Ramins Color-Check: Die übelsten Color-Sünden. Teil 2
Professionelle Colorationen erlauben keine Schlampigkeit! Farb-Experte Ramin Dell weiß das, wie kein Anderer. Im zweiten Teil seiner Top Ten der größten Color-Sünden plaudert er mal wieder aus dem Schatzkästlein seines Profi-Wissens. Was geht also im Salon so gar nicht????! Er sagt's Euch...
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6. Mit einem Hellerfärber glossen
Ich höre häufig, dass Kolleg*innen mit einem Hellerfärber glossen. Das ist für mich ein wirkliches No-Go! Hellerfärber haben eine hohe Alkalität. Die brauche ich ja auch, um ein Haar aufzuhellen. Wenn ich jedoch bereits ein hellergefärbtes Haar habe, brauche ich Alkalität nicht mehr, denn ich möchte schließlich auf dem hellblonden Ton nur noch eine Farbrichtung verändern. Daher ist der Griff zu einem Hellerfärber nicht nur falsch, sondern sogar schädlich für die Haare! Mir ist schon klar, warum viele Friseur*innen das so machen. Schließlich ist in dem Hellerfärber eine deutlich höhere Menge an Abmattierung drin und man kann ein Glossing damit am Waschbecken sehr schnell umsetzen und so die Farbrichtung ruckzuck ändern. Aber das kann für uns Profis kein Argument sein. Man bringt einfach unnötig viel Alkalität auf ein zuvor blondiertes Haar auf. Und das ist einfach extrem schädlich für die Haare.
7. Rootshading mit permanenten Haarfarben
Dieser Fehler ist eine ganz böse Geschichte! Ein Rootshading ist ja nur ein sehr leichtes Schattieren der blondierten Haare am Ansatz. Es dient dazu, dass die Strähnen eben nicht direkt an der Kopfhaut anfangen, sondern am Ansatz ein kleines bisschen dunkler sind. Sie sind zwar immer noch heller als die eigene Haarfarbe – also man soll die Strähnen immer noch sehen können –, aber sie sollen ein bis zwei Nuancen dunkler sein als die Haare in den Längen und Spitzen. Das gibt dann im Gesamtbild so einen schönen weichen Verlauf. Außerdem wächst das Haar dann selbst bei einer Globalblondierung – auch da kann man Rootshading besonders gut einsetzen – viel, viel sanfter raus statt in einer harten Kante. Wenn man dort jetzt eine permanente Haarfarbe verwendet, überlagert man erst mal die Strähnen, die man ja eigentlich am Ansatz trotzdem noch sehen soll. Zudem kommt diese Kundin ja in vermutlich zwei bis drei Monaten und möchte neue Strähnen oder eine neue Globalblondierung – aber dann ist immer noch die Haarfarbe da. Das heißt: die Kundin hat einen rausgewachsenen Ansatz, dann einen Balken (wo mal das Rootshading war) und dann kommt erst der blondierte Bereich. Dieses blockige Teilstück aus permanenter Haarfarbe ist extrem langwierig rauszubekommen und bleibt immer in einem gelben Bereich stehen. Daher bitte Rootshadings bitte, bitte nur mit a) verdünnter Tönung machen oder – noch besser – mit demipermanenter Haarfarbe machen. Die waschen sich nämlich innerhalb von zehn bis zwölf Wochen komplett raus, und wenn die Kundin wieder im Salon ist, haben wir damit keine Probleme mehr.
8. Zusätzlicher Schutz für Haar und Kopfhaut
Als No-Go sehe ich es auch an, wenn man die Haare nicht ausreichend schützt. Und da spreche ich nicht von den ganzen Plex-Produkten, die ich persönlich gar nicht so toll finde. Die Kopfhaut muss immer mit einem leichten Öl geschützt werden, wenn man global blondiert. Benutzt man nicht ohnehin eine hochwertige Blondierung, die bereits schützende Öle enthält, sollte man zwingend auf die Öl-Präparate zurückgreifen, die inzwischen alle Anbieter im Programm haben und die man der Blondierung oder Farbe zusetzen kann. Selbst wenn man das Gefühl hat, dass das Haar ausreichend stabil sei und diesen Schutz gar nicht bräuchte: diese Öle tun dem Haar immer gut! Also nicht darauf verzichten. Manche Kund*innen werden zwei-, drei- oder viermal blondiert. Und irgendwann kommt der Punkt, an dem das Haar ohne zusätzlichen Schutz bricht. Wer von Anfang an mit Haarschutz arbeitet, wird selten in die Verlegenheit kommen, dass das Haar kaputt geht oder bricht. Unmittelbar damit verbunden ist natürlich auch die richtige Pflegeempfehlung für die Kundin daheim.
