Für wen lohnen sich Eigenmarken wirklich? Stephan Conzen zieht ehrlich Bilanz
Eigenmarken sind bei Salonunternehmern derzeit ein heißes Thema. Zu groß sind Verzweiflung und Frust, dass mitunter auch die wertigsten Profiprodukte zu Hökerpreisen im Netz angeboten werden. Für wen lohnt sich die Umstellung von etablierter Marke auf Private Label wirklich? Wir haben einen gefragt, der sich auskennt, weil er neben GYLNT auch die Kreation von Eigenmarken im Portfolio hat: Stephan Conzen.
1. Herr Conzen, das Thema Eigenmarken wird vor allem in den sozialen Medien gerade virulent diskutiert. Wie ist Ihre Erfahrung: Ist die Zahl der Kunden, die bei Ihnen eine eigene Salonmarke kreieren lässt, in jüngster Zeit steigend?
Stephan Conzen: Ja, die Nachfrage ist steigend.
2. Worauf führen Sie das derzeit große Interesse von Salonunternehmern an Eigenmarken zurück? Welche Vorteile haben Eigenmarken?
Stephan Conzen: Der Grund ist einfach: Die meisten Markenprodukte werden online so weit unter den Preisempfehlungen der Hersteller angeboten, dass es für einen Salon keinen Sinn mehr macht, solche Serien im Salon anzubieten. Mit einer Eigenmarke gibt es online keinen Wettbewerb.
3. Welchem Friseur raten Sie zu einer Eigenmarke?
Stephan Conzen: Wer eine sehr starke Dienstleistungsmarke hat, der kann diese auf ein Produkt übertragen. Ein solches Produkt muss begehrlich sein. Sehr viele Dienstleistungsmarken, die wirklich stark sind, gibt es nicht.
4. Welchen Betrag muss ich als Friseur mindestens investieren, wenn ich eine Eigenmarke installieren möchte?
Stephan Conzen: Wir nehmen € 2.500 pauschale Vorkosten. Das ist aber nicht alles. Eine Eigenmarke erfordert vom Namensgeber sehr viel Arbeit in die Markenführung: PR-Arbeit, eigene Bilder, eigene Texte, eigene POS-Aktivität, eigene Aktionen.
5. Gibt es auch Friseurunternehmern, denen Sie eher raten, weiterhin auf eine etablierte Marke zu setzen?
Stephan Conzen: Fast allen rate ich das. Nur: Es muss die richtige Marke sein! Eine sehr gute geführte Marke, deren empfohlene Abgabepreise online eingehalten werden, ist meistens die beste Wahl. Bei GLYNT gibt es z.B. Proben, Reisegrößen, POS-Material und viele Kommunikationshilfen. Auch Ex-Eigenmarken Kunden sind heute mit der Marke viel erfolgreicher.
6. Welche Gestaltungsmöglichkeiten haben Friseure hinsichtlich der Produktrezepturen? Kritiker behaupten, man klebe nur seinen Namen auf die Flaschen. Ist das so?
Stephan Conzen: Ja, das ist so. Alles andere wäre ja auch wenig vertrauenserweckend. Um eine perfekte Rezeptur zu erstellen, sind so hohe Aufwendungen nötig, dass so eine Entwicklung niemals für ein Produkt eines einzelnen Kunden möglich wäre. Bestenfalls tauscht man Farbe und Parfum aus, aber dadurch wird das keine bessere Rezeptur.
7. Wie verhält es sich dem Friseur-Service rund um eine Eigenmarke? Bieten Sie z.B. Schulungen und Weiterbildungen an?
Stephan Conzen: Ein Kunde von uns genießt alle Service- und Schulungsangebote, egal ob er GLYNT als Marke oder eine Eigenmarke von uns bezieht.
8. Wie machen Friseure die Eigenmarken für Ihre Kunden interessant? Bieten Sie Unterstützung in Sachen Verkaufsargumente und Beratung?
Stephan Conzen: Wir bieten von individuellen Produktkatalogen bis hin zu individuellen Kundenberatungsinfos sowie individuellen Produktstellern und Displays ein breites Portfolio an Unterstützungshilfen an. Ohne diese Materialien wäre eine eigene Marke kaum langfristig lebensfähig.
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