10 x Zukunft – so nutzen Friseure die „Corona-Pause“!

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Pause machen, Pläne schmieden & abheben in Richtung Zukunft!
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Pause machen, Pläne schmieden & abheben in Richtung Zukunft!

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Jetzt ist sie da, die Corona-Zwangspause für Friseursalons in Deutschland! Von den einen ersehnt, von den anderen erzwungen. Doch das (vorläufige) Ergebnis trifft alle gleich: die Läden sind mindestens bis zum 5.4.2020 dicht, in einigen Bundesländern sogar länger. Wie gehen Friseurunternehmer mit der verordneten Schließung um? Wir haben 10 von ihnen befragt.

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Zeit haben, Zeit nutzen: Das sind die Pläne der Friseure:

Mut & Zuversicht

Mandy van den Bosch, P.A.M. Hair style & college, Mannheim

„Wir meistern die Krise mit einer Mission: #die Welt schöner machen nach der Krise! Was das heißt? Wir nutzen die Zeit, um solidarisch Education und Weiterbildung zu dokumentieren. Das machen wir mit Videos und PDFs, die wir dann für die persönliche Entwicklung, Ausbildung und so weiter unseren Friseuren, Coloristen, Auszubildenden und allen, die das Friseurhandwerk lieben, zur Verfügung zu stellen. Als Kreativ-Team werden wir nun per Home Office Hot-Tipps und Systeme schulen, die uns nach der Krise erfolgreicher machen. Es geht auch darum, für uns alle das Beste aus dieser Krise zu machen! Was machen wir in unserem Unternehmen? Natürlich mussten wir leider Kurzarbeit beantragen und auch alle Steuerschulden bzw. Steuervorauszahlungen stunden lassen. Mit unserem Vermieter bin ich auch schon im Gespräch und versuche, hier Ausgaben zu minimieren. Ansonsten heißt es: kühlen Kopf bewahren, Zuversicht und Mut zeigen und das Ganze durchhalten! Natürlich werden wir auch weiterhin mit dem Steuerberater und anderen Behörden in Verbindung bleiben, um Förderungen oder Unterstützungen zu bekommen, damit wir diese Krise überstehen!“

 

Julia Göhring & Olaf Krebs, Coburg

Wir werden die Zeit nutzen, uns mental auf die Zeit danach vorzubereiten. Das „zur Ruhe kommen“ eröffnet neue Wege und andere Sichtweisen. Unter anderem, die Bedürfnisse der Kunden und besonders die der Mitarbeiter und die des Unternehmens zusammenzubringen. Aus den Gesprächen dieser Zeit mit den Mitarbeitern haben wir von ihnen eine sehr hohe Identifikation mit dem Unternehmen erlebt. Selbst während der aktuellen Schließungsphase ist unsere WhatsApp-Gruppe sehr belebt. Hier tauschen wir uns aus und sprechen über alle Fragen und Bedürfnisse. Die Mitarbeiter sind darüber sehr dankbar. Sie bringen eigene Ideen mit ein, z.B. flexiblere Arbeitszeiten, um für die Kunden besser da sein zu können. Die Auszubildenden haben Übungsköpfe mit nach Hause genommen und schicken uns regelmäßig Fotos von den Frisuren und Werken. Olaf Krebs und ich denken über Online-Seminare zu den Themen Beratung und Colorindikator nach. Für Kunden schicken wir einen Newsletter raus, damit sie wissen, dass wir für Online-Verkäufe (Produkte, Gutscheine und Termine) erreichbar sind. Auch für Fragen und Tipps und Tricks rund ums Styling oder was menschliche und kommunikative Themen betrifft sind wir telefonisch erreichbar. Wir hatten seit Jahresbeginn viel Stress mit einem kompletten Salonumbau, mit Teamentwicklung, vielen Schulungen und unserem privaten Umzug. In der Ruhephase jetzt wird uns bewusst, welches Rad wir gemeinsam bewegt haben. Im Sport ist es so, dass der Muskel nach der Belastung am meisten Kraft gewinnt. Mit dieser Metapher blicken wir optimistisch in die Zukunft.“

