Durchbruch in Sachen Nachwuchsgewinnung?
La Biosthétique ruft erste private Berufsschulklasse für Friseure ins Leben
Biosthetikern wird ja zuweilen nachgesagt, dass sie in der Friseurbranche gerne auch mal ihr eigenes Süppchen kochen. Wer in den Genuss eines solchen Süppchens kommt, wird oftmals feststellen, dass es sich dabei tatsächlich um „Haute Cuisine“ statt Fastfood handelt. Denn Themen wie Friseurexklusivität, hochwertige Aus- und Weiterbildung und individuelle Beratung und Behandlung auf Augenhöhe mit den Kunden werden bei dem französischen Kosmetikunternehmen und der Société Française de Biosthétique schon immer großgeschrieben. Mit Gründung der ersten Berufsschulklasse für Friseure in der privaten, staatlich anerkannten und genehmigten Berufsschule ProGenius in Darmstadt, wo neben der dualen Friseurausbildung auch die ergänzenden biosthetischen Fortbildungsmodule zum Hair & Beauty Artist angeboten werden, scheint dem Unternehmen jetzt ein echter Durchbruch mit Pioniercharakter in Sachen qualifizierte Nachwuchsgewinnung gelungen zu sein, von dem die gesamte Branche profitieren könnte. FMFM hat sich von Sigrid Haspel, die bei La Biosthétique maßgeblich für die Entwicklung und Durchführung des neuen Ausbildungskonzepts verantwortlich ist, informieren lassen.
Sigrid Haspel über die jüngsten Aktivitäten von La Biosthétique in Sachen Ausbildung
Sigrid Haspel ©La Biosthétique
Frau Haspel, warum gründet ausgerechnet La Biosthétique die erste private Berufsschule für Friseure? Früher oder später musste jemand den Weg ebnen! In unserer Branche wird immer nur gejammert, unter anderem, dass wir dringend qualifizierten Nachwuchs benötigen. Also haben wir gehandelt und vor zwei Jahren den ergänzenden Ausbildungsweg zum Hair & Beauty Artist ins Leben gerufen, gemeinsam mit unserer Personalrecruiting-Kampagne und eigenem Jobportal. Seitdem bewerben sich erfreulicherweise immer mehr Abiturienten und Schüler mit Mittlerer Reife für eine Friseurausbildung in La Biosthétique-Salons. Wir sehen es daher als unsere Pflicht an, diesen Auszubildenden die bestmöglichen Bedingungen mit auf dem Weg zum Gesellen zu geben. Und gute Mitarbeiter/innen bekommen wir nur, wenn wir auch gute Alternativen bieten.
Das heißt, Ihre Auszubildenden durchlaufen die herkömmliche duale Ausbildung mit dem Unterschied, dass sie eine private statt öffentliche Berufsschule besuchen? Ja, so ist es! Der Auszubildende ist abwechselnd im Salon und in der privaten Berufsschule. Pro Jahr stehen zwölf Unterrichtswochen auf dem Lehrplan. Der Einstieg umfasst einen vierwöchigen Schulbesuch. Zwischen den einzelnen schulischen Modulen sind die Auszubildenden vier bis sechs Wochen in ihrem Ausbildungsbetrieb. Dort im Friseursalon findet der betriebliche Teil der Ausbildung statt. Dabei setzen die angehenden Friseure die in der Schule erworbenen Basiskenntnisse durch Trainings am Übungskopf oder am Modell um. Wir befürworten die Methode des Blockunterrichts – in der Regel umfassen die Blöcke zwei Wochen – da erfahrungsgemäß Lernerfolge größer sind, wenn die Lernzeiten im Betrieb und in der Schule länger und zusammenhängend stattfinden. Das Konzept hat sich schon super bewährt, wir haben viele Lehrlinge, die bereits nach einem halben Jahr richtig fit sind und schon fast alles können – außer Haare schneiden natürlich. Sie sind schon voll im Salonprozess integriert und werden nicht – wie leider oftmals üblich – ausschließlich zum Haare kehren und Handtücher falten verdonnert.
