Erfolgreiche Friseure verraten euch, wie ihr die Herbst/Winter-Mode im Salon umsetzt!
Welchen Stellenwert haben Trends konkret im Salonalltag für den Friseur? Wie nutzt er sie? Wie setzt er sie um? Antworten darauf haben Andrea Filthaus, Ute Papst, Mario Leibold Kay Schneider, Mathias Hering und Matthias Scharf. Denn sie alle haben eines gemeinsam: Sie sind nicht nur Friseure und erfolgreiche Salonunternehmer, sondern haben zudem ein außergewöhnliches Gespür für Trends und Mode. Hier verraten sie uns, worauf es ankommt, die kommende Herbst/Winter-Mode erfolgreich im Salon umzusetzen.
Im Beitrag „Mit der Mode stylen – Diese Trends kommen im Herbst/Winter 2016/17“ haben wir gesehen, dass uns in diesem Herbst/Winter drei spannende und ganz unterschiedliche Richtungen begegnen werden. Was heißt das jedoch für uns im Salon, wenn die Kundin auf der einen Seite nach höchster Qualität strebt, aber auf der anderen Seite am liebsten „undone“ auf die Straße geht? fmfm-Redakteurin Petra Hützen hat sechs erfolgreiche Friseurunternehmer gefragt.
Kay Schneider, Friseurunternehmer aus Bremen, L’Oréal Akteur, Modedirektor bei Intercoiffure Deutschland: „Trends finden in der Beratung statt“
Kay Schneider ©L`Oréal Professionnel
„Ich mag keine modische Uniformierung. Vielmehr wollen wir Menschen mit Charakter und einem eigenen Stil. Viele Kundinnen sind heute schon sehr gut über modische Trends informiert, da entstehen oft tolle Gespräche. Bei den anderen helfen wir als Fachleute gerne weiter. Trends finden deshalb bei mir im Salon in fast jeder Beratung statt: wir hören aufmerksam zu und entwickeln dann gemeinsam mit dem Kunden den perfekten Look. Dazu stehen dem Team alle Modemagazine wie Vogue, Elle, internationale Fachzeitschriften und das Material unseres Partners L’Oréal Professionnel zur Verfügung, um sich zu informieren. Mein Must-have im Winter bitte bei der trockenen Heizungsluft: eine Extraportion Pflege für die Kopfhaut. In Sachen Haarfarben werden die Nuancen im Herbst wärmer mit luxuriösen Reflexen in Gold bis Kupfer, die für changierende Effekte auf den Köpfen sorgen.“
Matthias Scharf, Friseurunternehmer aus Burgebrach, Wella Trendscout, Mitglied im Team Créateur d’Intercoiffure: „Trainingsabende mit Mitarbeitern“
Matthias Scharf ©Wella Professionals
„Für uns im Team Scharf spielen Trends eine wichtige Rolle, denn unsere Kunden wollen immer überrascht werden, sie erwarten schon fast, dass wir immer mit neuen Ideen und Input aufwarten. Alle fünf Wochen machen wir deshalb einen Trainingsabend mit den Mitarbeitern, bei dem wir uns gegenseitig über News, Trends und Techniken informieren und neue Farben und Produkte gegenseitig ausprobieren. So leben wir die Trends im Alltag vor. Das macht den Einstieg in die Beratung und in das Gespräch mit den Kunden einfacher. Natürlich kann man bei Stammkunden, die sehr regelmäßig kommen, nicht jedes Mal das Rad neu erfinden. Dennoch gibt es meist eine Feinabstimmung, damit der individuelle Look in den Details zeitgemäßer wird. Mein Must-Have sind die so genannten Boxer Braids (moderne Art der Bauernzöpfe) für die Langhaarkundin. Bei der Farbe mag ich die leisen Zwischentöne, die s.g. Kaschmirfarben zwischen Blond und Braun.“
Andrea Filthaus, Friseurunternehmerin aus Meinerzhagen, Seminarcoach, Mitglied im Team Créateur d’Intercoiffure: „eigene Fotokollektionen“
Andrea Filthaus ©Petra Hützen