Demut & Bescheidenheit

Frank Brormann, Oelde

Wir haben alle Calligraphy Cut-Seminare, die bis zum 19. April hätten stattfinden sollen, verschoben. Glücklicherweise hatten wir am 8. März (am geplanten Tag der Top Hair Messe) bereits unser erstes Live Streaming-Event. Viele Inhalte und die Erfahrungen daraus werden wir jetzt nutzen und damit in den kommenden Wochen unsere Partnersalons und deren Mitarbeiter mit Informationen und Online-Seminaren versorgen. Voraussichtlich sind sogar Zertifizierungen möglich. Das prüfe ich aktuell. Ab April haben wir all unseren Abo-Kunden angeboten, ihre monatliche Rate zu stunden. Wir können diese Herausforderungen nur gemeinsam lösen. Es wird eine Zeit nach Covid 19 geben, in der das Handwerk aufblühen wird. Genau dafür müssen wir uns nun vorbereiten. Ich habe versprochen, dass ich mit Calligraphy Cut nur Geld verdienen will, wenn der Friseur damit Geld verdient. Und zu diesem Wort stehe ich!“

 

Claus Niedermaier, Bieberach

„Da ich und meine Mitarbeiter voll hinter der Notwendigkeit dieser Pause stehen und auch die Barber Angels Brotherhood e.V. vorerst ruht, nutze ich die Zeit, inne zu halten, um auf das Geschaffene zurückzublicken und es zu überdenken. Aber auch, um auch neue Konzepte anzustreben! Denn es gibt nichts Wichtigeres als Gesundheit, Familie und gute Freunde. Im normalen Alltag steht sonst immer das Geschäft im Mittelpunkt. Nun werden wir gezwungen sein, uns um die wesentlichen Dinge im Leben zu kümmern. Keine Ahnung – vielleicht möchte uns ja irgendjemand zeigen, dass wir uns mal wieder besinnen sollten. Wir Menschen denken, dass wir so groß und mächtig sind – alles muss permanent effizienter, größer, toller und gigantischer werden. Aber die Realität zeigt uns nun, wie groß und mächtig wir tatsächlich sind.“

Zusammenhalt & Pläne schmieden

Ute Nieke, Bad Rothenfelde

„Dass wir den Salon vorerst schließen müssen, brachte und bringt uns immer noch Sorgen und Unruhe. Bereits im Vorfeld habe ich Kurzarbeit beantragt und mich um weitere Hilfsmittel gekümmert. Trotz all dem bin ich natürlich ständig am PC, um noch mit einigen Firmen zu kommunizieren, und sei es nur, dass wir die Tageszeitung etc. abbestellt haben. Nun, wie wird es weitergehen für uns? Ich denke, dass wir uns nach der Krise erst einmal keine Gedanken um Kundenbesuche zu machen brauchen. Nach den ganzen Heimversuchen werden wir sicher viel Hilfestellung im Bereich Schönheit geben müssen. Von daher plane ich erstmal keine Aktionen, sondern werde mich hoffentlich komplett auf das Tagesgeschäft konzentrieren können. Allerdings planen wir verlängerte Öffnungszeiten und Sonderöffnungszeiten. Viele meiner Mitarbeiter sind schon bereit, auf Ihren Urlaub zu verzichten und denken wie ich an unsere Existenz. Wir können jetzt nur zusammenarbeiten. Jeder Unternehmer sollte dem anderen alles Gute wünschen: Zusammenhalt, Gesundheit und Frieden. Ich versuche jetzt auch anderen Unternehmern zu helfen. Gestern habe ich schon Freunde im Lebensmittelbereich angeschrieben, ob ich mithelfen darf, ihre Regale zu füllen. Die können Hilfe derzeit gut gebrauchen.“

 

