Bitte denkt an die Zukunft und bildet aus!

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Friseur werden ist sexy!
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Friseur werden ist sexy!

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Schon lange war der Friseurberuf nicht mehr so attraktiv wie in diesen Monaten. Wenn überhaupt jemals! Friseur sein ist definitiv systemrelevant. Warum also nicht auch Friseur werden?

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Kaum ein Dienstleister wurde während des Lockdowns so schmerzlich vermisst wie Friseure. Unsere Branche erfährt derzeit einen völlig neuen Stellenwert! Und zwar endlich den, den sie verdient. Daher muss jetzt die Devise lauten: An die Zukunft denken und Nachwuchs generieren!

Verständlicherweise steht jedoch vielen potenziellen Ausbildern derzeit nicht der Sinn danach, sich für neue Azubis zu entscheiden. Zu unsicher sind wirtschaftliche Situation und existenzielle Zukunft in Zeiten von Corona. Aus Daten des ZDHs und der Bundesagentur für Arbeit zeichnet sich als Folge der Corona-Pandemie bereits jetzt ein deutlicher Rückgang der Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ab.

Wie lassen sich FriseurmeisterInnen trotzdem davon überzeugen, gerade jetzt in die Ausbildung zu investieren und mit welcher Unterstützung können potenzielle Ausbilder rechnen? Wir haben Robert Fuhs, Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses im Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks und Obermeister und Prüfungsausschuss-Vorsitzender der Friseur-Innung Bonn-Rhein-Sieg, gefragt.

Außerdem haben wir eine spannende Umfage unter unseren FMFM-Artists gestartet, wer von ihnen in diesem Jahr neue Azubis aufnimmt und warum. Die Ergebnise lest ihr in den nächsten Tagen hier auf fmfm.

Robert Fuhs: „Friseure werden immer gebraucht! Das hat unsere Gesellschaft endlich kapiert!“

Herr Fuhs, warum war es schon lange nicht mehr so attraktiv, Friseur zu werden wie derzeit? R.F.: Weil die Gesellschaft durch den wochenlangen Verzicht auf den Friseur endlich kapiert hat, wie wertvoll und wichtig unser Berufsstand ist. Der Friseurberuf führt seit Jahren ein Nischendasein, nicht zuletzt durch den allgemeinen Trend zur Akademisierung. Ich versuche ja schon sehr lange, Eltern klarzumachen, dass nicht jedes Kind, das Abitur hat, sich zum Studieren eignet, sondern auch kreative Adern gefördert werden sollten. Warum soll denn ein Abiturient kein Friseur werden?

Warum sollte er? R.F.: Weil der Friseurberuf so viele verschiedene kreative und menschliche Facetten hat wie kaum ein anderer. Und weil – vorausgesetzt der Lehrling wird vernünftig ausgebildet – dem Gesellen anschließend viele berufliche Wege mit tollen Karrierechancen und Verdienstmöglichkeiten offenstehen. Ein Friseur wird immer gebraucht! Das hat unsere Gesellschaft spätestens jetzt kapiert!

Warum sollte ein Salonunternehmer gerade jetzt ausbilden? R.F.: Weil die Friseurbranche in die Zukunft investieren muss! Aufgrund von Liquiditätsengpässen und Zukunftsängsten bricht die Ausbildungsbereitschaft leider immer mehr weg, und das gerade jetzt, wo der Friseurberuf so an Attraktivität gewonnen hat. Natürlich wird es eine Marktbereinigung geben. Viele Friseurunternehmer werden sich schwertun, aus der Krise rauszufinden. Aber diejenigen, die schon vorher gut gewirtschaftet und ihr Unternehmen zielorientiert, mit Bedacht und Vorsorge geführt haben und entsprechende Liquiditätsreserven gebildet haben, haben auch keine Probleme, für qualifizierten Nachwuchs und eigene gute Mitarbeiter zu sorgen.

Inwiefern dürfen denn bereitwillige Ausbilder mit Unterstützung von offizieller Seite rechnen? R.F.: Um eine Ausbildungsbereitschaft sicher zu stellen, braucht das deutsche Friseurhandwerk jede Unterstützung von staatlicher Stelle und dazu ist der Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks derzeit im Gespräch mit der Regierung. 

