Corona-Tests als Chance?! „Unser Salon wird jetzt selbst zur Teststation!“

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"Proaktiv" handeln! Das ist die Maxime von Ralf Steinhoff
"Proaktiv" handeln! Das ist die Maxime von Ralf Steinhoff

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Für Kölner Friseure ist das bundesdeutsche Schreckgespenst bereits lebendig: Wer als Kunde seinen Friseurtermin wahrnehmen möchte, muss seit Montag einen negativen Coronatest vorlegen. In Reutlingen ist davon überhaupt (noch) nicht die Rede. Dennoch hat Friseurunternehmer Ralf Steinhoff bereits vorgesorgt: Er lässt seinen Salon "Steinhoff Haardesign" als offizielle Teststation registrieren und will damit für seine Kunden und Mitarbeitern viele Vorteile auf einen Streich generieren.

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Ralf, das Thema Kunden- und Mitarbeitersicherheit spielt bei Euch eine riesige Rolle. Jetzt habt Ihr sogar Schnelltests ins Programm aufgenommen. Wie kam das?

R.S.: Für mich ist die Öffnung der Friseursalons bei hohen Infektionszahlen eine wirklich zentrale unternehmensethische Aufgabe! Es geht vor allem darum, dass sich nach menschlichem Ermessen keine Person bei uns im Salon mit dem SARS-Cov-2 Virus infizieren darf – und das bei akzeptabler Wirtschaftlichkeit. Kurz: Wir müssen in der Lage sein, alternative Sicherheits- und Hygienestrategien zu entwickeln! Sehr wichtig ist dabei, dass alle, also politische Entscheidungsträger, Kunden und Mitarbeiter von der Wirksamkeit der Maßnahmen überzeugt sind Seit April 2020 halte ich daher Ausschau nach Maßnahmen jenseits der AHA-Regeln, kommuniziere regelmäßig mit Kunden und Mitarbeitern über die Sicherheit im Salon. Wir haben nunmehr in jedem Raum HEPA 14 Luftreiniger installiert, die die Luft 6x in der Stunde reinigen. Bereits im Sommer berichtete Karl Lauterbach in einem seiner unzähligen TV-Auftritte von Schnelltests und sprach in diesem Zusammenhang von einem „Game-Changer“. Seitdem lässt mich das Thema nicht mehr los. Wir bauten unsere Kosmetikkabine intern zu einem Hygieneraum um, um auch entsprechend vorbereitet zu sein. Die Idee dahinter: Wenn es uns gelänge, durch systematische Testungen das sowieso schon niedrige Infektionsrisiko bei uns weiter zu senken, sollten wir uns doch von der Koppelung an Inzidenzen freimachen können. Durch die kommenden Pflichttestungen bekommt diese Idee nun einen „proaktiven“ Akzent, da wir bestens vorbereitet auf die wahrscheinlichen, schnell umzusetzenden Auflagen durch die Politik reagieren können, bzw. diese schon vorwegnehmen.

Weitere Infos zum Sicherheitskonzept von Steinhoff Haardesign unter: https://www.friseur-reutlingen.de/corona/

Tests von Mitarbeitern & Kunden

Ausbildung des Teams zu Tester:innen Ausbildung des Teams zu Tester:innen

Selbst Schulen ringen um die Beschaffung der Test und den Aufbau einer funktionierenden Teststrategie. Woher bekommt Ihr die Tests, und wie muss ich mir das Test-Procedere im Salon vorstellen?

Sofort nach den ersten Meldungen über die Verfügbarkeit der neuen nasalen Schnelltests bemühte ich mich um entsprechende Lieferung – zunächst mit ernüchternden Ergebnissen. In Deutschland wurde nur an medizinische Einrichtungen versendet… In meinem Frust bestellte ich 100 Tests in Österreich, wandte mich aber gleichzeitig an die auch aus dem TV sehr bekannte Dr. Federle in Tübingen. Beim DRK Tübingen konnte ich dann weitere 200 Tests erwerben. Gleichzeitig vereinbarte ich dort eine Schulung unserer Mitarbeiter, die unbürokratisch innerhalb einer Woche vonstatten ging (nach wochenlangen, vergeblichen Anläufen in Reutlingen). Heute sind wir fachkundig und können bei uns im Salon Antigen-Tests durchführen. Wir starteten indem wir zunächst alle Mitarbeiter 2x in der Woche testen; bisher (toi, toi) mit 100% negativen Ergebnis… Wir testen dienstags in unserem Hygieneraum vor der Teamsitzung, donnerstags vor der Arbeitszeit. Die Tests werden von einem Mitarbeiter vorbereitet, sodass es reibungslos verläuft. Bei Kunden müssen wir 15 Minuten pro Test einplanen. In einer Minute ist es leider nicht getan. Das wirft natürlich Fragen nach der Wirtschaftlichkeit auf.

