Corona: Zurück auf Null? Frank Brormann über den erneut drohenden Lockdown
„Ich weiß nicht, ob ich meine Salons morgen öffnen darf!“, sagt ein erschöpfter Frank Brormann am Telefon. Nein, es ist nicht Anfang März, sondern wir schreiben den 23. Juni 2020. Im Kreis Gütersloh und Warendorf wurde vor wenigen Stunden erneut der Lockdown ausgerufen. Der Grund: eine massive Corona-Infektionswelle, die in der Fleischindustrie ihren Ursprung hat. Franks Geschäfte sind als Vorzeigesalons in Sachen Hygiene nicht betroffen, doch sie befinden sich mittendrin im betroffenen Landkreis – in Oelde. Ein Protokoll der Angst, der Wut und Ohnmacht.
Ich fühle mich ohnmächtig und könnte schreien vor Wut! Jeder von uns hat in der vergangenen Woche von der Schande in Gütersloh gehört: In den Fleischfabriken von Tönnies sind die Zahlen von Covid-19-Infektionen geradezu explodiert. Waren es am Freitag noch 700 getestete (!) Erkrankte, sind es heute schon mehr als 1600! Ende offen. Die Folge: In den Landkreisen Warendorf und Gütersloh wurde heute erneut der Lockdown verkündet. Ich kann Euch gar nicht beschreiben, was diese Nachricht mit mir macht. Keine Frage: Wir alle hatten Angst vor der zweiten Welle. Ja, vielleicht im Herbst. Dennoch haben wir uns doch alle verhältnismäßig sicher gefühlt, haben uns im (Geschäfts-)Leben mit Corona eingerichtet. Schwer genug. Noch immer ist ein Großteil unserer Mitarbeiter in Kurzarbeit. Noch immer arbeiten wir in drei Schichten, betreiben einen immensen Hygiene-Aufwand und tun alles nur Erdenkliche, damit das Team und unsere Kunden sich sicher fühlen. Nein, sicher sind! Und jetzt das.
Unglaubliches Versagen
Am Morgen riefen die hiesigen Behörden die Menschen dazu auf, ihre Landkreise nicht mehr zu verlassen. Schon heute hatten wir 40% Terminabsagen. Mit Salons im Landkreis Warendorf an der Grenze zu Gütersloh hat es uns kalt erwischt. Und wie bei der ersten Welle kann mir wieder niemand Auskunft geben, ob ich meine Läden morgen öffnen darf oder nicht… Es ist unfassbar. Wisst Ihr, was mich ebenfalls so wahnsinnig frustriert? Punkt eins: Beim Ausbruch von Corona vor wenigen Monaten waren ausnahmslos alle betroffen – es war ein Schicksal, das für alle gleichermaßen galt. Alle Salons waren zu, alle nach rund 7 Wochen wieder auf. Und was haben wir uns abgemüht, wieder Fuß zu fassen, wieder Anlauf zu nehmen und alles getan, um als „Safe Salon“ neu durchzustarten. Ich musste als Unternehmer Selbstverantwortung übernehmen – und habe es getan. Das war schon schwierig genug. Jetzt stehe ich unverschuldet wieder vor der Situation, nicht zu wissen, was morgen ist. Meine Mitarbeiter, mein Geschäftspartner und ich sind völlig verunsichert und ratlos.
Dranbleiben, Vorsicht!
Wir wissen nur eins: Wir selbst haben keine Fehler gemacht, keine infizierten Kunden und Mitarbeiter. Und trotzdem wird jetzt aufgrund von kriminellen Machenschaften in der Fleischindustrie meine und unsere Existenz erneut bedroht! Dagegen kann ich leider nichts tun. Mir sind die Hände gebunden. Daher mein Appell an Euch Kollegen: Bleibt behutsam und vorsichtig! Schützt Euch und Eure Kunden. Werdet nicht unvorsichtig und lässig in der Umsetzung der Hygieneverordnung. Uns hat es auch mit Vorsicht und Umsicht erwischt. Klar. Aber ich will nur sagen: Diese Pandemie ist ein Marathon. Sie ist noch lange nicht vorbei. Wir müssen alle, alle, alle solidarisch dafür sorgen, dass wir uns gegenseitig schützen. Mit App, mit Abstand, mit Achtsamkeit. Auch wenn ich selbst gerade daran verzweifle, dass in Deutschland offenbar Tiere besser geschützt werden, als diejenigen Menschen, die sie in den Fleischbetrieben schlachten. Und das nur, damit ein Schnitzel im Discounter für unter 3 Euro angeboten werden kann. Eine Schande ist das!
Trotzdem und gerade jetzt: haltet durch!
Erschöpfte Grüße,
Euer Frank