So geht es dem deutschen Friseurhandwerk wirklich!?

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Aufschwung für das Friseurhandwerk?
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Aufschwung für das Friseurhandwerk?

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Die brandaktuellen Zahlen aus dem Friseurhandwerk, erstellt vom Statistischen Bundesamt Wiesbaden, EVA sowie dem Zentralverband des Deutschen Handwerks zeigen teilweise erfreuliche Tendenzen, bleiben aber in Sachen Nachwuchs- und Personalmangel weiterhin besorgniserregend.

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Klar, die Probleme in unserer Friseurbranche lassen sich nicht beschönigen! Die beiden „Stachel“ Nachwuchs- und Mitarbeitermangel bohren sich gefühlt immer tiefer ihren Weg durch die offene Wunde. DIE Lösung scheint dabei leider immer noch nicht in Sicht! Dennoch zeigen die Zahlen des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks, aktuell veröffentlicht in dessen Jahreschronik „Spotlight“, dass mit über 7 Milliarden Euro Umsatz und fast einer Million Kunden unser schönes Handwerk so gefragt ist wie nie. Hier die wichtigsten aktuellen Facts & Figures.

Die allgemeine Lage

Die deutsche Wirtschaft ist auch im vergangenen Jahr weiter gewachsen, wenn auch mit einer deutlich schwächeren Dynamik. Laut Statistischem Bundesamt fiel das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2018 im Jahresdurchschnitt um 1,4 Prozent höher aus als im Vorjahr (+2,2 Prozent jeweils 2016 und 2017). Die positiven Wachstumsimpulse sind vor allem den privaten wie staatlichen Konsumausgaben geschuldet.

Bei der Handwerkskonjunktur meldeten sechs der sieben Gewerbegruppen des zulassungspflichtigen Handwerks höhere Umsätze als 2017. Während im Bauhauptgewerbe mit +10,7 Prozent die größte Umsatzsteigerung zu verzeichnen ist, nahm diese in den Handwerken für den privaten Bedarf, zu denen auch das Friseurhandwerk zählt, mit -1,7 Prozent am stärksten ab.

Positiver Wachstumstrend in der Friseurbranche

Die Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) sagen aus, dass sich der konjunkturelle Aufwärtstrend von 2016 im Friseurhandwerk auch 2017 fortgesetzt hat. Demnach haben die 54.759 umsatzsteuerpflichtigen Friseurunternehmen im Jahr 2017 über 7 Milliarden Euro erwirtschaftet, was einer Wachstumsrate gegenüber 2016 um 2,4 Prozent entspricht. Somit hat sich die Friseurbranche im Vergleich zur gesamtdeutschen Wirtschaft sogar erneut etwas stärker entwickelt. Wie Destatis mitteilt, kann das Friseurhandwerk auch 2018 den positiven Trend weiterführen.

Darum steigen die Preise!

Die spezifische Preissteigerung im Friseurhandwerk zeigt im Jahresdurchschnitt 2018 ein erneutes Plus von 2,2 Prozent zum Vorjahr. Für die positive konjunkturelle Entwicklung der Friseurbranche ist und bleibt die erhöhte Nachfrage der Verbraucher nach vielseitigen Friseurdienstleistungen zu nennen. Umfassende Beratung, individuelle Styles und ein perfekter Farbservice stehen dabei im Mittelpunkt. Auch Männer setzen zunehmend auf eine intensive Beauty- und Haarpflege. Diese Nachfrage zeigt sich insbesondere beim anhaltenden Barber-Trend in Deutschland.

Neben der erhöhten Nachfrage bestimmt auch der starke Wettbewerb um Mitarbeiter den Preis. Höhere Personalkosten im Wettbewerb um Friseure müssen Salonbetreiber auf ihre Preise umschlagen. Somit werden und müssen die Preise für Friseurdienstleistungen voraussichtlich weiter steigen.

