Darum freut sich Ralph Hoffmann darauf, einen Flüchtling auszubilden…

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Mousa Alsat (links) durfte FMFM-Artist Ralph Hoffmann schon beim Styling für ein Foto-Shooting assistieren
Mousa Alsat (links) durfte FMFM-Artist Ralph Hoffmann schon beim Styling für ein Foto-Shooting assistieren

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Mousa Alsat kam vor gut anderthalb Jahren als syrischer Flüchtling nach Deutschland. Wenn alles nach Plan geht, beginnt er im September eine Ausbildung bei Ralph Hoffmann im Salon Scissorys Friseure in Heilbronn. Der 19jährige ist hoch motiviert, brennt für den Friseurberuf und freut sich über seinen deutschen Pass. Doch der Weg war und ist steinig. Während Mousa nichts auslässt, um seine Integration so schnell wie möglich voranzutreiben, lassen die deutschen Behörden wenig aus, um seiner Motivation regelmäßige Dämpfer zu verpassen…

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Wie begegnet man einem Flüchtling, der die Hölle auf Erden hinter sich hat? Der mit gerade mal 18 Jahren seine Heimat Syrien mutterseelenallein verlassen muss, um nicht zu sterben? Nach einer gefährlichen und anstrengenden Odyssee voller Hoffnung und Zuversicht nach Deutschland kommt und dort nur drei Dinge möchte: seine Mutter wiedersehen, sich integrieren und Friseur werden! In welcher Verfassung treffe ich so einen Menschen an? Traumatisiert? Deprimiert? Verzweifelt? Vielleicht sogar latent aggressiv? (So kommt es in den Medien ja immer wieder rüber).

„Die deutsche Mentalität macht mir Zukunftsangst“

Von Gabriela Contoli. Mit gemischten Gefühlen betrete ich daher den Salon Scissorys Friseure von fmfm-Artist Ralph Hoffmann in Heilbronn. Ich möchte ein Interview mit dem Chef und seinem künftigen Azubi, dem syrischen Flüchtling Mousa, führen. Doch meine Bedenken sind sofort wie weggefegt, als mir ein junger attraktiver und sympathischer Mann mit dunklem Haar, Vollbart und fröhlich funkelnden Augen die Hand entgegenstreckt und in selbstverständlichem Deutsch fragt: „Hallo, wie geht’s? Ich freu mich!“.

Auch Ralph strahlt. Denn Mousa ist für ihn ein Lichtblick am Ende des Tunnels! Noch im vergangenen Jahr zählte der Heilbronner Friseurunternehmer 7 Mitarbeiter(innen). Zurzeit ist es nur noch eine! Die Gründe: Schwangerschaft, Krankheit, Umzug etc. Das Übliche! Neues Personal? Schwierig bis unmöglich! Ein bekanntes und schier aussichtsloses Problem in unserer Branche! „Es ist schwer, Nachwuchs für den Friseurberuf zu generieren. Bei den deutschen Jugendlichen fehlen sowohl Begeisterung als auch der Wille, für irgendetwas zu kämpfen. Ich habe den Eindruck, dass viele so erzogen werden, dass sie ausschließlich „Kind“ sein dürfen, ohne irgendeine Gegenleistung erbringen zu müssen. Dieser Mentalität begegne ich immer wieder und sie macht mir wirklich Zukunftsangst“, fasst Ralph Hoffmann seine bitteren Erfahrungen der vergangenen Monate zusammen. Dabei bietet er seinen Mitarbeitern und Azubi alles, was das Herz begehrt, sogar eine Zusatzqualifikation zum Beautist.

Antrag abgelehnt!

 

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Hier im Video zeigt Mousa, wie sehr er den Friseurberuf liebt! Unbedingt anschauen!

