Salon-Hygiene 2.0 – „So fühle ich mich für die Salonöffnung gerüstet!“

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Friseurin Anja Herrig: auch an der Rezeption ist jetzt eine Acrylscheibe zum Schutz
Friseurin Anja Herrig: auch an der Rezeption ist jetzt eine Acrylscheibe zum Schutz

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Wie sieht Salon-Hygiene in Zeiten von Corona aus? Dies wird vermutlich die Schicksalsfrage, wenn es um die (möglichst baldige!) Öffnung der Friseurgeschäfte in Deutschland geht. Friseurin Anja Herrig hat schon jetzt Fakten geschaffen und ihren Salon mit zahlreichen Schutzmaßnahmen umgestaltet. Uns verrät die umtriebige Unternehmerin aus dem Westerwald, welche hygienischen Schwerpunkte sie gesetzt hat und wie ihre Kunden darauf reagieren.

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Anja, viele deiner Berufskollegen befinden sich noch in der Corona-Schockstarre. Du bist derweil aktiv geworden und hast für deinen Salon ein neues Hygienekonzept entworfen.

Natürlich war ich – wie wir alle – erst mal geschockt von all dem, was uns in den letzten Wochen widerfahren ist. Aber nachdem ich für meinen Salon den Antrag auf Kurzarbeit ausgefüllt und alle Formalien erledigt hatte, war meine nächste Frage bereits: Was können wir sofort machen, damit wir und die Kunden ein gutes Gefühl haben, wenn wir wieder aufmachen? Und dann habe ich losgelegt. Das tut mir sehr gut, weil ich meinen Geist und meine Energie in Richtung Zukunft ausrichte.

Tun, was ich jetzt schon tun kann

Nach welchen Kriterien bist du vorgegangen? Explizit auf Corona abgestimmte Schutz- und Hygiene-Verordnungen gibt es ja bislang gar nicht.

Ich selbst bin Risikopatientin, und daher sind unsere Hygienemaßstäbe seit jeher sehr hoch. Wir haben also vor der Salonschließung bereits sehr penibel auf Hygiene geachtet: Nach jedem Kunden wurden Stühle, Bedienplätze, Rezeption und Türklinken desinfiziert. Natürlich auch das WC. Auf körpernahe Dienstleistungen an Bart, Augenbrauen und im Gesicht haben wir schon eine Woche vor dem Shutdown verzichtet. Das konnten unsere Kunden gut nachvollziehen. Für die Zeit nach der Schließung wollte ich nicht erst abwarten, bis wir gesetzliche Regeln vorgegeben bekommen. Vielmehr habe ich mich jetzt für die Schutzmaßnahmen entschieden, die ich selbst für sinnvoll halte, um uns und unsere Kunden in Zukunft zu schützen. Wir Friseure stehen ja für so viel mehr als für nur einen Haarschnitt oder für eine neue Farbe. Wir verkaufen ein Wohlgefühl. Daher war mein Kriterium: Was würde ich als Kundin brauchen, um mich bei meinem Friseur sicher und wohl zu fühlen? Mit diesem Maßstab werde ich vermutlich schon vieles von dem abdecken, was wir zukünftig im Salon sowieso umsetzen müssen. Der Rest folgt, wenn wir klare Richtlinien und Vorgaben haben.

 

Was genau hast du im Salon schon realisiert?

Zum Glück haben wir viel Platz im Salon. Daher waren die Abstände von 1,50m zwischen den einzelnen Bedienplätzen schnell umsetzbar. Dafür ist jedoch der Wartebereich rausgeflogen. Da wir aber ohnehin zukünftig unsere Kunden bitten werden, ohne Begleitung zu kommen, um möglichst wenige Menschen im Salon zu versammeln, war auch dies kein Problem. Mögliche Tröpfcheninfektionen zwischen den Kunden sollen extra angefertigte Acrylwände vermeiden, die wir zwischen den Bedien- und Waschplätzen an Ketten aufgehängt haben. Das sieht richtig toll aus und ich bin sehr glücklich damit. Natürlich haben wir zudem jeden Platz mit Desinfektionslösung bestückt. Außerdem habe ich einen Acrylschutz an der Rezeption anbringen lassen, um auch beim Bezahlvorgang Mitarbeiter und Kunden zu schützen. Für sicheres und hygienisches Geschirr haben wir von der Handwäsche der Gläser und Tassen auf eine Spülmaschine umgestellt.

