„Kinderkriegen bremst die Karriere von Frauen leider oft immer noch aus“

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Janina Ehrenberg
Janina Ehrenberg gilt als Role Model für eine ganze Generation junger Friseurinnen.
Janina Ehrenberg
Janina Ehrenberg gilt als Role Model für eine ganze Generation junger Friseurinnen.

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Janina Ehrenberg ist eine der bekanntesten und erfolgreichsten Frauen der deutschen Friseurbranche: Die bis heute einzige deutsche Gewinnerin des International Trend Vision Awards ist nicht „nur“ Topakteurin für Wella, sondern auch etablierte Unternehmerin und das „Fernsehgesicht“ für Dyson auf QVC. FMFM-Autorin Daniela Hamburger hat mit Janina über ihre Funktion als Role Model für eine ganze Generation junger Friseurinnen gesprochen und darüber, was Female Entrepreneurs aber auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen bieten müssen, damit Frauen im Friseurbusiness Karriere machen können.

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Janina, Deine Karriere geht seit Jahren duch die Decke. Wie bist Du so erfolgreich geworden? Was waren die wichtigsten Stellschrauben?

Mein Geheimrezept des Erfolgs ist Ehrgeiz, Fleiß und Kontinuität. Ich bin Perfektionistin und habe schon immer an meinen Skills gefeilt bis meine Techniken perfekt wurden. Dabei ist Talent das, wovon man am wenigsten benötigt. Man muss viel üben, bereit sein, sich ständig weiter zu entwickeln und ein Gespür für Form und Proportion entwickeln. Gleichzeitig bin ich ein Zahlenmensch und auf Effizienz aus, was meinen Salons, meiner Kundschaft und meinen Seminarteilnehmer*innen zugute kommt. Außerdem habe ich jede Herausforderung angenommen, auch wenn sie mir und meinem Naturell zunächst widerstrebte. Ich habe unglaublich viel gearbeitet und Freizeit in meinen Beruf investiert. Wenn man immer wieder über seine Grenzen geht, dann kann man über sich hinaus wachsen und Großes erreichen. Mindset is everything!

Janina Ehrenberg auf der Bühne.
Janina Ehrenberg ist eine der Top-Coaches im deutschen Friseurhandwerk. // Wella

„Frauen haben immer das Gefühl, doppelt liefern zu müssen, während Männer ihren Erfolg genießen, auch wenn es mal nicht rund läuft“

Hattest Du in Deiner Laufbahn je das Gefühl, als Frau mehr leisten zu müssen als Deine männlichen Kollegen? Oder empfandest Du die Chancen im Großen und Ganzen als gleichberechtigt?

Evolutionsbedingt leiden wir Frauen mehr unter dem Imposter Syndrom als Männer. Sprich: Männer können sich besser feiern und verkaufen als wir Frauen. Sie sind auch schneller mal mit sich zufrieden. Wir Frauen haben immer das Gefühl, doppelt liefern zu müssen und tun das dann meistens auch. Außerdem ist es für uns oft NIE gut genug. Während Männer ihren Erfolg genießen können, auch wenn es mal nicht so rund läuft.

Frauen sind in der Friseurbranche zahlenmäßig überlegen, die große Karriere so wie Du machen aber nur wenige. Woran liegt das Deiner Meinung nach und was muss sich ändern, um Friseurinnen nach vorne zu bringen? Was müssen Frauen selbst tun und wo müssen die Rahmenbedingungen anders werden?

Ein großes Thema ist das Kinderkriegen. Gerade als selbstständige Friseurin bekommt man leider oft wenig Unterstützung vom Staat oder muss diese wieder zurückzahlen, was das Ganze erheblich erschwert. Daraus resultiert, dass die Frau sich oft noch mehr um Kinder, Familie und Haushalt kümmert, während Männer ohne große Unterbrechungen ihre Karriere vorantreiben können. Die Rahmenbedingungen müsste mitunter der Staat verbessern. Wenn es ausreichend Kinderbetreuung gäbe und gleichzeitig Frauen für ihren Wiedereinstieg ins Unternehmen nicht so viel abgezogen bekämen, dann würden viel mehr Frauen früher wieder arbeiten. Arbeit muss belohnt werden. So könnte man Familie und Beruf besser vereinbaren.