Und nach drei Jahren ist der Auszubildende… Friseur oder Friseurin! Am Ende seiner Ausbildung legt er wie in der dualen Ausbildung üblich seine Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer ab. Zusätzlich hat er die Möglichkeit, innerhalb dieser drei Jahre eine ergänzende Ausbildung zum Hair & Beauty Artist zu absolvieren, um anschließend auf hohem Level haar- und hautkosmetisch arbeiten zu können. Hier werden dann die für La Biosthétique-Salons unverzichtbaren, verwöhnenden Spa- und Wellnessrituale sowie hautkosmetische und Make-up-Kenntnisse vertieft, die ja im Ansatz auch schon Bestandteil des allgemeinen Lehrplans sind. Schon während ihrer Ausbildungszeit erhalten die Schülerinnen und Schüler so ein Mehr an Fachkenntnissen.
Garantiert keine Unterrichtsausfälle!
Also sind Lehrlinge in einem La Biosthétique-Salon schon richtige Umsatzbringer? In unseren Salons geht es ja um den Total Beauty Look. Das heißt, die Auszubildenden lernen von Anfang an, wie man ein einfaches Make-up aufträgt oder Wellnessdienstleistungen wie Kopf- und Gesichtsmassagen am Kunden anwendet. Das sind im Grunde einfach zu lernende Dienstleistungen, die aber in der Summe erheblich zum Umsatz beitragen können und vor allem den Auszubildenden ungemein motivieren. Bisher haben nur zwei Azubis die Lehre abgebrochen, aber verbunden mit dicken Tränen, da beide Abbrüche aus privaten Gründen erfolgen mussten und nicht, weil die Ausbildung keinen Spaß gemacht hat. Ich finde, diese Quote spricht Bände und zeigt, dass unser System auf Erfolgskurs programmiert ist.
Wie sieht der Lehrplan an der privaten Berufsschule aus? Geht es da ausschließlich um La Biosthétique? Nein, im Gegenteil! La Biosthétique hat mit der Schule inhaltlich gar nichts zu tun! Unterrichtet werden die Schüler von qualifizierten und studierten Berufsschullehrern nach den Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz und der entsprechenden Stundentafel, und zwar in allen Fächern und mit allen Inhalten, die auch an den öffentlichen Berufsschulen unterrichtet werden. Durch den Unterricht an der Privatschule ProGenius erhalten alle Auszubildenden, die gleichzeitig Hair & Beauty Artist werden möchten und sich für diese Ausbildungsform entscheiden, an einem Ort und „aus einem Guss“ den schulischen Teil der Ausbildung. Die Schule garantiert, dass es keine Unterrichtsausfälle gibt und bietet die Zusatzmodule zum Hair & Beauty Artist. Hier wird eine separate Prüfung abgelegt, die aber nichts mit der Gesellenprüfung zu tun hat und auch nicht zwingend ist.
Aber im praktischen Teil wird doch bestimmt ausschließlich mit La Biosthétique-Produkten gearbeitet? Selbstverständlich! Aber warum auch nicht? In den öffentlichen Berufsschulen wird auch mit Friseurprodukten bestimmter Marken gearbeitet. Der Ausbildungsinhalt an unserer Privatschule befähigt den fertigen Gesellen dazu – wie im dualen System üblich – im Anschluss mit allen Friseurmarken arbeiten zu können.
Wie setzen sich die Friseurklassen an der ProGenius Schule zusammen? Kann sich da jeder bewerben oder ausschließlich Auszubildende in einem La Biosthétique-Salon? Die Beschulung bei ProGenius findet derzeit als exklusive Unternehmenskooperation statt und steht nur Auszubildenden von La Biosthétique-Salons offen. Wir konnten eine Klasse mit 20 Azubis einrichten. Der ausbildende Salon verpflichtet sich dazu, die Schulgebühr zu entrichten. Der Lehrling wird nach Tarif bezahlt.
