Voll das (Ein-)Horn!
Da guckste! Jetzt ist die Pastellwelle im Haar von Instagram in die Drogeriemärkte geschwappt. Ein Kosmetikriese bietet sie seit rund einer Woche an: trendige Selfmade-Sets für poppige Pastell- und Einhorn-Effekte. Als Spray für den 1-Tages-Gag. Als Farbshampoo für einwöchige Eiscreme-Color oder gleich als farbgewaltige Dauerlösung. Viele Profis stöhnen. Aber warum eigentlich? Ein Kommentar.
Keine Frage, sie sind cool: Regenbogenfarben im Haar. Trend sind sie ja schon lange. Kein (Online-)Magazin erscheint ohne. Instagram ist voll davon. Auf den Straßen jenseits der photogeshoppten Parallelwelt sieht es allerdings weit weniger cremig aus: wirklich gelungene Farbverläufe in zuckersüßen Eisfarben scheinen so selten wie die Einhörner selbst. Profis wissen, woran es liegt. Die pastelligen DIY-Effekte wirken aufgrund fehlender Fachkenntnis der Verbraucher alles andere als märchenhaft. Diese zarten, eisigen Pastell-Effekte sind eben kein buntes Kinderspiel, sondern Königsklasse. Die Basis muss stimmen, das Haar stark blondiert, die pastellige Farbmischung exakt ausbalanciert werden. Und noch etwas: Immer wieder erwähnen Salonunternehmer, dass solche Bonbontöne im Haar eigentlich gar nicht ihr Geschäft seien. Zum einen, weil nur extrem wenige Kundinnen solche Farben wirklich für mehr als eine Woche tragen möchten. Zum anderen, weil es eben doch die jungen Frauen um die 20 seien, die überhaupt Interesse daran hätten. Und die würden sich eher Haarkreide und Co. im Netz bestellen. Was ist also wirklich dran an der Entrüstung über die hippen Pastell-Sets des Kosmetikgiganten in der Drogerie? Ich finde: wenig.
Schließlich können Friseure, deren Kundinnen an pastelligen Haaren interessiert sind, das Ganze schon längst mit hochwertigen, nuancierten Farbkuren, Directions und Profi-Colorationen friseurexklusiver Anbieter umsetzen. Und damit Ergebnisse zaubern, die wirklich märchenhaft sind! Vermutlich waren das unter dem Strich aber gar nicht so viele, wie uns die Trendmedien suggerieren. Und jetzt haben eben vor allem die jungen Mädels die praktische Möglichkeit, ihre Einhorn-Farben bei dm, Rossmann & Co zu konsumieren. Na und? Die Lolliop-Farben laden ja schließlich auch zum Spielen ein! Sie sind ein Privileg der Jugend, die experimentieren will. Und das bitteschön höchstselbst und ohne naseweise Tipps von Erwachsenen. Vergleichbar mit einem Karnevalsspaß werden die Haare mit einem Farbspray für 7,95€ für einen Tag lang rosa. Oder blau. Oder mint. Spätestens jedoch, wenn diese Girls, motiviert vom 1-Tages-Farbspray, auf die pastellige Dauercoloration umsteigen wollen, wird ihnen vermutlich der Spaß vergehen. Weil am Ende dann kein buntes Einhorn im Stall steht, sondern einem stattdessen ein echtes Horn wächst. Weil mit der vorher noch schnell selbstgemachten Balayage oder Blondierung das Ganze farblich nicht ganz so traumhaft hingehauen hat. Weil es vielleicht pappig, ungleichmäßig oder schlichtweg überhaupt nichts geworden ist. Dann werden die verunglückten Einhörner zu Massen in die Salons galoppieren und vom Friseur nachbessern lassen. Oder sie sind zufrieden und werden Color-Fans. Auch gut. Dann landen sie sowieso früher oder später auf Ihrem Stuhl. Wetten?
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