Das war die TOP HAIR `25 – zwischen Quickies, Head Spa und viel heißer Luft

Es wurde im Vorfeld viel gemunkelt, was – und vor allem wer – wohl auf der diesjährigen TOP Hair Messe zu erwarten sei. Am letzten Märzwochenende war es dann soweit: 27.000 Fachbesucher fanden den Weg nach Düsseldorf und tauchten in die Angebotswelt von 440 Ausstellern der Haar- und Friseurszene ein. War es für Besucher und Aussteller ein Event, das sich lohnte? FMFM Chefredakteurin Simone Frieb zieht Bilanz.
Erstaunlich beliebt war auch in diesem Jahr erneut der Messesamstag mit einem spürbaren Besucherplus zum letzten Mal. Verhältnismäßig ruhiger dagegen der Sonntag. Übersichtlich und aufgeräumt wirkte das Ambiente der Ausstellung; Ramschverkäufe waren die absolute Ausnahme. Lästige Trolleys in den Hacken damit ebenfalls. Was sofort auffiel: Einige der „Großen“ hatten in diesem Jahr in Sachen Standgröße deutlich abgespeckt, andere Industriefirmen wie Schwarzkopf, Davines, Kevin Murphy, Trinity, La Biosthétique oder auch Paul Mitchell blieben der Messefläche sogar gänzlich fern. Dies wiederum verhalf kleineren, zum Teil gar unbekannten Austellern zu einer regelrecht großen Bühne, die zwar nicht die eigentlichen Marktverhältnisse widerspiegeln, aber einige Besucher nicht richtig zu stören schien. Für ein deutliches, leicht schales Signal in die Branche hinein sorgte es dennoch.

Extensions – das fließende Gold?
Ein heißer Kandidat für Mega-Zusatzumsatz im Salon war natürlich auch auf dieser Messe omnipräsent: Extensions allüberall! Zu Recht hat sich dieses Dienstleistungsangebot in viele, viele Friseurherzen geschlichen – und das bildete sich mehr als deutlich in der Zahl der Extensions-Ausstellerfirmen ab. Zwischen echtem Luxus mit Edel-Präsentation und Niedrigpreissortimenten mit Fernost-Charme zeigte sich das unglaublich breite Angebot. Dicht umringt daher die Demo-Stände, an denen die verschiedenen Haarsysteme live demonstriert und erklärt wurden. Es ist ganz klar: Dieses Zusatzgeschäft hat richtig Potenzial! Wollen wir hoffen, dass es diese Dienstleistung, so sie denn hochprofessionell und wertig umgesetzt wird, schafft, das Profi-Image und damit den Umsatz vieler, vieler Salons anzuheben.

Copy Cats – Föhnwelle im Dyson-Stil
Auch beim diesjährigen Boom-Messethema Haarföhn bilden sich die derzeitigen Trends in der Branche ab. Und zwar nicht nur optisch. Der Longtime-Fetisch Dyson bekommt sprichwörtlich immer mehr heißen Gegenwind von der Konkurrenz: Nicht nur direkt vis-à-vis des eigenen Messestands, sondern sogar quer über die Hallen verteilt, reihen sich förmlich die Haartrockener-Innovationen aneinander. Und die meisten von ihnen weisen eine frappierende Gemeinsamkeit auf: sie sehen fast alle aus wie der mehr oder weniger gelungene kleine Bruder des Originals. Ob da etwa Patente abgelaufen sind?, wird sich so mancher Messebesucher gefragt haben. Offensichtlich ist jedenfalls: Das Thema Haarstylingtools – vom Föhn über Lockenstyler bis zum Glätteisen ist Friseur’s Liebling – das zeigen auch die zahlreichen Styling-Ausprobier- und Teststationen, die durchweg gut besetzt waren.