Kati Kalinowsky, Tostedt

„Mein bewegtes Leben war bis jetzt von regelmäßigen privaten Krisen geprägt, das kenn ich und kann ich! Selbst wenn es jetzt existenziell wie nie ist, geht es mir mit dieser Krise jetzt emotional viel besser, weil ich bin keine Schuld daran trage! Das befreit unglaublich. Daher bin ich total motiviert, das Beste daraus zu machen! Wir stehen sehr gut da und haben ein tolles, motiviertes Team, das große Ideen für Social Media entwickelt hat. Z.B. haben alle unsere Salonblumen Namen bekommen und sind bei einzelnen Teammitgliedern eingezogen. Daraus ist die #TopfpflanzenChallenge geworden. Zudem arrangieren wir für unsere Kunden virtuelle „Meet your Stylist-Treffen“, Tutorials und Tipps & Tricks für #zuhauseschoen. Für interessierte Farbkunden bieten wir unsere Pflanzenfarben als Pakete an und liefern sie kontaktlos nach Hause. Unsere Azubis werden wir über das Video-Tool „Zoom“ weiter ausbilden. Ich persönlich werde die Zeit nutzen, um endlich meinen fertigen Endverbraucher-Onlinekurs „Mehr Haar in 7 Tagen“ zu vermarkten. Auch wird es wird wieder neue Folgen meines „Wunderhaar“-Podcasts geben und unsere Facebook-Gruppe wird gepflegt. Ich bin überzeugt: In jeder Krise liegt eine Chance. Ich denke, mir wird nicht langweilig und wir kommen gestärkt wieder!“

Segel neu setzen

Tanja Meuthen-Copertino, Bielefeld

An Freitag, den 13. März 2020, werde ich mich wohl immer erinnern! Am Tag zuvor hat sich meine schöne, heile Seminar-Welt von einem Tag auf den anderen geändert. Während ich vorher immer noch mit dem Kopf geschüttelt habe über so viel Corona-Hysterie, begriff ich plötzlich, dass ich als Make-up Trainerin mindestens die nächsten 8 Wochen frei haben werde. In mir stieg das erste Mal in meinem Leben echte Angst, fast Panik, auf: 0€ Umsatz! Selbst wenn die Friseure wieder öffnen, werden sie wohl eine Weile brauchen, um wieder Geld in die Weiterbildung zu stecken. Heißt: An das Jahr 2020 kann ich vermutlich ein Haken machen. Gerade nutze ich die viele freie Zeit für einen Neuanfang. Ich frage mich: Sind meine Ziele und mein Weg eigentlich noch das, was ich will? Für mein Business: Sind meine Themen noch aktuell, passen Sie in diese Zeit? In mir wächst gerade eine echte Aufbruchsstimmung! Ich entwickle neue Ideen und bin begeistert, wie kreativ auch andere Menschen werden, wenn sie es müssen. Wie schnell in der Politik plötzlich Entscheidungen getroffen werden, wenn es nötig ist. Wie unwichtig Strömungen wie die AFD werden, wenn wirklich wichtige Dinge passieren und wie viele auf der Suche sind nach richtigen Anführern und „Wegzeigern“ in einer Welt, die völlig aus den Fugen zu geraten scheint. Alles wird in Frage gestellt, das meiste wird sich wahrscheinlich ändern. Für mich öffnen sich gerade neue Türen, neue Wege zeigen sich. Welche Ideen ich davon umsetzen kann, werden die nächsten Wochen zeigen. Aber eins weiß ich ganz genau! ES WIRD WEITERGEHEN. Für uns alle und vielleicht mit ein bisschen mehr Demut. Wir werden unsere Wunden lecken, aber auch viele sehr positive Erfahrungen machen und wir werden unsere Freiheit danach anders beurteilen. Ich wünsche uns allen viel Kraft und Gesundheit. #stayhome 2021 wird unser Jahr.“

 

