„Seit ich selbst weniger am Stuhl arbeite, gehen die Salonumsätze bergauf“
Andreas Schmauder ist seit 1997 selbstständig mit seinem Salonunternehmen „haarprojekt andreas schmauder“ erfolgreich. So erfolgreich, dass uns der Unternehmer und Intercoiffure Regiomanager aufgefallen ist. Denn in einer Zeit, die für Friseursalons alles andere als leicht ist, sagt er: „Die Situation in meinem Unternehmen war noch nie so gut wie jetzt.“ Wie das sein kann? Dies hat er FMFM-Autorin Daniela Hamburger erzählt.
Lieber Andreas, beschreib uns doch kurz Dein Unternehmen, was ist „haarprojekt andreas schmauder“?
Ich betreibe zwei Salons im schwäbischen Sigmaringen, einer kleinen Kreisstadt an der Donau mit ca. 12.000 Einwohner*innen: unser Stammhaus sowie einen großen Salon mit in bester Lage zentral in der Innenstadt am Leopoldplatz. Insgesamt beschäftige ich derzeit 28 Mitarbeiter.
„Entscheidungen werden oft bei uns im Team getroffen“
Als wir Dich um dieses Interview gebeten haben, wart Ihr gerade mitten in Renovierungsarbeiten. Was habt Ihr gemacht?
Das Geschäft am Leopoldplatz haben wir vor zehn Jahren mit 160 qm Fläche eröffnet. Vor fünf Jahren haben wir dann auf 300 qm vergrößert. Als ich mich hier für die Renovierung entschieden habe, sagten viele Kund*innen: „Das ist doch eigentlich noch gar nicht notwendig.“ Stimmt, aber ich wollte was tun, bevor es nicht mehr gut aussieht. Wir haben ein neues Farbkonzept im Salon und den Wartebereich sowie den Personalraum verändert. Auch hinter den Schranktüren gab es eine Menge an Veränderungen, die uns organisatorisch und für den Servicebereich zugutekommen. Das Wichtigste ist aber, dass wir jetzt einen zweiten Perückenraum haben. Dieser Bereich ist ein wichtiges Standbein und der Bedarf wird immer größer. Eine Mitarbeiterin hat sich zusätzlich hierfür qualifiziert, so dass wir nun zu zweit sind und im Zweithaarbereich noch mehr Kompetenz bieten können.
Einen Lieferantenwechsel gab es auch…
Wir sind nun Ambassador für das Unternehmen Keune und empfinden es als große Auszeichnung, als Markenbotschafter für das niederländische Unternehmen in Süddeutschland zu agieren. Schon beim ersten Kontakt hat uns die familiäre Atmosphäre auf Augenhöhe begeistert. Das Unternehmen ist seit einiger Zeit sehr aktiv auf dem deutschen Markt, und wir wurden bei der Umstellung großartig unterstützt. Der entscheidende Grund für den Wechsel war aber, dass mein Team derartig begeistert von der Marke und den Produkten ist. Die Entscheidung haben wir als Team getroffen und es ist mir superwichtig, dabei alle Mitarbeitenden mit Begeisterung im Boot zu haben.
Wirklich, ist das so? Du lässt eine so wichtige Entscheidung das Team treffen? Ist das nicht „Chefsache“?
Nein, das Team muss dahinterstehen, nur dann können wir wirklich erfolgreich sein. Ich bin bei solchen Themen sehr transparent. Im Fall des Lieferantenwechsels habe ich eine Abstimmung machen lassen, und die fiel einstimmig aus. Das Team ist unsagbar motiviert. Wir wurden auf der Top Hair Messe in Düsseldorf von Keune spontan zur Party eingeladen und die Chemie hat einfach gestimmt. Im Nachgang hatten wir viele Schulungen, die waren auch ausgesprochen professionell. Wir sind so überzeugt, dass wir uns von sämtlichen anderen Marken getrennt haben und nun exklusiv nur noch mit Keune zusammenarbeiten. Es fühlt sich einfach saugut an!