Was muss ein Ausbilder im Betrieb mitbringen, um die zusätzliche Ausbildung „Hair & Beauty Artist“ anbieten zu können? Jeder potenzielle Ausbilder muss im Vorfeld ein intensives Seminar besuchen, bevor er ausbilden darf.
Das klingt ganz schön aufwändig, der Ausbilder muss Geld bezahlen und sich im Vorfeld als Ausbilder zusätzlich qualifizieren. Welche Motivation liegt da zugrunde? Die Motivation, qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen und Auszubildende, die von Anfang an aktiv ins Salongeschehen eingebunden werden können statt nur Handlanger zu sein.
„Wir wollen dazu beitragen, unsere Branche endlich aus den Negativschlagzeilen herauszuholen.“
Und wenn die hochwertige Ausbildung dann vorbei ist, gehen sie fort und zurück bleibt der enttäuschte Ausbilder? Dieses Risiko trägt er in der Tat! Es steckt ohne Frage auch eine gehörige Portion Idealismus dahinter und für die meisten unserer Ausbilder spielt tatsächlich der moralische Gedanke eine große Rolle: dazu beitragen, unsere Branche durch qualifizierten Nachwuchs endlich wieder aus den Negativschlagzeilen rauszuholen. Und Fakt ist, mit unserem Modell holen wir Leute in die Branche, die sonst definitiv keine Friseurlehre machen würden. Und wenn man als Azubi gut behandelt und bezahlt wird und im Anschluss innerhalb des Salons Aufstiegsmöglichkeiten hat, warum sollte man dann wechseln?
Nach der viel diskutierten und letztendlich im Keim erstickten Ausbildungskampagne eines großen Haarkosmetikunternehmens im vergangenen Jahr zeigt sich der Zentralverband erneut „not amused“ von den Aktivitäten der Industrie im Zusammenhang mit der dualen Ausbildung im Friseurhandwerk. Können Sie das nachvollziehen? Ehrlich gesagt, nein! Unser Modell ist lupenrein, rechtlich bis aufs Mark geprüft und konform mit dem Berufsbildungsgesetz. In Gesprächen mit dem Zentralverband haben wir unser Projekt offengelegt und sogar Änderungswünsche im Ausbildungsvertrag berücksichtigt. Wir sind an einer Zusammenarbeit interessiert und fügen uns mit unserem Modell zu 100 % in den Rahmen der dualen Ausbildung ein. Denn im Grunde müssen wir doch alle an einem Strang ziehen, um mit qualifiziertem Nachwuchs für eine sichere Zukunft in unserer Branche zu sorgen.
Was werden Sie jetzt unternehmen? Wir wollen kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander! Es wird daher ein erneutes Gespräch mit dem Zentralverband geben. Wir sind zu allem bereit und würden liebend gerne auch mit dem Zentralverband kooperieren. Warum sollte ein erfolgreiches Konzept nicht Schule machen und der gesamten Friseurbranche dienen? Worüber wird denn seit Jahren diskutiert und gejammert? Und wir handeln statt zu jammern! Denn letztendlich geht es doch um die Zukunft unserer Branche. Jedem ist bewusst, dass die duale Ausbildung dringend reformiert werden sollte. Mit der privaten Berufsschule ist nach unserer Erfahrung der erste Schritt getan. Wir haben für das neue erste Ausbildungsjahr die erste Klasse voll, eine zweite ist fest in Planung. Die angehenden Friseure und Hair & Beauty Artisten haben überwiegend Mittlere Reife oder sogar Abitur. Ausschlaggebend für die Qualität der Azubis ist natürlich auch die ergänzende Ausbildung zum Hair & Beauty Artist. Mit diesen beiden Berufswegen steht den Azubis hinterher die gesamte Hair- und Beautywelt mit einzigartigen Karrierechancen offen. Wenn das kein Ansporn ist…