Head Spa-Ambiente versus Quick-Services
Quick- Service oder Me-time? Der hybride Salonkunde möchte spontan entscheiden – je nach Zeit- und Geldbudget! Entsprechend hat sich die Industrie positioniert: Vielfach zu sehen waren hochwertige, anspruchsvolle und ästhetisch maximal attraktiv designte Haarpflege- und vor allem (Achtung, Achtung!) auch Kopfhaut-Serien. Sie sind die Antwort auf den weltweit stetig wachsenden Haarpflegemarkt nach dem Motto: Wertig darf es sein. Und unbedingt auch nachhaltig! Wenn’s eben geht, bitte auch vegan. Ein Upgrade, das sich auch in den Salondienstleistungen selbst zeigen soll, zumindest wenn es nach einigen Ausstellern geht: Head Spa-Konzepte und Wellness-Waschliegen sollen die potente Kundin mit Sehnsucht nach einer friseurigen Wohlfühl-Auszeit zu mehr Me-time beim Lieblingsfriseur verhelfen. Klar, dass dieser Trend auch gleich einen Gegenspieler im Gepäck hat: Quick-Services von der 10-Minuten-Haarfarbe mit fast 100% Grauabdeckung bis zu Haarpflege- und Stylingprodukten, die mit Sofort- und Multi-Effekten werben.

Talk- und Showtime
Reichhaltig und dadurch fast schon ein bisschen unübersichtlich zeigte sich der Workshop-, Show-, Speaker und Talk-Kalender der Messe. Echte Publikumsmagneten waren neben der Giga-Show von Mario Krankl am Samstagabend vor allem auch die Auftritte von Social Media-, KI-Profi und Friseurunternehmer Christoph Filser, dessen Talk-Format mit erfolgreichen Friseurunternehmerinnen und -unternehmern auf der Showbühne für volles Haus sorgte. Seine – von uns frei zitierten – Worte zum Abschluss seiner Business-Gesprächsrunde erhielten tosenden Beifall der Kollegen auf den prall gefüllten Zuschauertribünen: „Wir feiern gern unsere kreativen Kollegen für ihr tolles Handwerk. Aber wir sollten auch anfangen, Friseure zu feiern, die richtig sch… Geld mit ihrem Job verdienen!“ Word! Da schließen wir uns doch gern an! Gut besucht zeigten sich auch die praxisnahen Workshops, in denen jede Menge fachlicher Input geliefert wurde. Immer wieder auffallend: Viele Speaker redeten über den (Friseur-)Nachwuchs, aber – zumindest auf der Messe – kaum einer MIT ihm! Entsprechend dünn waren das Angebot und auch die Präsenz der Friseur-Youngster. Das geht ganz sicher besser – weil es einfach muss!
Fazit: Die TOP HAIR 2025 war eine Fachveranstaltung, die es entgegen der Mutmaßungen vieler doch (noch) geschafft hat, sich gegen die immer beliebter werdenden Regional-Events und -Messen zu behaupten. Ob das dem Anspruch einer europäischen Leitmesse gerecht wird? Das bleibt an dieser Stelle offen und wird sich vermutlich erst im nächsten Jahr entscheiden. Denn wenn sich zudem die Tendenz vieler friseuriger Industriepartner fortsetzt, sich eher in der Peripherie der TOP HAIR mit eigenen Stammkundentreffen und -partys zu versammeln, statt auf der Messe selbst für ihre Kundinnen und Kunden präsent zu sein, könnte die Luft der Messeveranstalter dünner – und damit vielleicht zukünftig sogar zu dünn – werden. Wie muss also ein Messekonzept aussehen, das Industrie und Friseure gleichermaßen begeistert? Denn weniger Aussteller und unklare Teilnahme der Firmen bedeuten zwangsläufig weniger Fachbesucher. Wer kauft als Messebesucher schon gern die Katze im Sack für stattliche Eintrittspreise? Den Kern der ureigenen Friseurblase kann man schließlich günstiger in der eigenen Region treffen! Aber wird dieses Klein-Klein von zersplitterten Micro-Events der Friseurbranche langfristig gerecht? Diese Frage müssen wir uns wohl alle stellen. Nicht zuletzt die Veranstalter der Messe, die den (bislang noch inoffiziellen!) Termin der nächsten TOP HAIR 2026 offenbar ausgerechnet auf das letzte März-Wochenende terminieren, an dem auch das Giga-Event Cosmoprof in Bologna stattfindet. Eine gewaltigere Steilvorlage und einen besseren Freifahrtschein zum Fernbleiben bei Deutschlands größter Friseurfachmesse kann man der Industrie – und letztlich auch den Besuchern – nicht geben. Kein cooler Move. Auch hier ist Nachbesserung dringend gefragt!