„Ich bin total glücklich, dass ich den Schritt zur Eigenmarke im Salon gegangen bin!“
Die Shoppinglandschaft hat sich verändert. Auch beim Friseur. War früher allein der böse Drogeriemarkt Konkurrenz, sind es heute neben dem Onlinehandel bisweilen sogar benachbarte Friseurkollegen, die Profiprodukte zu Dumpingpreisen rausschießen (können). Ralph-Joachim Hoffmann hat seinen Heilbronner Salon ‚SCISSORYS Friseure’ auf eine Eigenmarke umgestellt – und es nicht bereut. Sein feuriges Fazit.
Ralph-Joachim, Ihr gehört mit 'Scissorys' zu den etablierten Salons in Heilbronn. Warum hast Du Dich für eine Eigenmarke entschieden?
Ralph-Joachim: Hier haben mehrere wichtige Gründe für mich eine Rolle gespielt: In erster Linie ging es mir aber darum, das Image meiner Marke SCISSORYS Friseure zu stärken und mich von Mitbewerbern abzuheben. In Laufnähe meines Betriebes gibt es immerhin 9 Friseursalons. In allen sind die gängigen Marken zu beinahe gleichen Teilen zu erwerben. Es hängen die gleichen Poster in den Fenstern, parallel gibt es dieselben „Aktionen“ im Angebot…. Über viele Jahre hinweg habe ich „meinem“ Lieferanten die Treue gehalten und wirklich gute Umsätze über die Beratungsleistung erzielt. Das war zuletzt aber nicht mehr der Fall. Anfangs habe ich mich nur über den Nachbarn geärgert, der wenige Meter entfernt plötzlich dieselben Produkte im Salon stehen hatte. Plötzlich hatte dieser Salon, der zu einer aufstrebenden Kette gehört, dann auch noch einen Internetshop. Dort konnten sie Sonder-Aktionen fahren, die weit unter meinem EK-Preis angeboten wurden. Und meinen Lieferanten hat es nicht gestört…. Das Internet insgesamt entpuppte sich als zunehmend stärkere Konkurrenz: Immer öfter kamen Gäste, die über lange Zeit hinweg bei uns gekauft hatten, und meinten plötzlich: „Oh, ich hab mir das im Internet bestellt, da war es 1 € günstiger…“.
Worin liegen für Dich die Vorteile Deiner Eigenmarke?
Ralph-Joachim: Das liegt ja auf der Hand: WENN meine Produkte im Internet auftauchen sollten, dann können die nur von mir kommen…. Nein, ernsthaft: Wir fühlen uns dafür verantwortlich, dass der Gast zu Hause lange Freude an unserer Handwerkskunst hat. Dies können wir erreichen, indem wir die passenden Produkte empfehlen, die den Glanz erhalten, die Farbe auffrischen, den Halt geben und vor allem das Haar optimal pflegen. Im Badezimmer können sicherlich viele verschiedene Produkte stehen. Aber jetzt hat der Gast das richtige Produkt mit unserem Logo drauf – das ist doch täglich eine tolle Erinnerung an unseren Salon! Nicht selten sind so auch Freunde oder Freundinnen unserer Gäste auf uns aufmerksam geworden, die unsere Produkte dort haben stehen sehen. Eine grandiose Werbung für uns!
So ganz einfach ist doch eine solche Umstellung sicher nicht. Was sind die Punkte, auf die es bei der Auswahl des Anbieters zu achten gilt?
Ralph-Joachim: Eine solche Veränderung will gut überlegt sein und muss vorher durchkalkuliert werden. Je nach Hersteller gibt es zum Beispiel Mindestmengen bei der Bestellung. Es fallen Kosten an für die Erstellung des Designs, das auf die Flaschen und Tiegel kommen soll…. Dann ist die Frage: wähle ich wertigen Siebdruck oder einfach nur Aufkleber? Da gibt es gewaltige qualitative Unterschiede, die sich natürlich auch preislich auswirken. Man sollte genau schauen: welche Kosten sind nur einmalig, welche bei jeder Bestellung zu entrichten?
Wie sind die Produkte preislich einzuordnen?
Ralph-Joachim: Auch hier gibt es natürlich von-bis so ziemlich alles. Entscheidend ist sicherlich der eigene Anspruch an die Produkte: Welche Inhaltsstoffe möchte ich? Welches Design? Siebdruck oder Aufkleber? Einige Hersteller bieten zudem zusätzliche Umverpackungen an. Insofern sind die Kosten sehr individuell. Aber ist der Anfang erst mal gemacht, sind die Produkte im EK meist günstiger als bei den Großen der Branche, die ja auch einen gigantischen „Wasserkopf“ haben…
Kaufen heute mehr oder andere Kunden als früher?
Ralph-Joachim: Wir machen durchweg gute Erfahrungen mit unserer Eigenmarke. Die Gäste sehen unsere Kompetenz durch die Produkte unterstrichen, und die Mitarbeiter fühlen sich sicherer im Umgang mit der Beratungsleistung. Wir haben weit mehr „Wiederholungstäter“. Hinzu kommen eben auch immer wieder neugierige, neue Gäste, die unsere Produkte im Bad von Bekannten gesehen haben…. Ich bin total glücklich, dass ich den Schritt zur Eigenmarke gegangen bin.
Für welchen Typ Salonunternehmer lohnt sich eine Eigenmarken Deines Erachtens? Wer sollte lieber die Finger davon lassen?
Ralph-Joachim: Produkte als Eigenmarke sind sicherlich interessant für jeden Friseur, der sich vom Mitbewerber rechts und links abheben will und der eine gute Beratungsleistung für wichtig hält! Aber nicht jeder Kollege sieht den Sinn darin, dem Gast die optimale Empfehlung für die Nachbehandlung Zuhause mitzugeben. Oft meinen diese Kollegen, sie würden der Kundin etwas „aufschwatzen“ und sie seien keine guten „Verkäufer“. Die sind, glaube ich, besser beraten, wenn sie sich nur einige wenige Artikel einer gängigen Marke in den Salon stellen, die quasi von alleine über den Ladentisch gehen. Daran ist ja nichts Verwerfliches.
Scissorys Friseure