In sich selbst zu investieren, zahlt sich immer aus!

Hygienepläne in Einrichtung & Alltag

Schutzmaßnahmen als Designelemente Schutzmaßnahmen als Designelemente

Das sind ja schon ganz schön viele Veränderungen. Was planst du im Salonalltag noch?

Zunächst werden wir jeden Kunden bitten, sich bei Ankunft im Salon gründlich die Hände zu waschen. Wir im Team werden Mundschutz tragen. Das haben wir schon seit Jahren in Grippezeiten gemacht, um uns gegenseitig zu schützen. Jetzt wird es Standard. Derzeit näht eine Mitarbeiterin in ihrer Freizeit die modischen Mundschutze selbst. Wir werden sehen, ob die ausreichen oder wir per Verordnung auf medizinischen Mundschutz umstellen müssen. Zudem hat jeder Mitarbeiter ein Set mit eigenen Klammern, die nach jedem Gebrauch desinfiziert werden. Auch Bürsten, Kämme und Föhne werden nach jedem Kunden sorgfältig und hygienisch gereinigt. Zudem werden wir zukünftig keine Zeitungen mehr im Salon haben. Ich denke, dass das in Zeiten des Handys sicher kein Problem darstellen wird. Sollte ich irgendwann mal Geld übrig haben, werde ich einfach ein paar Tablets anschaffen. Was wird noch wichtig sein? Im Bad hatten wir schon vor Corona Einmalhandtücher. Da ändert sich also nichts. Ebenso wenig bei den Umhängen. Die wurden schon vorher nur für einen Kunden genutzt und danach bei 60° Grad gewaschen. Zum Glück haben wir auch noch reichlich Desinfektionslösung und Einmalhandschuhe auf Lager. Daher hoffe ich, dass wir für die Salonöffnung gut gerüstet sind.

 

Wow, das klingt nach einem wahnsinnigen Mehraufwand in Sachen Zeit und Geld…

Die Investition für die Umbaumaßnahmen halten sich mit ca. 2.000 Euro noch im Rahmen. Ich bin das ja gezielt frühzeitig angegangen, damit ich das Ganze so umsetzen kann, dass es meinem Budget entspricht und damit das Design der Schutzelemente zum Salon passt. Wenn man solche Veränderungen eilig und auf den letzten Drücker umsetzt, wird es ja meist viel teurer und sieht dabei nicht mal besonders schön aus. Ich gehe davon aus, dass wir Friseure solche Plexiglas- oder Acrylscheiben zwischen den Bedienplätzen sicher in den nächsten 1-2 Jahren als Standard haben müssen. Daher war es mir wichtig, dass sie sich gut in den Salon einfügen und wir sie danach gegebenenfalls noch für andere Zwecke nutzen können. Und was den Zeitaspekt angeht: Ja, diese ganzen Hygienemaßnahmen sind im Alltag wirklich sehr zeitintensiv! Das haben wir schon im Vorfeld der Schließung gemerkt. Aber letztlich wird es für uns im Geschäft unerlässlich sein, in Zukunft so penibel zu arbeiten! Daher plane ich schon jetzt pro Kundentermin 10-15 Minuten mehr Zeit ein.

 

Kommunizierst du alle diese Maßnahmen auch an deine Kunden?

Sozusagen als Mehrwert in Sachen Schutz? Ja, natürlich! So, wie ich jeden Termin persönlich am Telefon abgesagt habe, werde ich jeden Kunden anrufen, wenn sich abzeichnet, dass wir wieder öffnen dürfen. Ich habe bei den Absagen vor drei Wochen schon angekündigt, dass ich die Schließzeit nutzen werde, um solche Sicherheits- und Schutzmaßnahmen umzusetzen. Die Kunden fanden das toll. Positive Reaktionen bekomme ich auch von all den Kunden, die von unserem Umbau über unsere Posts auf Facebook oder Instagram erfahren. Das bestätigt mich darin, dass meine Entscheidung richtig war.