Hast Du wie viele andere Kolleg*innen denn auch Probleme, Mitarbeitende zu finden?
Probleme haben wir aktuell zum Glück nicht, obwohl wir kontinuierlich nach neuen Teammitgliedern schauen, um die Fluktuation auszugleichen. Zum Glück verfügen wir über zwei Teams, in denen sowohl viele langjährige Mitarbeitende arbeiten als auch immer wieder neue integriert werden. Besonders stolz bin ich darauf, dass wir Mitarbeitende haben, die unter meiner Führung schon bis zu 25 Jahre bei mir arbeiten – ich glaube, das steht für ein gutes Betriebsklima. Meine Mitarbeiterin Irmgard hat sogar 1968 als Azubi bei meinen Eltern die Ausbildung begonnen, als sie sich in Sigmaringen selbständig gemacht haben. Sie war schon fertig mit der Ausbildung und kann sich noch gut daran erinnern, als meine Mutter schwanger im Salon gestanden hat. Auch wenn sie schon lange im Rentenalter ist, kommt sie noch immer zweimal pro Woche zur Arbeit. Meine Mitarbeiterin Inge hat 1977 bei meinen Eltern ebenfalls die Ausbildung begonnen und leitet heute in unserem Stammhaus gemeinsam mit einer Kollegin den Salon. Mir gefällt vor allem die wertvolle Kombination aus langjährigen Mitarbeitenden und den neuen „jungen Wilden“. Erwähnenswert ist auch, dass wir insgesamt neun Meistertitel in der Mannschaft haben.
„Ich habe als Arbeitgeber schon mehrfach Bewerbungen an Mitarbeitende verfasst“
Super, aber wie kommst Du denn an diese Top-Leute ran?
Um Azubis zu finden, sind wir natürlich auf den regionalen Ausbildungsbörsen aktiv. Die meisten kommen aber tatsächlich über den Kundenkreis zu uns. Ich bekomme häufig das Feedback, dass wir auf Social Media sehr freundlich und nahbar rüberkommen – dies hilft uns tatsächlich sehr, Kund*innen und potentielle Mitarbeitende zu bekommen. Das ist vor allem der Verdienst meiner 21-jährigen Mitarbeiterin Dunja, Salonleitung am Leopoldplatz. Die macht das mit Bravour! Außerdem habe ich mich schon mehrfach als Arbeitgeber bei potentiellen Mitarbeitenden beworben. Unter anderem bei selbstständigen Kolleg*innen. So hat zum Beispiel meine Mitarbeiterin Diana im vergangenen Jahr ihre Selbstständigkeit nach 28 Jahren aufgegeben und ist zu mir gekommen. Ihr habe ich sogar zweimal eine Bewerbung geschickt. Auch bei unserer Rezeptionistin Karin habe ich eine Bewerbung verfasst – nun macht sie diesen Job seit über fünf Jahren hervorragend. Die meisten Mitarbeitenden in unserem Team haben übrigens die Ausbildung bei uns absolviert. Wir wären nicht annähernd so groß, wenn ich nicht ausbilden würde.
Ausbildung ist also ein bedeutender Faktor?
Absolut! Ausbildung ist sowohl für unsere Branche als auch für unsere Gesellschaft sehr wichtig. Wir haben in der Regel immer zwischen vier und acht Azubis über die verschiedenen Lehrjahre. Besorgniserregend finde ich, dass im aktuellen Abschlussjahr lediglich vier Azubis für den ganzen Landkreis Sigmaringen ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Wenn die Azubis sich gut in der Ausbildung machen, können Sie auch im Anschluss immer bei uns weiterarbeiten. So haben wir z. B. erst vor wenigen Tagen mit Alisa einen Anschlussvertrag nach ihrer bestandenen Gesellenprüfung gemacht.
Die Azubis schnellstmöglich an die Kundschaft lassen
Was ist das Besondere an Eurer Ausbildung?
