„Geht auf die Straße, protestiert gegen diesen Menschenfeind!“

Geht-auf-die-Strasse-protestiert-gegen-diesen-Menschenfeind-5452-1
Natasha Balabanova glaubt an den Sieg der Ukraine.
Shutterstock/privat
Natasha Balabanova glaubt an den Sieg der Ukraine.

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Natasha Balabanova besitzt einen Salon im Zentrum von Kiew. Noch vor wenigen Tagen diskutierte die Ukrainerin mit ihren Kundinnen über eine mögliche Invasion russischer Truppen. Man war sich einig, dass so etwas im 21. Jahrhundert nicht passieren könne. Natasha Balabanova, Präsidentin von Intercoiffure Ukraine, beschreibt FMFM-Autorin Petra Weinzierl ihr Leben und ihre Gefühle seit Putins Überfall auf ihre Heimat – und appelliert an die Solidarität der westlichen Welt.

Anzeige

Anzeige

„Ich bin Natasha Balabanova aus der Ukraine. Kiew ist meine Geburtsstadt. Hier lebe ich und besitze seit 25 Jahren den „Beauty Salon Natasha Balabanova“. Seit 22 Jahren bin ich Mitglied bei Intercoiffure Mondial und inzwischen auch Präsidentin von Intercoiffure Ukraine sowie Fashion Coordinator Region Europe.

In der Nacht des 24. Februar um 5 Uhr morgens wachte ich vom schrecklichen Lärm der Salven und explodierenden Raketen auf. In jener Stunde erfuhren wir alle von der Invasion der russischen Kreml-Junta. Der russische Präsident täuschte die ganze Welt, sprach von einer militärischen Sonder-Operation. In Wahrheit inszenierte er einen Angriffskrieg auf alle großen ukrainischen Städte mit Raketen, Panzern und Sabotage. Für mich versucht er den Völkermord an der Ukraine.

Ich lebe im Zentrum der Stadt. Ich harre aus. Draußen ist alles geschlossen. Das Kriegsrecht wurde ausgerufen. Zuerst hatten wir eine Ausgangssperre ab 17 Uhr bis zum Morgen. Inzwischen darf niemand mehr seine Wohnung verlassen.

Ich fühle mich in relativer Sicherheit, daheim mit einer Katze, Vögeln und einem Fisch. Ich habe meine Wohnung seit der Invasion nicht verlassen. Meine Mutter lebt in der Region Charkow, das ist 480 Kilometer von Kiew entfernt. Ich glaube fest daran, dass die Ukraine nicht fallen wird!

Unser Land hat erst kürzlich 30 Jahre Unabhängigkeit gefeiert, damals erlangte die Ukraine ihre staatliche Souveränität, ihre Identität. Die Menschen wählten bei der Revolution 2014 den Weg der europäischen Integration und reklamierten die Rechte eines jeden Ukrainers. Seitdem hat sich die Gesellschaft unseres Landes mächtig entwickelt, vereint in Einheit und Glauben. In diesen acht Jahren hat sich eine Menge zum Positiven verändert: viele Innovationen und Technologien von talentierten Spezialisten für IT-Technologien, Banksysteme usw. Und die Fashion Week Ukraine feierte gerade den 25. Jahrestag.

Noch vor drei Tagen habe ich meine Kunden im Salon bedient!

einen Unterschlupf gefunden. Wir rufen uns an und unterstützen uns gegenseitig. Nationale Fernsehsender haben sich zu einem Kanal zusammengeschlossen und senden rund um die Uhr die, so denke ich, wahrheitsgemäße Situation aus allen Regionen. Es herrscht eine große Einigkeit in der Gesellschaft. Unsere Armee ist bereit und unbedingt gewillt, die Invasion unseres Landes zu verteidigen und abzuwehren. Wenn wir die Nachrichten hören, verlieren wir nicht den Mut, sondern sind im Gegenteil gesammelt und sehr entschlossen, die territoriale Verteidigung aufrechtzuerhalten.

Es ist ein geopolitischer Krieg von Putin, um zur Sowjetunion zurückzukehren und unter ihrer Flagge die Kontrolle zu behalten, wie auf der Krim, wie in Donezk und Lugansk. Heute ist es eine Bedrohung und ein Angriff auf die Ukraine, aber morgen vielleicht auf andere Länder der Welt. Deshalb lautet mein Appell: Geht auf die Straße, protestiert gegen diesen Menschenfeind, schreibt wahrheitsgemäße Informationen über uns, unterschreibt eine Petition zur harten Bestrafung der Initiatoren dieser Art von Faschismus! Es ist notwendig, diesen verrückten Kranken aufzuhalten!

Noch vor drei Tagen fand unser gewöhnliches Leben statt: Ich habe im Salon meine Kunden bedient. Und ja, wir haben darüber diskutiert, ob es eine Invasion geben würde oder nicht. Denn der amerikanische Geheimdienst hatte vor einem möglichen Angriff und den Beginn des Krieges gewarnt. Ich habe bis zuletzt nicht geglaubt, dass das im 21. Jahrhundert geschehen könne. Doch heute ist es Realität. Menschen haben fluchtartig ihr Land verlassen, andere verstecken sich.

Ich sitze zu Hause. Und wie viele andere bete ich für unsere furchtlosen Soldaten. Für den Ruhm unseres Landes. Und unsere Freiheit!“

 

 

FMFM-Autorin Petra Weinzierl kennt die Ukrainerin Natasha Balabanova seit über 15 Jahren, traf sie auf etlichen internationalen Friseurveranstaltungen. Nach einigen Chats war die Salonunternehmerin bereit, einen persönlichen Text über ihre derzeitige Situation in der von Russland bombardierten Stadt Kiew zu verfassen. Petra Weinzierl hat ihn redaktionell bearbeitet und vom Englischen ins Deutsche übersetzt.

Friseurin Natasha Balabanova aus Kiew Friseurin Natasha Balabanova aus Kiew