Auf die Idee einen Flüchtling auszubilden, brachte den verzweifelten Salonleiter eine Kundin, die sich in der Flüchtlingshilfe engagiert und Ralph bereits vor Monaten mit einem hoch motivierten Iraker zusammengebracht hatte. „Hashim ist eigentlich Konditor und Bäcker, wollte aber unbedingt den Friseurberuf erlernen. Ich ließ ihn ein Praktikum machen und war beindruckt, wie begeisterungsfähig und talentiert dieser Junge ist“,  erzählt mir Ralph. Er wollte ihn unbedingt behalten und zum Friseur ausbilden. Woran es scheiterte? An der Ablehnung des „Umverteilungsantrags“, wie es in unserem unnachahmlichen Behördendeutsch heißt. Übersetzt bedeutet dies, Hashim war vom Wohnort her dem rund 100 km entfernten Nürtingen zugeteilt und durfte nicht nach Heilbronn ziehen. Der Antrag wurde abgelehnt mit Verweis auf das Asylgesetz.

Hoffmann wandte sich mit dieser Geschichte an die Medien, und die „Heilbronner Stimme“ reagierte mit einem ausführlichen Bericht, der den Titel „Flüchtling darf nicht umziehen“ trug. „Der Artikel schlug ein wie eine Bombe“, so Ralph Hoffmann, „ganz Heilbronn diskutierte über diese empörend bürokratische Entscheidung.“

Hoffnung und Optimismus

Eben diesen Artikel las auch die Deutschlehrerin von Mousa, die an der VHS in Öhringen einen Integrationskurs für Flüchtlinge betreut. Da sie wusste, dass Mousa vor seiner Flucht in seiner Heimat Syrien den Beruf des Damenfriseurs gelernt hatte, ermunterte sie den Jungen, doch mal bei Ralph vorbeizuschauen. „Ich bediente gerade eine Kundin, als ich im Spiegel einen dunkelhaarigen Mann vor meinem Salon auf und ab gehen sah. Immer wieder schaute er durchs Fenster. Mir wurde fast ein wenig mulmig“, erinnert sich Ralph. Plötzlich schob ihn eine Frau – Mousas Lehrerin – durch die Salontür und stellte ihn Ralph vor. „Mousa war mir sofort sympathisch und ich dachte, diesem begeisterten motivierten Jungen musst du helfen und ihm einen Ausbildungsplatz anbieten“, erzählt der Salonunternehmer.

Mousa wohnt zwar außerhalb von Heilbronn und muss bis zum Salon eine Dreiviertelstunde mit den Öffentlichen fahren, aber das ist für ihn kein Problem. „Ich will unbedingt bei Ralph arbeiten“, sagt der 19jährige Syrer, der aus der vom Krieg stark mitgenommenen Stadt Homs stammt. „Ich bin Christ, wenn ich geblieben wäre, wäre ich jetzt tot“, erklärt er und ich staune nicht nur über seine hervorragenden Deutschkenntnisse nach nur 1 ½ Jahren Aufenthalt in Deutschland, sondern auch über den Optimismus und die Hoffnung, die sich in seinen Augen widerspiegeln.

Schwierige Auflagen!

Einmal pro Woche hilft Mousa im Salon von Ralph aus Einmal pro Woche hilft Mousa im Salon von Ralph aus

Als Mousa nach Deutschland kam, lebte seine Mutter bereits in Augsburg. Er durfte sie aber nicht besuchen, weil das „Umverteilungsgesetz“ für ihn Heilbronn vorgesehen hatte. Er musste warten, bis er seinen deutschen Pass hatte, bevor er Heilbronn auch mal verlassen durfte. Erst dann konnten er und seine Mutter sich wieder in die Arme schließen. Mittlerweile lebt Mousas Familie in Paderborn. Ich will wissen, warum er denn seine Friseurlehre nicht dort, wo seine Familie lebt, machen möchte. „Weil es nicht geht, ich dürfte erst umziehen, wenn ich mich komplett selbst versorgen kann und finanziell nicht mehr auf das Jobcenter angewiesen bin“, erklärt er. Und das wäre erst nach seiner Ausbildung der Fall.