Sind die Tests für Kunden/Mitarbeiter freiwillig oder Pflicht?

Noch sind die Schnelltests in Baden-Württemberg nicht gesetzlich vorgeschrieben. Die Frage bei den Mitarbeitern stellte sich gar nicht, da alle im Team von unserem Sicherheits- und Hygienekonzept überzeugt sind. Es gibt da eine stillschweigende kritisch-loyale Selbstverpflichtung. Sie schätzen sehr, dass wir weder Kosten noch Mühen scheuen, sie zu schützen. Die Kunden werden sukzessive von der Möglichkeit informiert, müssen derzeit 19.90 Euro für den Test bezahlen.

Der Friseur als Teststation hat viele Vorteile

Wie reagieren Eure Kunden/Mitarbeiter auf das Angebot?

Positiv. Wir werden uns jetzt als offizielle Teststation registrieren lassen und die Tests unseren Kunden als sog. Bürgertest umsonst anbieten. Die Testdurchführung können wir in diesem Fall gem. der Regelungen der TestV. des Bundes vom 8.3. über die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg mit 18 Euro pro Test abrechnen. Hier zahlt sich die proaktive Vorgehensweise der letzten Monate aus, denn wir erfüllen alle Mindestanforderungen, die in der Anlage zur Durchführung von Bürgertestungen aufgeführt sind. D.h. wir können unseren Kunden dann auch eine Bescheinigung über das Vorliegen eines SARS-CoV-2 Antigentests mitgeben – ein schöner Mehrnutzen für unsere Kunden. Denn sie können dann bei einer Testpflicht nach dem Friseurbesuch shoppen oder essen gehen, müssen sich auch nicht in einem Testzentrum anstellen. Das ist der unternehmensethische Glücksfall: Es steht ja zu befürchten, dass die Nachfrage nachlässt, wenn der Friseurbesuch nur mit negativem Test möglich sein sollte. Dem können wir mit unserem Angebot entgegenwirken. Und erhöhen gleichzeitig die Sicherheit.

In welches Maßnahmenpaket sind die Tests eingebunden?

Die Einführung der Schnelltests fügt sich nahtlos in unser umfassendes Sicherheits- und Hygienekonzept ein. Wir ließen unser Konzept ebenfalls von einer Fachkraft für Arbeitssicherheit überprüfen. Parallel zur Einführung der Schnelltests werden wir die Kontaktnachverfolgung per luca-App verbessern und beschleunigen. Es ist mir gelungen, unseren Oberbürgermeister in einem Vier-Augen-Gespräch davon zu überzeugen, dass wir als Pilotunternehmen die spätere Öffnung des Einzelhandels und vieler anderer Einrichtungen vorbereiten können. Denn wenn es viele dezentrale Teststationen mit luca-App Anbindung gibt, verliert die Schnelltestpflicht für viele Betreiber ihren Schrecken. Das kommt auch kleineren Salons zugute, die nicht über die räumlichen Möglichkeiten verfügen, eine eigene Teststation einzurichten.

Zudem sollte unsere Kampagne und Petition #nursicherbeimfriseur weiter bei den verantwortlichen Politikern bekannt gemacht werden. Die Friseurgeschäfte hätten im 2. Lockdown niemals geschlossen werden dürfen. Dafür bekamen wir bekanntlich über 50.000 Stimmen innerhalb weniger Tage. Friseure helfen bei der Pandemiebekämpfung, denn es ist sicherer in unseren Salons als im privaten Bereich, in den sich das Styling bei einer erneuten Schließung wieder verlagern würde. Insofern ist die Ergänzung der Hygienemaßnahmen mit einer funktionierenden Schnelltest-Infrastruktur die bessere alternative Strategie verglichen mit einer erneuten Schließung.

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