„Den 2. Lockdown werde ich definitiv anders nutzen als den 1. Lockdown!“
Ende, aus, Nikolaus. Dass dieser Spruch ausgerechnet in Coronazeiten eine völlig neue Bedeutung haben würde – wer hätte das geahnt?! Morgen ist vorerst Schluss mit lustig. Aber nicht für Michi Jung. Der Hamburger Friseurunternehmer setzt auf Attacke statt Angststarre. Warum die Schließung für ihn noch lange keine Ruhe bedeutet – FMFM-Artist Michi Jung verrät es uns hier.
„Die letzten Wochen unter dem Damoklesschwert „Schließung“ haben sich angefühlt wie eine unsichere Schwangerschaft. Immer stand der 27.12. als Tag der Geburt im Raum und man hoffte innig, dass das Kind nicht früher kommen möge. Jetzt wissen wir endlich, dass es leider doch eine Frühgeburt geworden ist. Mittwoch ist Ende. Aber das Baby ist zumindest da und wir haben jetzt Klarheit. Nur die erste Stunde nach der Verkündung des Lockdowns hat sich für mich wirklich komisch angefühlt.
Anderes Mindset als beim 1. Lockdown
Ich empfinde diese zweite Schließung völlig anders als die erste. Im März war so vieles neu und unbekannt. Man war regelrecht in einer Schockstarre: Was ist Corona überhaupt? Wie steckt man sich an? Unter welchen Bedingungen und mit welchen Regeln werden wir wieder arbeiten dürfen? Die Wochen der Schließung waren entsprechend mega anstrengend! Gefühlt habe ich nur organisiert, mir den Kopf gemacht, welche Auflagen eventuell zu erfüllen sein werden und immer neue Hygienemittel bestellt. Das ist jetzt völlig anders. Genau genommen kann ich heute Abend den Laden abschließen und vermutlich Ende Januar wieder aufschließen und weiter arbeiten. Das Konzept steht ja komplett. Dadurch habe ich natürlich zwar immer noch Frust, dass mir die 2 ½ stärksten Umsatz-Wochen an Weihnachten fehlen. Aber Haken dran! Es ist, wie es ist und das können wir auch nicht ändern. Wenn es dem Allgemeinwohl dient, soll es mir Recht sein.
Gezielte Planung der Maßnahmen
Was ich für mich auch fest steht: Diesmal werde ich die Zeit des Lockdowns wirklich zukunftsorientiert nutzen! Wenn der Laden dicht ist, mach ich zwei Tage frei und komme erst mal runter. Danach setze ich mich hin und erstelle eine genaue Prioliste, was ich vorhabe. Ich bin derart voller Elan, dass ich dann endlich die Sachen erledige, die ich seit langem vor mir herschiebe: Ich will mich wieder gesünder ernähren und mal wieder Sport machen. Aber vor allem plane ich total viel fürs Business. Salonintern machen wir ein Bootcamp, bei dem alle Mitarbeiter beteiligt sein werden. Wir schauen uns unsere Positionierung an; schauen, wer unsere Lieblingskunden sind und was genau die sich von uns wünschen, damit sie sich wohlfühlen. Wir arbeiten in Kleingruppen Ideen aus, machen Zoom-Meetings und führen endlich mal wieder Einzelgespräche. Außerdem gibt es Einzeltrainings für Azubis und Videos auf Social Media. Dort stellen wir unser Team vor und zeigen unseren Kunden Erklärvideos, zum Beispiel zum Thema, warum wir schwarze Haare nicht in zwei Stunden weißblond kriegen können. Wir werden die Zeit also mehr als sinnvoll nutzen, um in 2021 wieder voll durchzustarten! Ach, noch was: Mein Buddy Robert Holz und ich haben versprochen, dass wir in der Facebook-Gruppe „Rock your Salon“ während eines eventuellen 2. Lockdowns ein kostenloses Bootcamp für Friseure machen wollen. Das müssen wir natürlich jetzt durchziehen. Ich freu mich drauf.
Viel Deko für nix
Das einzige, was mich derzeit wirklich noch ärgert, ist die Tatsache, dass ich zum allerersten Mal meinen Salon weihnachtlich so fett dekoriert habe, dass man fast meinen könnte, wir würden das schrille Deko-Zeugs selbst verkaufen. Nun können wir alles noch vor Weihnachten abrüschen und wegräumen. Das ist doch Mist!“