9. Die Kundin ohne Pflegeempfehlung aus dem Salon heimschicken
Nach einer Coloration ist dies das A & O: Ergänzend zu den Produkten, die die Kundin bereits daheim benutzt, müssen wir ihr die punktgenaue, ergänzende Pflege empfehlen, damit das Haar nach der Coloration auch zuhause optimal versorgt wird. Ich rate immer zu einer Kombination aus Feuchtigkeit und Protein. Es braucht nach einer Farbbehandlung eine wirklich reichhaltige Haarkur, um das Haar wieder mit Fett zu versorgen. Denn das ist es, was den Haaren bei der Blondierung oder der Hellerfärbung vor allem verloren geht. Wir brauchen dieses Fett, damit das Haar anschließend überhaupt Feuchtigkeit aufnehmen kann. Ideal ist also die Kombination aus einem Feuchtigkeitsshampoo und einer nährenden Haarkur. Ich spreche hier ganz bewusst nicht vom Verkaufen, sondern vom Empfehlen. Denn die Kundin muss wissen, warum es welche Produkte braucht, damit ihre Coloration strahlend und wunderschön bleibt. Für mich ist es unterlassene Hilfeleistung, wenn wir Profis zwar wissen, was nötig ist, damit das Haar gut versorgt ist, es aber der Kundin nicht sagen. Nur weil wir denken, dass die 50 Euro Pflege on Top zu teuer für sie sein könnten. Selbst wenn sie es nicht bei uns im Salon kauft, sondern woanders – aber wir haben es ihr dann zumindest gesagt.
10. Haarfarbe passt nicht zur Haut- und Augenfarbe
Das letzte No-Go ist es, wenn die ausgewählte Haarfarbe nicht zur Haut- und Augenfarbe passt. Ich sage gern: eine Haarfarbe ist immer ein Drittel des Gesamtensembles. Sie muss unbedingt zur Haut- und zur Augenfarbe passen. Dieser Grundsatz wird immer wichtiger, je heller eine Haarfarbe wird. Wenn sich eine Kundin eine Farbe wünscht, die irgendwo im mittelbraunen bis hellbraunen Bereich liegt, diese Farbe aber nicht wirklich zu meiner Kundin passt, dann kann man das zur Not trotzdem machen. Wenn sie es unbedingt möchte. So richtig toll ist das nicht, geht aber noch einigermaßen. Ist es jedoch der Wunsch der Kundin, in einen Blondbereich zu gehen, ist es absolut wichtig, dass dieser Ton mit der Haut- und Augenfarbe der Frau harmoniert. Damit das gelingt, gebe ich immer den Rat, die 2/3-1/3-Faustregel zu beachten. Hat die Kundin eine warme Haut und warme Augen, dann kann sie sehr gut eine kalte Farbe tragen. Hat sie eine kalte Haut und kalte Augen, kann sie sehr gut eine warme Haarfarbe tragen. Ist sie ein Mischtyp, also z. B. warme Haut und kalte Augen oder kalte Haut und warme Augen, orientiere ich mich stets an der Augenfarbe. Die Hautfarbe kann man immer noch mit Make-up etwas hin- und herschieben. Hat meine Kundin also warme Augen, bekommt sie eine kalte Haarfarbe. Hat sie einen kühlen Augenfarbe, wähle ich einen warmen Farbton für die Haare. Dieses konträre Farbspiel führt dazu, dass sowohl die Haarfarbe sehr schön zum Vorschein kommt, aber auch die Augen ganz besonders strahlen.
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