Marion Saquella, Elz

„Ich habe mich innerlich schon vorher auf die Schließung eingestellt. Wäre die Schließung nicht von der Regierung angeordnet worden, hätte ich meinen Salon zum Schutz von uns allen (Familie, Personal, Kunden) geschlossen. Mein Personal habe ich zu 100% freigestellt und auch gleichzeitig Kurzarbeit angemeldet. In dieser Zeit werde ich meinen Salon auf den Kopf stellen. Als erstes werde ich renovieren, umgestalten, Produkte aussortieren sowie unsere neue Produktpalette einlesen und einarbeiten. Meine kreative Konzentration werde ich auf einen Award legen, der im Herbst kommen soll. Für das erste Halbjahr 2020 habe ich meine Seminare komplett abgesagt und werde erst im zweiten Halbjahr den Schwerpunkt auf neue Seminare legen. In meinem Salon sind viele Übungsköpfe und Medien, die auf mich warten und neu kreiert werden wollen. Durch den gegebenen Anlass werde ich auch meine Preise neu anpassen bzw. erhöhen. Natürlich möchte ich in diesem Zuge meinen Kundenservice ausbauen. Mit meinem Team halte ich via Konferenzschaltung Kontakt und wir werden so meine und unsere neuen Ziele besprechen. Aber ganz wichtig ist für mich, diese Zeit mit meiner FAMILIE zu nutzen.“

Ausruhen & Krone richten

Ramin Dell, Eschborn

„Ich hatte mich bereits letzte Woche dafür entschieden, dass wir ab dieser Woche schließen. Daher konnten wie alle Termine der nächsten zwei Wochen auf letzte Woche vorziehen. So haben wir diesen Umsatz gesichert, bevor wir von staatlicher Seite die Anordnung zur Schließung bekamen. Meine Mitarbeiter habe ich zur Kurzarbeit angemeldet. Ich werde den Salon bis nach den Osterferien geschlossen lassen, sofern nichts Anderes angeordnet wird. Die Coronakrise bringt mir eine willkommene Entschleunigung. Sie gibt uns Gelegenheit, die Zeit zuhause mit der Familie zu verbringen. Ich kann dort auch meiner zweiten Leidenschaft, dem Kochen, nachgehen, Spieleabende veranstalten und ein paar Fachbücher lesen, die schon lange auf meinem Schreibtisch liegen. Außerdem werde ich täglich ausgiebig meditieren und trainieren. Zudem werde ich die Zeit nutzen, um lang geplante Ideen zu Ende zu denken und in die Tat umzusetzen. Z.B. hatte ich schon lange vor, einen Teil meiner Seminare zu digitalisieren. Mit Christian Funks Tool werde ich meine Preise mal wieder neu kalkulieren, um die schwindenden Rücklagen nach der Krise zeitnah wieder aufzufüllen.“

 

Jochen Becker, Syke

Zuallererst ist es mir wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren. Im „Kopfkino“ laufen in unbekannten Situationen wie jetzt ausschließlich „Horrorfilme“ ab. Daher bemühe ich mich, diese umgehend durch positive Bilder und Filme zu ersetzen und gleichzeitig die bösen Bilder und Filme zu schreddern oder vorm geistigen Auge zu verbrennen. Mein Ziel: Mit positiver Stimmung und Lust auf Zukunft zunächst unseren Betriebsurlaub mit Namen „Corona“ genießen und ausschlafen. Wir werden Mitarbeiter zur Kurzarbeit anmelden, angestaute Überstunden abbauen und die Zeit nutzen, um Schaden von den Mitarbeitern abzuwenden. Strategien für meinen Banker und Steuerberater werden wir auf unsere persönliche Situation durchspielen, damit wir, wenn mein Banker zur Ruhe gekommen ist und Lösungen für eine solche Ausnahmesituation erarbeitet hat, gemeinsam auf einen Nenner kommen können. Frei dem Motto: „Die ersten Kekse des Bäckerlehrlings sind nicht unbedingt die schmackhaftesten!“ Genauso wichtig, wie Mitarbeiter zu schützen, ist es, das Unternehmen auf ein gesundes Fundament nach dem „Feuer“ neu aufzustellen – ohne Salon nützt auch die gute Arbeitskraft nichts. Letztlich ist mit Jammern, was alles verloren wurde, niemanden geholfen. Wir sollten Kraft aus dem Positiven der Krise schöpfen und die Erfahrung aus vergangenen Fehlern in der Zukunft gewinnbringend einsetzen.“