„Von wegen Farbblase: Color ist gekommen, um zu bleiben!“

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Ramin Dell / Unsplash Engin Akyurt
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Warum sollten Kund*innen weniger Farbe wollen? Ramin Dell sieht keine Farbblase!
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Warum sollten Kund*innen weniger Farbe wollen? Ramin Dell sieht keine Farbblase!
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Farbblase. Welche Farbblase?! Ramin Dell stellt fest, dass viele Kolleg*innen derzeit überzeugt sind, dass genau diese bald platzen würde. Ihr Credo: In Zukunft ist nur noch der Haarschnitt die Dienstleistung Nr. 1 beim Friseur! Der Farbcrack und FMFM Artist Ramin sieht das natürlich vollkommen anders. Seine Einschätzung zur Lage der „Color-Nation“!

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Die Farbblase wird platzen! Ja, viele Friseurkolleg*innen prophezeien derzeit den Untergang des großen Color-Dampfers. Warum eigentlich? Mal ehrlich: Ich bezweifle absolut, dass es eine solche Farbblase überhaupt gibt! Sehen wir uns den Status Quo in der Branche an: In den letzten 20 Jahren war Farbe ein selbstverständliches Thema im Salon. Und zwar ein enorm lukratives, das was weit über die vorher gemachten Ansatzfarben und Strähnen am Oberkopf hinausging. Wir haben seit 2004 ein irres Kompetenzfeld aus der Dienstleistung Coloration gemacht. Es wurden anspruchsvolle Freihandtechniken, Paintings und zahllose andere Colorationsmethoden entwickelt, die unser professionelles Friseurspektrum und auch die Qualität der Farbergebnisse enorm nach vorne gebracht haben. Diese Entwicklung als eine „Trenderscheinung“ zu bezeichnen, greift bei Weitem zu kurz! Schließlich ist es doch bei Trends in unserer Branche so: Trends brauchen drei Jahre, bis sie kommen. Drei Jahre, bis alle sie verstanden haben. Dann bleibt ein Trend drei Jahre aktuell, um sich im Anschluss innerhalb von drei Jahren wieder zu verabschieden. Anspruchsvolle Techniken wie Balayage sind deutlich langfristiger als nur ein Trend. Eigentlich entstammt diese Colorationstechnik den 70er-Jahren und erlebte erst um die Jahrtausendwende ihr Revivial. Von Kurzlebigkeit oder einer reinen Modeerscheinung kann hier also nicht die Rede sein!

Naturhaarfarbe? Nö!

Wir haben uns eine neue Generation von Kund*innen herangezogen, die schon mit 16 Jahren ganz aufwendige Farbdienstleistungen haben möchte. Junge Frauen, die mit ihren Müttern in den Salon kommen, Beratungsgespräche buchen und mir Bilder von Insta und Pinterest vorlegen. Sie zeigen Fotos von Colorationen, die bis zu 4-5 Stunden dauern, die sie zu Hause intensiv pflegen und sogar refreshen müssen – und sie (bzw. ihre Eltern) zahlen am Ende ganz entspannt 400-500 Euro für die Umsetzung. Wir glauben doch nicht ernsthaft, dass diese Kund*innen zukünftig ihre Naturhaarfarbe rauswachsen lassen und nur noch zu uns kommen, um nur einen geilen Sassoon-Haarschnitt zu kriegen? Das glaube ich einfach nicht! Dafür haben wir diese Generation über Social Media zu stark auf das Thema Coloration geprägt!

Farbe in der DNA

Ganz ehrlich erwarte ich daher eher das genaue Gegenteil vom Abflauen der Farb-Nachfrage: Wir haben es in Zukunft nämlich mit einer Kundengeneration zu tun, die mit der Haarfarbe von klein auf aufwächst. Diese jungen Frauen können es sich gar nicht vorstellen, dass man nur für eine Ansatzfarbe zum Friseur geht – und das alle 4 Wochen. Sie wollen Farbdienstleistungen, die 6 oder gar 9 Monate halten. Sie kommen nicht häufig, dafür wollen sie dann, wenn sie zum Friseur gehen, eine teure, maximal wertige und haltbare Farbe, von der die beste Freundin sagt: Wow, siehst Du geil aus! Und diesen Wunsch von der Traumhaarfarbe werden wir ihnen natürlich nicht abgewöhnen. Warum auch? Das wollen wir ja schließlich, weil wir damit Geld verdienen!