Die positive Preisentwicklung innerhalb der Friseurbranche belegt auch die Erfolgsvergleichsanalyse (EVA) von Wella. In den Damensalons lag der Umsatz im Jahr 2018 durchschnittlich bei 56,13 Euro, was einer Steigerung von 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Männliche Kunden investierten im Jahr 2018 durchschnittlich 22,07 Euro pro Besuch, was einer Steigerung von 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. (Quelle: EVA Betriebsvergleich /Wella/Unternehmensberatung Peter Zöllner).

Eine gute Dienstleistung ist ihren Preis wert! Eine gute Dienstleistung ist ihren Preis wert! ©FMFM

Klein- und Kleinstbetriebe weiter auf dem Vormarsch

80.616 Salons verzeichnet die Handwerksrollenstatistik des Zentralverbands des Deutschen Handwerks zum Stichtag 31.12.2018. Im Vergleich zu 2017 ist die Anzahl der Betriebe damit um 0,2 Prozent gesunken.

Die große Mehrheit der umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen im Friseurhandwerk bleibt kleinbetrieblich strukturiert. Die beiden unteren Größenklassen zwischen 17.500 und 125.000 Euro Jahresumsatz bilden nach wie vor die größten Unternehmensgruppen im Friseurhandwerk. Sie stellen über 70 Prozent aller Betriebe im Friseurhandwerk dar und erwirtschafteten 2016 rund 34 Prozent des Branchenumsatzes.

Der ZV schätzt den Umfang der Kleinstbetriebe, die unterhalb eines Jahresumsatzes von 17.500 Euro liegen und daher nicht mehrwertsteuerpflichtig sind und weder ausbilden noch Mitarbeiter beschäftigen, auf rund 25.000 Einheiten.

Weniger Beschäftigte, weniger Azubis!

Nicht zuletzt durch die problematische Entwicklung der wettbewerbsverzerrenden Mikrobetriebe setzte sich der Trend des Beschäftigungsabbaus auch im Jahr 2018 mit einem Rückgang von 1,8 Prozent fort. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren im vergangenen Jahr 15.424 Friseurinnen und Friseure arbeitslos gemeldet, was einem Rückgang von 2,5 Prozent gegenüber 2017 entspricht. Demgegenüber erfasste die Bundesagentur 2018 durchschnittlich 6.139 offen gemeldete Stellen im Friseurhandwerk, ebenfalls ein Rückgang (4,7 Prozent) zum vergangenen Jahr.

9.601 junge Menschen haben laut Erhebungen des ZDH im Jahr 2018 eine Friseurausbildung begonnen, was einem Rückgang von 6 Prozent entspricht. Betriebe reduzieren zunehmend ihre Ausbildungsaktivitäten oder ziehen sich sogar vollständig aus dem Ausbildungsbereich zurück. Insgesamt rangiert der Friseurberuf, laut Erhebungen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und gemessen an der Zahl der Neuverträge, trotz des skizzierten Rückgangs weiterhin auf dem 4. Platz der beliebtesten Ausbildungsberufe.

Die Zahl der Friseur-Azubis geht weiter zurück! Die Zahl der Friseur-Azubis geht weiter zurück! ©FMFM

Fazit und Ausblick

Nicht alles ist negativ! Erfreuliche Imagesteigerung des Friseurberufs beim Endverbraucher! Die Nachfrage nach Salondienstleistungen sowie die Konsumfreude der Kunden scheinen – wenn auch langsam – aber immerhin kontinuierlich zu wachsen. Jammerschade, dass diese Tendenz in Sachen Personal und Nachwuchs so gar nicht in Sicht ist.

Obwohl die aktuellen Zahlen deutlich machen, dass die wirtschaftliche Situation des Friseurhandwerks weniger stark konjunkturabhängig ist, geht der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks gerade vor dem Hintergrund der vorteilhaften Konsumentwicklung jedenfalls davon aus, dass auch die Friseurbranche in 2019 ihren Wachstumskurs nochmals beibehalten kann.

Da uns einige im vorliegenden Bericht genannten Zahlen und Entwicklungen nicht so ganz schlüssig sind, haben wir Jörg Müller, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des deutschen Friseurhandwerks, dazu befragt und wollten außerdem von ihm wissen, wie der ZV nun mit diesen Erkenntnissen umgeht. Das Interview zum Nachlesen hier.