Big, Bigger, Barber Angels Brotherhood!
Sie sind eine eingeschweißte Gemeinschaft mit einer Herzensmission: die "Barber Angels Brotherhood". In letzter Zeit verzeichnen die ehrenamtlichen Haarschneider in Rockerwesten einen nie gekannten Zulauf an Mitgliedern - und das sogar international! Sollte es tatsächlich so sein, dass Menschen auf der ganzen Welt in der Not näher zusammenrücken? Im Interview mit FMFM erklärt Claus Niedermaier, BB-Gründervater und „Figaro aus Biberach an der Riß“, wo sein Charity Netzwerk jetzt steht und welche Pläne in naher Zukunft anstehen.
Mehrmals im Monat zieht Claus Niedermaier seine schwarze Lederkutte an. Dann ist der Gründer der „Barber Angels Brotherhood“ in besonderer Mission unterwegs und schneidet kostenlos – zusammen mit den vielen anderen Barber Angels – die Haare und Bärte von Obdachlosen und weiteren Bedürftigen. Was als lokale Hilfsaktion begann, ist mittlerweile zu einem stattlichen Netzwerk herangewachsen: Neben Deutschland sind die mehr als 430 Mitglieder auch in Österreich, der Schweiz, Norwegen, in Spanien und den Niederlanden aktiv und beweisen, dass man mit dem Friseurhandwerk und Nächstenliebe die Welt ein großes Stück besser machen kann. Mehr als 40.000 Gäste haben er und seine Mitstreiter bereits umsorgt und gestylt. Wir haben mit Claus Niedermaier über den erfreulichen Zuwachs und das große Interesse an der Mission gesprochen.
„Ich bin stolz, Teil des Ganzen zu sein.“
Claus Niedermaier ist mächtig stolz auf seine Community ©Emotion Fotos/ Viola Hedtke Decker
Ihr habt in den vergangenen Monaten viele neue Mitglieder gewinnen können und auch im Rahmen der Top Hair Messe 2022 konntet ihr einen Ansturm auf die Anmeldelisten vermerken. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Da liegt auf der einen Seite sicherlich daran, dass wir zum ersten Mal auf der Top Hair Messe mit einem eigenen Stand vertreten waren und somit unsere Mission einer breiten Öffentlichkeit zugetragen haben. Allein in den zwei Messetagen haben sich über 100 Friseure bei uns als neue Mitglieder registrieren lassen. Eine Wahnsinnszahl, die wir bis dato in so kurzer Zeit auch noch nicht hatten. Auf der anderen Seite ist die Kooperation mit lokalen und auch überregionalen Medien, die regelmäßig über unsere Einsätze berichten, fundamental, um die Mission auf der ganzen Welt voranzutreiben. Es geht hier um den guten Zweck. Wir wollen den Menschen – Obdachlosen und Bedürftigen – mit unserem Handwerk helfen, ihnen ein Lächeln schenken in einem grauen Alltag und ihnen ihre Würde mit einem gepflegten Äußeren zurückgeben. Dafür können wir nicht genug Angels sein. Ich freue mich sehr über den riesigen Zuwachs und bin stolz, Teil des Ganzen zu sein.
Die „Barber Angels Brotherhood“ ist nicht mehr nur eine „deutsche“ Mission. Mittlerweile erstreckt sich Euer Netzwerk ja über die ganze Welt. Ein Riesenerfolg, der aber auch organisiert sein will. Wie ist das Netzwerk strukturiert?
Wir sind bereits in sechs Ländern in ganz Europa vertreten und es kommen zukünftig noch mehr hinzu – und zwar auch in Übersee wie Venezuela und Chile. Es gibt eine enge Kooperation zwischen den einzelnen Ländermissionen im Netzwerk. So muss jeder der Ableger – ähnlich eines Franchise-Unternehmens – das Statut des Gründungsvereins (Deutschland) übernehmen und selbstverständlich einhalten. Es kann also nicht jeder machen, was er möchte. Wir haben eine Markenidentität, die uns einen hohen Wiedererkennungswert beschert. Bei der sollten wir auch bleiben – und zwar überall auf der Welt. Ich habe persönlich die Auswahl der Referenten (Präsidenten) getroffen, die in ihren Ländern die Organisation der Events und die Koordination der Einsätze übernehmen. Diese informieren mich dann regelmäßig über alles. Natürlich gibt es einmal im Jahr auch ein Get-together der großen Barber Angels Family hier in Biberach an der Riß, wo sich alle Angels zum Austausch treffen. Ein tolles Ereignis, dem ich jetzt schon entgegenfiebere.
„Ich möchte unser Netzwerk so groß machen wie die Heilsarmee.“
Eine starke Truppe – Europatreffen der Barber Angels Brotherhood ©Ulrich Klob
Ihr seid jetzt schon mehr als sechs Jahre dabei, was war Ihr schönstes Ereignis?
Da fällt mir spontan unser Einsatz in einem kleinen Ort auf Mallorca ein. Eine arme Gegend, weit weg von der Millionenmetropole Palma. Wir haben an diesem Tag mehr als 100 Menschen bedient. Es waren Angels aus allen Ländern dabei, um jedem der „Kunden“ ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Dieser Einsatz ist mir deshalb besonders im Gedächtnis geblieben, weil er für das steht, was die „Barber Angels Brotherhood“ ausmacht: Zusammenhalt, Stärke und Leidenschaft für das Handwerk im Dienst der Menschen und des guten Zwecks. Es gibt tatsächlich nichts Schöneres! Ich werde nicht aufhören, bis nicht in jedem Land dieser Erde eine „Barber Angels Brotherhood“ vor Ort ist, um Freude zu schenken. Ich möchte unser Netzwerk so groß machen wie die Heilsarmee.
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