Blase – welche Blase?

Von einer „Blase“ kann also überhaupt nicht die Rede sein! Vielmehr liegt es an uns Coloristen, immer wieder neue Trendströmungen auszulösen, um diese Welle beizubehalten. Es mag ja sein, dass Frauen mit 80% Weißanteil irgendwann mal von der Farbe wegkommen wollen. Aber auch dafür haben wir z. B. mit „Agent Royal“ eine Grau-Dienstleistung im Angebot, die stark nachgefragt wird. Diese Frauen mit dem Wunsch nach brillanten Grautönen bleiben auch damit noch lange Farbkund*innen.

Facettenreiche Farbwünsche

Heißt: Die Generation von 18 bis 30 wird also auf jeden Fall bei außergewöhnlichen und aufwendigen Haarfarben bleiben. Da bin ich mir sicher. Aber auch Kund*innen zwischen 30 und 50 haben die Haarfarbe in den letzten Jahren als sehr innovativ erlebt. Bei ihnen kann ich mir jedoch schon am ehesten vorstellen, dass sie nach 20 Jahren Erfahrung mit den tollsten Farbtechniken mal wieder in Richtung von mehr Natürlichkeit tendieren könnten. Möglicherweise kann es dort dann eine Interessen-Verschiebung von der Farbe hin zum Haarschnitt geben. Das mag schon sein. Dennoch: Auch bei ihnen wird die Haarfarbe keineswegs verschwinden, denn spätestens, wenn mit ca. 40 oder 45 die ersten grauen Haare kommen, möchten viele Frauen diese kaschieren und gehen wieder zurück zur Coloration, um einfach jünger auszusehen. Also ist auch dort kein nennenswerter Schwund zu erwarten.

Wanted: Besuchsfrequenz

Natürlich kann ich die Kolleg*innen verstehen, die sich wünschen, dass der Haarschnitt in der Fashion – und damit im Salonalltag – eine deutlich größere Rolle spielen soll! Schließlich muss ein toller Cut alle 4-6 Wochen nachgeschnitten werden. Mit der Balayage haben wir diese kurzen Besuchsrhythmen im Salon ja völlig abgeschafft. Und zugegeben: den Begriff „Balayage“ mag auch niemand mehr so richtig hören. Unser Job als Coloristen ist es also, diese Farbtechniken rund um den methodischen Ansatz der Balayage fortlaufend zu erneuern und zu entwickeln. Denn auch wir stellen in unseren Seminaren fest: Die Branche wünscht sich abseits der klassischen 4- bis 5-stündigen Behandlungen neue Alternativen! Vor allem junge Friseur*innen möchten schnelle Techniken, die man auch zwischendurch verkaufen kann, ohne den Terminplan völlig durcheinander zu bringen. Workshops mit diesen Inhalten sind die Innovationen, die bei uns in der Academy extrem gut laufen.

Frisur = Farbe + Schnitt

Meine Beobachtung ist also die: die meisten Friseur*innen haben sich in den letzten Jahren die vielen aufwendigen und anspruchsvollen Techniken und Methoden draufgeschafft – und sie haben wirklich viele Erfolge damit gefeiert. Farbe ist damit zum Umsatzträger No. 1 avanciert. Bei der nachkommenden Friseurgeneration scheint sich diese Faszination für Haarfarbe möglicherweise derzeit etwas zugunsten eines Faibles für den Haarschnitt zu verändern. Diese jungen Friseur*innen wollen zwar weiter mega Farben machen – aber auch wieder klasse Schnitte! Na und? Das ist doch super für unser Handwerk! Schließlich kommt der perfekte Haarschnitt am besten mit einer extrem gut abgestimmten Haarfarbe zur Geltung. Wie heißt es so schön: Man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen! Freuen wir uns drauf!

Euer Ramin

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