnung noch nicht eine Kundin oder Kunden gestört. Im Gegenteil. Vielen Kund*innen fällt die Mehrarbeit, die durch viel Desinfektion und Co. entsteht, deutlich auf. Sie sehen weniger besetzte Plätze und sie sprechen das von sich aus an. Unsere Gäste bemerken, dass wir u.a. hochwertige Handdesinfektion zu ihrer und unserer Sicherheit aufstellen und sie begrüßen es, dass sie von uns eine kostenlose Einwegmaske erhalten, damit ihre eigene Stoffmaske während der Behandlung nicht verschmutzt wird. Wir waren vor Corona und sind auch heute ein Premiumsalon. Und wir freuen uns, dass die Wertschätzung unserer Kunden durch die Salonschließung so gestiegen ist. Das ist für mich aber kein Grund, ausgerechnet jetzt an der generellen Preisschraube zu drehen.