Dann muss man sagen, kommt der Erfolg nicht von ungefähr. Ich habe sehr viele Wochen in meinem mittlerweile 20-jährigen Berufsleben durchgearbeitet, um heute da zu stehen wo ich bin. Habe an mir gearbeitet und für meine Seminar- und Showteilnehmer alles gegeben. Ich hab kontinuierlich auf verschiedenen Ebenen abgeliefert und dafür auf sehr viel Freizeit verzichtet. Weil mein Beruf mein Hobby und meine Berufung ist und ich dafür brenne. Ich habe allerdings das große Glück, einen sehr verständnisvollen Mann an meiner Seite zu haben, der mich immer unterstützt und genauso ehrgeizig ist wie ich. Aber auch hier sieht man wieder, man verbringt die meiste Zeit auf der Arbeit, und wenn man ungern einer Tätigkeit nachgeht, dann wird man unglücklich und es demotiviert. Deshalb muss man herausfinden, was einen antreibt und welche Leidenschaft man hat, mit der man im besten Fall Geld verdienen kann.

Meine beruflichen Ziele waren auch ein Grund, warum wir bis jetzt mit einem Kind gewartet haben. Ich wollte an einen gewissen Punkt meiner Karriere kommen und nicht ausgebremst werden.

Was rätst Du jungen Frauen, die Karriere im Friseurbusiness machen möchten? Welche Kniffe verrätst Du?

Sucht euch einen Arbeitgeber der euch schätzt und fördert. Habt ein Ziel vor Augen, arbeitet kontinuierlich, auch wenn es Rückschläge gibt, an euch, euren Techniken und macht euch sichtbar auf sozialen Medien. Zeigt eure Arbeiten und seid stolz darauf. Das ist heute viel einfacher als es zu meiner Zeit war.

„Kalkulation ist der Knackpunkt“

Und was müssen vor allem Unternehmerinnen lernen, um mit ihren Salons erfolgreich zu sein?

Dass man qualitativ hochwertige Arbeit leisten muss, ist eine Grundvoraussetzung! Kalkulation ist hier der Knackpunkt. Jeder muss für sich seine Kosten kalkulieren und dann seine Preise so gestalten, dass man seine Mitarbeitenden gut bezahlen und auch selbst gut davon leben kann. Außerdem muss man ein Umfeld schaffen, in dem sich die Kundschaft und die Mitarbeitenden wohlfühlen und in dem man gerne verweilt.

Bedienplätze in Janina Ehrenbergs Salon
Einblick in Janina Ehrenbergs Salon in Bad Kissingen. // Stephanie Parente

„Jede*r darf auch seine eigenen Interessen verfolgen“

Du hast in Deinen beiden Salons selbst zahlreiche weibliche Mitarbeiter. Wie empowerst und förderst Du diese?

Oh ja, ich hab ein wirklich tolles Team auf das ich sehr stolz bin! Ich nehme sie wahr und widme mich ihren Wünschen! Ich möchte ihnen so viele Freiräume schaffen wie es unser Beruf erlaubt, ohne dass die Bedürfnisse des Salons leiden. Deshalb gibt es gewisse Grundregeln. Darüber hinaus dürfen sie selbstbestimmt schalten und walten. So ist jede*r etwas freier, sozusagen ein kleiner Unternehmer bzw. eine kleine Unternehmerin im Unternehmen, ohne die komplette Verantwortung zu tragen. Sie agieren dadurch auch im Sinne des Unternehmens, da jeder die Freiheit hat, auch seine eigenen Interessen zu verfolgen. Und das ist eine gute Kombi und für beide Win-Win.

Wir haben außerdem einige interne Schulungen für alle und gleichzeitig personalisierte Weiterbildungen, z. B. bei Wella, die jeden persönlich weiterbringen. Hier gehen wir sehr individuell auf jeden Einzelnen ein.

Gleichzeitig versuchen wir, in regelmäßigen Abständen Teamevents zu organisieren um den Zusammenhalt zu fördern und uns auszutauschen.

Vielen Dank, liebe Janina, für das offene Interview und weiterhin von Herzen viel Erfolg!