Tarik Ari: Alles, nur nicht Barber!

Es ist früher Vormittag, als mich der Weg durch das gemütliche Siegburg zu Tarik Ari führt. 40.000 Einwohner hat die beschauliche Kreisstadt. Sie als Metropole zu bezeichnen, wäre also glatt gelogen. „Barbershops funktionieren nur in der Großstadt“, munkeln viele Kenner der Szene. Auf den ersten Blick erscheint es daher umso erstaunlicher, dass Tarik mit Micha Birkhofer von den 1o1 Barbers einen Kooperationspartner gefunden hat, mit dem er das Geschäftskonzept Barbershop ausgerechnet hier platziert. Kometenhaft schnell, genauer gesagt innerhalb von nur 3 Monaten, gelang es den beiden, aus einem Traum von einem gemeinsamen Barbershop eine coole Adresse für Männer im feinsten Old-School-Style zu schaffen.

Cooler Barber-Stil

Cooler Eindruck: Der Barber

„Der Barber – Traditionshandwerk in Siegburg“ steht auf einem antik wirkenden Leuchtkasten, der in der retromäßig anmutenden Marktpassage oberhalb des Eingangs hängt. Die Tür steht offen. Ein Blick ins Ladeninnere offenbart authentische Barbershop-Atmosphäre: raumhohe, dunkle Holzregale im Apotheken-Stil, gefüllt mit allem, was der grooming-freudige Mann von heute braucht. Dazu eine lange Holztheke, an der die vier Bedienplätze nebeneinander angeordnet sind. Jeder der mit Echtleder bezogenen Barberstühle steht vor einem eigenen Waschplatz. Wirkt wunderbar old-school und ist vor allem ideal bei den vielen Rasurkunden, die Tarik in seiner neuen Location empfängt. Denn Bärte sind natürlich auch hier ein großes Thema. Kaum ein Mann, der während unseres Interviews für eine Terminabsprache reinkommt, ist ohne.

Alles im Liegen

Echter Männer-Service

Tariks Bartpflege ist bei den Männern beliebt. Eingebettet in ein richtiges Ritual mit Kompressen und Co. dauert die Rasur ca. eine halbe Stunde und findet vorwiegend im Liegen statt. Kostenpunkt: 20 Euro. Die meisten Kunden kombinieren allerdings Haarschnitt und Rasur – die Kern-Dienstleistungen bei „Der Barber“. Macht zusammen rund 50 Euro. Ohne Produkte, versteht sich. Vom Barttrend seien sie aber keineswegs abhängig, betonen Micha und Tarik im Gespräch. „Natürlich haben wir viele Kunden, die Bart tragen. Aber das sind genau die Männer, die Wert auf Stil legen und über eine gewisse Eitelkeit verfügen. Sie spielen mit ihrem Styling, weil sie eine Affinität zu Mode haben. Und die verschwindet nicht, wenn sie mal keinen Bart mehr tragen. Dann rasieren wir halt glatt.“ Colorationen zum Beispiel sucht man(n) in der Menüliste vergebens. „Wir bieten allenfalls Grauhaarkaschierung an. Und das auch nur bei ca. 10 Kunden. Farbe empfehle ich den Männern nicht. Das sieht meist unnatürlich aus“, so Tarik. Dafür spielt das Thema Produktverkauf, wie üblich bei Barbern, auch hier eine große Rolle. „Die meisten Produkte für Barbershops basieren auf natürlichen Inhaltsstoffen. Alles, was wir verkaufen, wenden wir auch im Laden selbst an“, so Ari. „Daher funktioniert Verkauf bei uns auch ganz anders als im Unisex-Salon. Die Kunden bekommen mit, dass wir selbst mit den Produkten arbeiten, dass sie funktionieren, lässig aussehen und gut riechen. Dann wollen sie die auch haben. Ich dränge meinen Kunden nichts auf. Und doch kauft fast jeder Kunde. Viele kommen sogar zwischendurch nur zum Kauf von Groomingprodukten rein.“

Männer wollen mehr

Verkauf? Hier (k)ein Thema!

Wie erklären sich Ari und Birkhofer eigentlich den Boom im Barber-Business? „Der Mann hat sich gefunden“, so Tarik. „Er möchte seinen Platz haben und begnügt sich nicht mehr mit der Nebenrolle in Unisex-Konzepten. Außerdem hat er Ansprüche an die Qualität eines Haarschnitts, einer Dienstleistung.“ Birkhofer fügt hinzu: „Es geht doch darum, Spezialist zu sein. Das ist mit Coloristen vergleichbar. Es ist klar, dass ich anders und besser arbeite, wenn ich mich auf einen Bereich fokussiere, mich dort immer wieder weiterbilde und dazu lerne.“ Genau dieses präzise Arbeiten ist es, was Tarik am Herrenfach so besonders fasziniert. „Bei einem guten Männerhaarschnitt fällt jeder Fehler sofort ins Auge. Daher finde ich es nach wie vor wichtig, dass eine klassische Friseurausbildung die Grundlage dieses Berufs ist. Damit hat man das breite Wissen und Fundament, das Handwerk in seinen ganzen Facetten zu beherrschen. Unabhängig von der jeweiligen Mode. Allerdings wünsche ich mir, dass das Männerfach während der Ausbildung deutlich intensiver geschult würde.“ Ihr Azubi, den das Team von „Der Barber“ bald einzustellen plant, soll daher den klassischen Ausbildungsweg beschreiten. Dafür sucht Tarik noch einen passenden Partnersalon in der Umgebung, in dem sein Lehrling die ausbildungsrelevanten Kenntnisse und Erfahrungen im Damenfach von der Pike auf sammeln soll. „Den Bereich kann ich hier einfach nicht abdecken. Daher suche ich Kollegen, die diese Inhalte auf meine Kosten vermitteln.“ Keine schlechte Idee. Denn in Sachen Männer wird der Azubi bei „Der Barber“ sicherlich schnell fit werden. Schließlich wird der Salon von den 1o1 Barbers auch als Schulungssalon für Seminare genutzt.

Spezial-Angebote

Erfolgreich: der (1.) Barber in Siegburg

Um die Besuchsfrequenz seiner Kunden zu erhöhen, haben Micha und Tarik ein interessantes Konzept entwickelt. Eine limitierte Zahl von 30 ausgewählten Kunden kann für einen monatlichen Obolus von fixen 50 Euro bis zu 3 Mal pro Monat zum „Style-TÜV“ kommen. Heißt: Haare und Bart werden in kürzeren zeitlichen Abständen regelmäßig in Form gebracht und der Kunde hat so jederzeit ein perfektes gepflegtes Auftreten. Insgesamt ist Tarik Aris Start in die Selbständigkeit erfreulich verlaufen. „Der Barber“ läuft prima an. Sicher auch deshalb, weil Tarik bereits seit 7 Jahren als Herrenfriseur in Siegburg tätig ist. Seine Kunden kommen aus einem Umkreis von bis zu 150 km, nicht nur aus der Stadt selbst. Und keinem von ihnen fällt der Umzug mit seinem Lieblingsfriseur in die neue Wirkungsstätte schwer. Im Gegenteil: Seine Männer sind begeistert. Und Neukunden gibt es auch schon einige. Dafür keinen einzigen anderen Barber weit und breit. Das zum Thema „Barbershops funktionieren nur in der Großstadt.“

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Barber oder Herrenfriseur? Die Fakten zu einem Reizthema der Branche.

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