„Wir shooten seit Jahren eigene Fotokollektionen, um unseren Kunden unseren Stil näher zu bringen. Insofern ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Mode und Trends bei mir im Team allgegenwärtig. Auch unsere Kunden sind interessiert und informiert, deshalb müssen wir immer up-to-date sein. Besonders im Styling zeigen wir den Kunden immer etwas Neues, stylen Locken, die sonst nur glatt geföhnt werden, mal natürlich bewegt oder machen lockere Steckvarianten. Wir nutzen Trends in der Beratung und im Verkauf von Pflege- und Stylingprodukten. Allerdings muss man ehrlicherweise sagen, dass der tatsächliche Stellenwert der Mode im Salon eher sekundär ist, da wir auf den Köpfen der Kunden eher einen individuell typgerechten Stil kreieren. Daher sind es eher nur Details, die umgesetzt werden. Mein Must-Have im Winter sind satte Farben: ob auf dem Kopf oder in Form eines Lippenstiftes in knalligem Rot, zaubern sie direkt etwas Frische in den oft grauen Winteralltag.“
Ute Papst, Friseurunternehmerin aus Langerwehe: „Immer die Augen offen halten“
Ute Papst ©Petra Hützen
„Obwohl wir in einer eher ländlichen Region beheimatet sind, erwarten unsere Kunden, dass wir genauso informiert und am Zahn der Zeit sind wie ein Großstadtfriseur. Wir informieren uns über Zeitschriften, stöbern durch Online-Blogs und halten Ohren und Augen immer offen. Alle sechs Wochen besprechen wir uns bei den Trainingsabenden im Team, erstellen Moodboards und üben neuste Techniken, die wir auf Seminaren gelernt haben. Mein Must-Have für den Winter sind warm-kalte Farbkombinationen, die unglaublich schöne Reflexe und viel Tiefe ins Haar zaubern. Es sind kleine Details und bewusste Akzente, die zum natürlichen Luxus führen, der jetzt überall zu finden ist.“
Mathias Hering, Friseurunternehmer aus Sonneberg, Mitglied im Team Créateur d’Intercoiffure: „persönlichen Stil mit Trend in Einklang bringen“
Mathias Hering ©L`Oréal Professionnel
„Für mich hängt das Thema Trends in erster Linie mit der Beratung zusammen. Denn wenn eine Kundin den Salon betritt, muss ich in der Lage sein, ihren persönlichen Stil mit den aktuellen Trends in Einklang zu bringen. Dafür braucht man als Friseur nicht nur die fachliche Kompetenz, sondern auch viel Fingerspitzengefühl. Bei uns im Team wird das immer wieder geübt. Zusätzlich gibt es ein kleines Saloninfo-Booklet, in dem Mode immer wieder eine Rolle spielt, das wir 4-mal im Jahr erstellen und im Salon auslegen. So hat das Team ein handfestes Tool, an dem man das Gespräch eröffnen kann. Für den Herbst/Winter sehe ich in der Mode den Trend zu überlangen Ärmeln und Ponchos als spannend für uns Friseure, denn die Veränderung der Silhouette bedeutet, dass wir auch auf dem Kopf wieder mehr Bewegung und Volumen kreieren dürfen. Mein Must-have sind pudrige Stylingprodukte, die sofort Volumen am Ansatz und eine matte Textur bringen.“
Mario Leibold, Friseurunternehmer aus Neustadt a.d. Aisch, Goldwell Markenbotschafter, im Vorstand bei Intercoiffure verantwortlich für die Jugendarbeit der Fondation Guillaume: „Trends müssen zum Stil der Kundin passen“
Mario Leibold ©Intercoiffure Fondation Guillaume
„Interessanterweise sind es eher die Kunden ab 40, die sehr interessiert sind und mit konkreten Vorstellungen zu uns in die Salons kommen. Bei den jüngeren machen wir dann eher die Vorschläge. Generell sehnen sich die Menschen heute eher nach Normalität, nach wahren Werten, Mode als Dogma treten in den Hintergrund. Deshalb beschäftigen wir uns einmal im Monat im Team damit, wie man Trends konkret umsetzen kann, damit sie zum Stil der Kundin passen. Ein Trend, den ich beobachte, ist Langhaar, zu kurze Haare, besonders bei Frauen über 30, gehen im Moment nicht. Mein Must-have sind natürliche Looks, die aussehen, als wäre nichts mit den Haaren gemacht worden. Dafür empfehle ich die Anwendung von Trockenshampoo.“