„Das zahnlose Lächeln ist unbezahlbar!“ Barber Bernd Heier teilt sein Glück mit Obdachlosen

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Open - auch für Obdachlose! Bernd Heier in seinem Salon in Weilimdorf
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Open - auch für Obdachlose! Bernd Heier in seinem Salon in Weilimdorf

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Nicht nur in der gefühlsduseligen Advents- und Weihnachtszeit, sondern an jedem ersten Montag des Monats, seinem freien Tag, lädt Friseur Bernd Heier Obdachlose zu einem kostenlosen Haar-Schnitt oder einer Bart-Rasur in seinen Barbershop BOS in Weilimdorf bei Stuttgart ein. „Die glücklichen Gesichter dieser Menschen wiegen jedes Honorar auf“, schwärmt der Damen-Coiffeur und Barber mit einem Tränchen im Auge.

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Sein eigenes Glück will der dankbare Friseur Bernd Heier unbedingt mit denen teilen, die im Leben weniger Glück hatten und haben als er selbst. Denn erst vor vier Jahren gründete er den Damensalon und Barbershop BOS in Weilimdorf nahe Stuttgart. Und seitdem geht es nur steil bergauf. Der Playboy kürte ihn unlängst zum „besten Barbershop in Baden-Württemberg“. Erst kürzlich wurde er in die Friseur Elitegruppe der „Intercoiffure“ aufgenommen, gewann den Diamond Ideas Award für sein soziales Engagement und ist gefühlter Dauergast im deutschen Fernsehen.

Bernd, wie kamst du auf die Idee, Obdachlosen die Haare zu schneiden bzw. den Bart zu rasieren? Bernd Heier: Ich hatte und habe in meinem Leben sehr viel Glück und sehr viele gute Freunde. Mir mangelt es an nichts, und als ich dann vor 4 Jahren noch die erfreuliche Nachricht bekam, dass mich die Bank darin unterstützt, meinen Salon Bos zu gründen, den größten den ich je hatte, ist mir eingefallen, dass wenn einem so viel Freude und Glück zuteil wird, man auch Freude und Glück zurückgeben kann.

Da ich montags sowieso frei habe, aber trotzdem immer im Salon und Barbershop nach dem Rechten schaue, kam mir die Idee, Menschen, denen es nicht so gut geht, an diesem Tag die Haare zu schneiden oder den Bart zu rasieren. Ich habe den ersten Montag im Monat gewählt von 13 bis 18:00 Uhr, um Obdachlosen, die ihr Leben außerhalb des Systems leben, hier in Weilimdorf etwas zurückzugeben, was ich im Laufe meines Lebens bekommen habe: Zufriedenheit und Anerkennung. Das war die Idee, nicht mehr und nicht weniger. Es ist nichts Großartiges dabei, es ist sogar sehr einfach, dies zu tun. Genauso einfach ist es aber auch, es zu lassen.

Wie hat es sich unter den Obdachlosen herumgesprochen, dass du kostenlose Haarschnitte anbietest? B.H.: Ich habe verschiedene soziale Einrichtungen bzw. deren Ansprechpartner kontaktiert wie z. B. den ortsansässigen Pfarrer sowie die Bahnhofsmission. Parallel habe ich eine Anzeige im Obdachlosenmagazin Trott-war geschaltet. Und es jedem erzählt beziehungsweise auch einen Zettel an die Ladentüre gehängt. Daraufhin kam die Stuttgarter Zeitung und schrieb einen großen Artikel, so kam das Ganze ins Laufen.

Erzähl, mal, wie läuft denn so ein Montag ab? B.H.: Da wir das ganze ohne Termine machen, ist es ein sogenannter Walk in. Am Anfang kam niemand, dann tröpfelte es so langsam und einer nach dem anderen kam vorbei. Jetzt kann ich sagen, dass es sich herumgesprochen hat und ich an diesem Montag immer gut zu tun habe.

Welches Feedback erhältst du von deiner Klientel? B.H.: Das Feedback ist für mich authentischer als bei einer Kundin, die dreimal im Jahr mit der MS Europa durch die Welt fährt – was aber um Gottes Willen nicht heißen soll, dass ich mich darüber nicht freue! Ganz im Gegenteil, wenn sich Menschen freuen, weiß ich, warum ich Friseur geworden bin. Das zahnlose Lächeln dieser Kunden ist absolut ehrlich und berührt mich jedes Mal aufs Neue. Sie werden in einem Salon verwöhnt, den sie sich normalerweise nicht leisten können. Ich glaube, diese Wertschätzung, die ich diesen sozial benachteiligten Menschen damit entgegenbringe, ist mindestens genauso viel wert wie der eigentliche Haarschnitt bzw. die Bart-Rasur.

Nebenbei ist diese Aktion ja auch eine gute PR für deinen Salon… B.H.: Für mich ist dieses Projekt keine PR-Aktion, sondern spiegelt vielmehr meine persönliche Lebenseinstellung wider. Es ist auch keine einmalige Aktion, sondern ein fester Bestandteil meines Salonlebens. Ich möchte für die Obdachlosen in unserer Gegend dauerhaft etwas Gutes tun und sie mit meinen bescheidenen Möglichkeiten so gut es geht unterstützen. Ein Lächeln zu schenken und ihnen vor allem mit Respekt begegnen. Das ist meine Intention und liegt schon immer in meiner DNA. Nebenbei würde ich mich freuen, wenn ich sozusagen als Vorbild dienen würde und viele Nachahmer, nicht nur in Baden-Württemberg, sondern überregional, motivieren könnte, Ähnliches zu tun.

Mehr Beiträge zur Bernd Heier auf FMFM: https://www.fmfm.de/bernd-heier-quick-and-dirty-gibt-es-bei-mir-nicht-2458 https://www.fmfm.de/fmfm-friseur-des-monats-bernd-heier-1991 https://www.fmfm.de/bernd-heier-80

 

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