Nach welchen Kriterien sollte der Azubi seinen Betrieb auswählen? Wie kann er sich in diesen Zeiten bestmöglich absichern, um seine Ausbildung auch durchziehen zu können? R.F.: Mittlerweile ist es ja so, dass der Betrieb der Bewerber ist und nicht mehr der potenzielle Azubi. Daher ist es umso wichtiger, dass der Betrieb dem Azubi ein Höchstmaß an qualitativer Ausbildung bieten kann. Das fängt damit an, wie qualifiziert der Ausbilder selbst ist, sprich, hat er mindestens einen Meistertitel? Für die Motivation des Azubis ist es auch wichtig, dass er von Anfang an aktiv in den Betriebsablauf mit eingebunden wird und direkten Kundenkontakt hat. Schließlich sind wir ein Dienstleistungsberuf! Das muss dem Azubi von Anfang verdeutlicht werden.

Wichtig auch, bietet mein Betrieb Seminare an, welche Rolle spielt Digitalisierung? Der Azubi muss das Gefühl haben, dass sein Betrieb modern und zeitgerecht ist. Das ist bei den jungen Leuten Voraussetzung, was man auch am Erfolg unserer Ausbildungs-App sieht. Ich empfehle immer, vorab ein Praktikum zu machen, damit Ausbilder und Azubi sehen, ob die Chemie stimmt und die gegenseitigen Erwartungen erfüllt werden können.

Welche Möglichkeiten hat ein Azubi, wenn sein Betrieb aus Insolvenzgründen schließen muss? R.F.: Wenn ein Betrieb insolvent ist, enden automatisch alle Verträge, auch die der Azubis. Hier ist dann die Innung gefragt, die ihre Lehrlinge normalerweise nicht im Stich lässt. In unserer Innung Bonn/Rhein-Sieg gelingt es, 80% aller Lehrlinge, die den Betrieb wechseln müssen oder wollen, in andere gute und passende Betriebe zu vermitteln.

Wie sieht es mit den Abschlussprüfungen in diesem Jahr aus? R.F.: Die Prüfungen finden gemäß den Hygiene- und Sicherheits-Richtlinien in unserem Positionspapier für Gesellenprüfungen im Friseurhandwerk während der Corona-Pandemie, ganz normal und pünktlich statt.

Apropos Hygiene und Sicherheit: Wird denn bei der Gesellenprüfung Teil 2 auch der Make-up-Part durchgezogen? R.F.: Das muss jede Prüfungskommission für sich entscheiden. Wir vom Verband können hier nur Empfehlungen aussprechen. Ich persönlich plädiere dafür, auf den Make-up-Prüfungsteil in diesem Jahr komplett zu verzichten. Die Auflagen hier mit Maske und Visier bringen doch keine vernünftigen und repräsentativen Ergebnisse, ganz zu schweigen von der Gefahrensituation.

Könnte man diesen Teil nicht ersatzweise am Medium vollziehen? R.F.: Ein Ersatz am Medium, wie einige Innungen das vorschlagen, ist gemäß der Ausbildungsordnung von 2008 formal juristisch nicht erlaubt und wäre ein Einspruchsgrund mit Verfahren vor dem Verwaltungsgericht, sollte der Lehrling die Prüfung nicht bestehen.

Wann startet offiziell die Friseurausbildung 2020? R.F.: Wenn alles gutgeht, wie geplant nach den offiziellen Sommerferien in den jeweiligen Bundesländern, zum 1.8. und 1.9. Es gibt aber auch Möglichkeiten, früher oder später zu starten. Ich empfehle jedem, vor dem Ausbildungsstart ein Kurzpraktikum vorzuschalten.

Wie sehen Sie die Perspektiven für den Gesellen 2023? R.F.: Wenn der Lehrling in einem qualifizierten Salon nach den Kriterien, die ich eben genannt habe, dual ausgebildet wird, sehe ich nach seiner Prüfung sehr gute Perspektiven, dass ihm eine vielversprechende Zukunft in der Friseurbranche bevorstehen wird.

Herr Fuhs, vielen Dank für dieses Gespräch!

Robert Fuhs Robert Fuhs ©Zentralverband Friseurhandwerk