Was den Friseurlehrling bei der Stange hält!

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3. September 2019In Ausbildung, BusinessVon Gabriela Contoli
Auch mal, aber nicht ausschließlich Haare kehren!
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Auch mal, aber nicht ausschließlich Haare kehren!
3. September 2019In Ausbildung, BusinessVon Gabriela Contoli

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In diesen Tagen beginnen wieder zahlreiche Azubis ihre Lehre in einem Friseursalon. Traurige Bilanz laut BIBB: Rund ein Drittel der Berufseinsteiger kündigen bereits in der Probezeit. Klar, gibt es auch genug „Null-Bock-Lehrlinge“, die ihren Ausbilder mit einer Überdosis an Demotivation, Lustlosigkeit, begleitet von einem ausgeprägten Basis-Chill-Bedürfnis auf die Palme bringen. Aber umgekehrt läuft es auch nicht immer rund: Viel, lange und unbeachtet im Salon rumstehen, rumkommandiert werden, Haare kehren, Kaffee servieren…sind oftmals die prägenden Eindrücke eines Lehrlings in den ersten Wochen und sogar Monaten seiner Ausbildung über das, was den Friseurberuf ausmacht. Dass viele dann eher das Handtuch werfen als es zusammenzufalten, ist verständlich. Denn so macht Friseur werden definitiv keinen Spaß!

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Wen wundert es daher, dass als häufigste Gründe für den Ausbildungsabbruch „ausbildungsfremde Tätigkeiten und/oder Routinetätigkeiten“ sowie ein „belastendes Betriebsklima und fehlende Kommunikation“ im Betrieb genannt werden. (Quelle: LFI Studie, München)

Wie steht es eigentlich um den Friseur-Beruf? Mehr zum Thema: „Traumberuf Friseur?

 

FMFM hat 12 Berufsanfänger/innen aus den ersten beiden Lehrjahren gefragt, wie sie die ersten Wochen ihrer Ausbildung empfunden haben, was sie vermisst und worüber sie sich gefreut haben. Die Antworten haben uns teilweise sehr positiv überrascht, sodass wir uns nicht wundern, warum diese Lehrlinge ihre Friseurausbildung jedenfalls noch nicht abgebrochen haben und ganz offensichtlich bei der Stange bleiben.

Die Gespräche mit den Youngsters waren für uns so erfrischend positiv, dass wir folglich einige Tipps für alle Ausbilder zusammengestellt haben, falls es mit den Azubis mal doch nicht so rund läuft.

Vorher schnuppern!

Schon vor dem Ausbildungsstart dem Azubi ein kleines Praktikum oder Schnuppertage im Salon anbieten, damit dieser das Team, den Salon und die wichtigsten Arbeitsabläufe kennenlernt. Warum nicht bereits bei dieser Gelegenheit gemeinsam festlegen, was der Azubi in den ersten Wochen der Ausbildung schon alles machen darf und möchte?

Erster Tag!

Nette Warm-up-Geste: Den Azubi am ersten offiziellen Ausbildungstag mit einem gemeinsamen Frühstück begrüßen, bei dem sich das Team vorstellt und der Tag so strukturiert wird, dass sich der Azubi nicht verloren fühlt und nur dumm rumsteht. Wo findet der Azubi was im Salon? Welche Kundin kommt, inwiefern kann der Azubi schon assistieren? Wer ist für ihn bei Fragen zuständig? Der Lehrling sollte von der Stunde 0 das Gefühl haben, im Team integriert zu sein.

Etappen-Ziele definieren…

…ohne den Azubi zu überfordern! Was sollte der Lehrling nach der ersten, zweiten…Woche bereits können? Achtung, Ziele nicht zu hoch stecken, denn Überforderung kann genauso demotivieren wie Unterforderung.

Freundlicher Umgang!

Eine Auszubildende sagte uns im Interview, dass sie zu Beginn extrem darunter gelitten hätte, insbesondere in Gegenwart von Kunden von ihrer Chefin immer so „von oben herab“ behandelt worden zu sein. Das habe sie sehr verunsichert und sich dabei wie ein „Mensch zweiter Klasse“ fühlen lassen. Muss doch nicht sein…Das Mädchen fasste sich schließlich ein Herz und redete mit ihrer Chefin darüber. Mit Erfolg! Na also, geht doch!

Kundenkontakt!

Warum nicht den Azubi direkt an den Kunden heranführen? Unsere Recherche hat ergeben, dass sich viele Lehrlinge darüber freuen, wenn sie den Kunden vorgestellt werden: „Das ist Lara, unsere neue Auszubildende! Wir freuen uns, dass sie uns ab jetzt unterstützt. Lara würde Sie gerne mit einer kleinen Handmassage verwöhnen…“ So werden Berührungsängste von Anfang an überwunden und der Lehrling fühlt sich integriert und gebraucht!

Wertschätzung durch Gespräche!

In unseren Befragungen stellte sich außerdem heraus, dass sich die Lehrlinge über regelmäßige Gespräche mit ihren Ausbildern freuen. Die müssen nicht lang, aber regelmäßig sein, so der Tenor. Gegenseitiges Feedback schafft Vertrauen und Sicherheit!

 

Übrigens, das LFI (Ludwig Fröhler Institut) hat zum Thema „Ausbildungsabbrüche? – Nicht in meinem Betrieb“ eine interessante Studie veröffentlicht, die ihr hier runterladen könnt. 

3. September 2019In Ausbildung, BusinessVon Gabriela Contoli