Wir versuchen, die Azubis so schnell wie möglich am aktiven Arbeitsgeschehen teilhaben zu lassen. Für die Azubis haben wir ein eigenes Preismodell entwickelt wobei wir zwischen „Newcomern“ und „Juniorstylisten“ unterscheiden. Die Newcomer schneiden unter fachlicher Aufsicht, und bei den Juniorstylisten werden die Haarschnitte nach deren Fertigstellung von einer Fachkraft kontrolliert. Natürlich dürfen unsere Azubis auch an sämtlichen Schulungen teilnehmen – die Kosten tragen wir und in der Regel finden die Schulungen auch immer während der Arbeitszeit statt.
Mehr Zeit für Unternehmensentwicklung
Andreas, jetzt wollen wir’s aber wissen: Wie sind aktuell die Kundenzahlen und Umsätze im Salon? Du scheinst ja überaus zufrieden zu sein?
Ja, zum Glück sehr – im vergangenen Jahr hatten wir den besten Umsatz in der Firmengeschichte mit einem zweistelligen Wachstum und auch in diesem Jahr sind wir zweistellig über dem Vorjahr. Interessant ist, dass gerade beides steigt – die Anzahl der Kund*innen und auch der Pro-Kopf-Umsatz. Ich bin sehr dankbar dafür und hoffe sehr, dass dieser positive Trend noch länger bleibt.
Hast Du damit gerechnet?
Eigentlich nicht – das Erstaunliche ist, dass trotz gestiegener Preise immer mehr Kund*innen den Weg zu uns finden. Klar, wir haben durch die höheren Preise auch Kundschaft verloren, doch die Neukund*innen machen diesen Verlust mehr als wett. Ich selbst arbeite seit einiger Zeit nur noch drei halbe Tage am Friseurstuhl – Grund dafür waren eigentlich Haut- und Rückenprobleme. Seitdem kann ich mich noch mehr um die Unternehmensentwicklung kümmern, insbesondere um die Mitarbeitenden. Vielleicht ist das der Schlüssel zum Erfolg.
Deine Mitarbeitenden scheinen Dir wirklich sehr am Herzen zu liegen…
Ich will ein Chef sein, der für seine Leute da ist. Ich will mich kümmern, ich will zuhören, ich will wissen, wo der Schuh drückt und helfen, Probleme zu lösen, wo immer ich kann. Gute Bezahlung ist natürlich die Voraussetzung, um gute Mitarbeitende zu bekommen und zu halten. Natürlich bieten wir auch weitere Vorteile wie betriebliche Alterversorgung, Job-Bike, Teamevents und Ausflüge, Gesundheitsförderung und vieles mehr an. Für besondere Leistungen gibt es ein Prämienmodell, allerdings halte ich die weichen Faktoren des Arbeitsplatzes für viel ausschlaggebender. Ich lasse meine Mitarbeitenden in dem Bereich arbeiten, in dem sie gut sind. Ich zwinge niemanden mehr zur Dauerwelle, zur Balayage oder zu Fade Cut, wenn er/sie das nicht gerne macht. Ich fördere lieber die Stärken und bekomme so hochmotivierte, professionelle Spezialist*innen. Mein Ziel ist es außerdem, den schönsten und ordentlichsten Salon in der Region zu haben und damit den Mitarbeitenden ein besonders angenehmes Arbeitsumfeld zu bieten. Wertvoll für unsere Entwicklung ist tatsächlich für uns auch, dass wir jeden Arbeitstag mit einem Standup-Meeting beginnen. Die ersten 15 Minuten des Arbeitstages besprechen wir den Tag und nehmen uns teilweise auch Ziele vor. Während dieses Meetings erinnern wir uns auch immer an existierende Regeln, die für Ordnung und Professionalität sorgen. Ganz klar ist auch, dass wir uns alle duzen (nur die Azubis siezen mich). Ein Team auf Augenhöhe, das dann für so traumhafte Umsätze sorgt – was will man mehr? Das ist das Schönste, das mir passieren konnte.
Vielen Dank, lieber Andreas, für das überaus motivierende Interview! Weiterhin viel Erfolg mit Deinem Unternehmen.