Doch Ralph will nun wenigstens dafür sorgen, dass Mousa nach Heilbronn umziehen darf. Schließlich hat er den Ausbildungsvertrag fest in der Tasche! Leider ist das alles andere als einfach, denn Mousa muss, sobald er eine Wohnung gefunden hat, erst in seinem jetzigen Wohnort beim Jobcenter den Umzug beantragen. Bei einer Zustimmung führt ihn sein nächster Gang zum Jobcenter Heilbronn. Hier muss er dann nachfragen, ob er tatsächlich umziehen darf. „Telefonisch scheint eine Organisation unter den Jobcentern schwierig bis unmöglich zu sein“, wundert sich Ralph Hoffmann. Aber da das Jobcenter die Miete für Mousa bezahlt, sind aufwändige Behördengänge wie diese leider unvermeidbar und zu akzeptieren.

Noch darf Mousa nichts verdienen

Die Kunden lieben Mousa Die Kunden lieben Mousa

Derzeit wohnt Mousa in einer Hartz IV-Wohngemeinschaft mit deutschen Mitbewohnern. Er vermeidet es bewusst, seine Zeit mit anderen Flüchtlingen zu verbringen: „Ich will ja Deutsch lernen und mich so schnell wie möglich integrieren“, verrät der sympathische Junge, der in Syrien Abitur gemacht hat. Seine Ausbildung zum Damenfriseur ist in Deutschland nicht anerkannt, sodass er mit seiner Friseurlehre komplett von vorne beginnen muss. Den obligatorischen Integrationskurs hat Mousa bereits absolviert. Um jedoch im Rahmen seiner Ausbildung am Berufsschulunterricht teilnehmen zu dürfen, belegt er im Augenblick den Sprachkurs B2. Ralph Hoffmann ist sehr zuversichtlich, dass sein motivierter künftiger Azubi diesen bis September abgeschlossen haben wird.

Bis dahin kommt Mousa einmal in der Woche in den Salon und hilft aus. Die Kunden lieben ihn für seine offene, herzliche und liebenswerte Art, aber auch wegen seiner unnachahmlichen Kopfhautmassage. „Er würde gerne öfters kommen, aber es macht keinen Sinn, in seiner jetzigen Situation mehr zu verdienen, weil ihm jeder Cent auf die Hilfe, die er vom Jobcenter erhält, angerechnet wird“, bedauert Ralph. Somit muss Mousa derzeit mit einem Minimum im Monat zum Leben auskommen. „Nicht viel, aber es reicht“, sagt der syrische Junge bescheiden und seine Augen strahlen dabei immer noch.

Ein starkes Team!

In sich selbst zu investieren, zahlt sich immer aus!

Ein weiteres Kuriosum ist für Ralph die Tatsache, dass sich Mousa nach wie vor einmal im Monat beim Jobcenter als arbeitssuchend melden muss, obwohl er den Ausbildungsvertrag fest in der Tasche hat. Der bürokratische Aufwand scheint wirklich enorm zu sein, bis der syrische Junge endlich seine Lehre bei Scissorys Friseure beginnen kann. „Wir lassen uns von diesen nerven- und zeitraubenden Behördengängen aber nicht unterkriegen“, sagt Ralph. Denn er sieht in Mousa eine große Zukunft als Friseur und damit für sich selbst auch die Chance, wenigstens ein Stückweit aus seiner Personalmisere rauszukommen.

Und was hat Mousa nach der Ausbildung vor, möchte ich am Schluss unseres Gesprächs wissen. „Ich will unbedingt meinen Meister machen, denn ich liebe es, mich weiterzubilden. Für mich ist es wichtig, dass es immer weitergeht!“, sprudelt es aus dem hochmotivierten Jungen heraus. „Aber ich werde immer bei Ralph bleiben. Wir sind ein starkes Team!“