Doppelte Power für Ausbildung: Mr. Roberthair startet zwei zukunftsweisende Azubiprojekte
"Mr. Roberthair" geht in die Ausbildungsoffensive: Friseurunternehmer Robert Zimmermann und seine Frau, Stylistin Laura Zimmermann-Gleinig, haben mit „Young Talents by Mr. Roberthair“ ein innovatives Azubikonzept entwickelt. Darüber hinaus sind die beiden die ersten Friseurpartner des CRAFT-Projekts in Thüringen, einer Initiative zur beruflichen Integration ausländischer Auszubildender ins Handwerk. Das Ziel beider Projekte: hochkarätigen Branchen-Nachwuchs und die zukünftige Elite der Friseurfachbranche hervorzubringen. Wie diese Ausbildungsoffensive konkret aussehen wird, hat sich FMFM-Autorin Daniela Hamburger erklären lassen.
Lieber Robert, sowohl „Young Talents by Mr. Roberthair“ als auch das CRAFT-Projekt stehen in den Startlöchern. Erzähl uns doch bitte etwas über diese Projekte.
„Young Talents by Mr. Roberthair“ geht am Freitag, den 1. Dezember 2023, an den Start. Dazu gründen wir eigens einen Azubisalon. Parallel läuft das CRAFT-Projekt an, in dessen Rahmen fünf ausländische Jugendliche zur Friseurausbildung zu mir kommen. Diese werden ebenfalls im Azubisalon ausgebildet. Hauptthema bei beiden Initiativen ist es, die Auszubildenden durch unser Konzept zu motivieren. Wir möchten, dass die Jugend erkennt, wie krass kreativ unsere Branche ist. Die Azubis werden mit den Produkten der High-End-Partner arbeiten, sie sollen die höchste Qualität spüren und fühlen. Darüber hinaus sollen die Azubis in Shows zum Einsatz kommen, um schon früh Bühnenerfahrung als Akteur*innen zu sammeln. Außerdem wird es Auslands-Austausch geben. Mit all diesen Maßnahmen wollen wir die Branche wirklich nach vorn bringen!
Neben „klassischen“ Azubis möchten wir im Rahmen von Young Talents by Mr. Roberthair auch potenzielle Quereinsteigende und Abiturient*innen dazu motivieren, unseren Beruf zu erlernen. Wir wollen erreichen, dass Jugendliche sich wieder begeistern für unsere tolle und kreative Branche – und vor allem wollen wir aufzeigen, wie wertvoll unser Beruf ist und was sich alles daraus entwickeln und erreichen lässt.
Aber wir möchten auch ein Mahnmal setzen und darauf aufmerksam machen, wo die Missstände liegen. Auch wollen wir erfahren, wie es sein kann, wenn die Industrie gemeinsam mit den angehenden Friseur*innen an einem Strang zieht. Nach dem Motto „Wir haben ein gemeinsames Thema und das möchten wir GEMEINSAM angehen!“
Ich bin mir 1.000%-ig sicher, dass Young Talents die Branche verändern wird! Friseur*innen sollen lernen, zusammen zu arbeiten und zusammen zu lernen. Die Jugend soll von unten Druck aufbauen, weil sie sieht, was alles möglich ist. Jeder, der einmal über den jetzigen noch existenten Tellerrand geguckt hat, will und möchte das weiter vorantreiben. Wir möchten hochwertige Friseur*innen ausbilden, fordern und fördern, die dann mit aller Leidenschaft dieses fortführen.
„Wir bilden keine Mitarbeitenden aus, sondern zukünftige Unternehmer*innen!“
Wie werden die Lehrlinge dafür ausgewählt und wie genau sehen die Ausbildungsinhalte aus?
Zum einen werden wie gesagt fünf Auszubildende aus dem Ausland kommen, die wir gemeinsam mit der Handwerkskammer Erfurt im Rahmen des CRAFT-Projekts auswählen werden. Zum anderen öffnen wir im Rahmen von „Young Talents by Mr. Roberthair“ die Tür auch für deutsche Azubis. Wer sich von ihnen bewirbt und sich dann qualifiziert, kommt bei mir im Rahmen dieses Programms ebenfalls in die Ausbildung. Diese Azubis werden relativ schnell mit mir auf Tour und auf Shows gehen und die verschiedenen Brands kennenlernen. Young Talents steht offen für alle, die wollen. Wir werden Tages- und auch Wochenseminare anbieten. In den Wochenseminaren werden wir zum Beispiel den Tagesablauf im Salon nachstellen, die Teilnehmer*innen werden auch die Salonführung übernehmen sowie einzelne Verantwortungsbereiche leiten. Gleichzeitig wird die Tür für die „normale Kundschaft“ geöffnet und sie können sich zu günstigeren Azubi-Preisen stylen lassen. Seminare werden grundsätzlich anders gestaltet – also wird es nicht nur um Techniken gehen, sondern auch um Warenwirtschaft, das passende Kassensystem, um Beratung und Kalkulationen. Die Teilnehmenden lernen somit nicht nur die entsprechende perfekte Technik, z. B. Balayage, kennen, sondern auch das gesamt Drumherum. Wieviel sollte etwas kosten, berate ich richtig, kalkuliere ich die Dienstleistung richtig, wie hängt alles zusammen. Das bedeutet, wir bilden keine Mitarbeitenden aus, sondern zukünftige Unternehmer*innen! Die Zukunft der Branche liegt in der Hand der Jugend. Wir bieten den Austausch in andere Salons und laden auch Gastakteur*innen ein, in die Young Talents-Akademie zu kommen und ihr Wissen und Können zu teilen. Und das alles zu bezahlbaren Preisen!
Das klingt superinteressant aber auch nach viel Arbeit für die Ausbilder*innen. Erlaube mir die Frage, Robert: Du bist ein viel gefragter Topstylist und Influencer, hast einen gut laufenden Salon und bist nicht zuletzt Familienvater. Warum investierst Du trotzdem so viel Zeit und Energie in dieses Projekt? Was motiviert Dich?
Seitdem ich Friseur bin, hab ich mich weitergebildet, aber immer etwas gesucht, wo ich mein Können und meine Kunst weitergeben kann. Und das nicht nur in Techniken, sondern auch durch meine Persönlichkeit. Sicher sind Bühnenauftritte toll, es ist auch schön, in der Presse etwas von sich zu lesen, aber das ist relativ vergänglich. Als die erste Idee zu dem Konzept aufkam, hab ich viele Gespräche mit meiner Frau, Unternehmensberaterin Tamar (Tami) Shanker und PR-Profi Gaby Günther geführt. Dabei ist mir das Herz aufgegangen und ich wusste, DAS ist das Projekt, das die Branche unterstützen und bewegen wird! Das ist DAS Projekt, das mich menschlich glücklich macht! Ich hab so viel Wissen, das ich endlich zurückgeben kann. Ich bin immer toll unterstützt und gefördert worden, habe Anerkennung erhalten – und dieses Glück kann ich jetzt endlich an die Einsteigenden und Anfänger*innen zurückgeben! Das wird nichts Vergängliches sein, sondern wird bleiben. Und damit kann ich auch meinen Kindern zeigen, was ich angefangen und geschafft habe.
Das Projekt zur Ausbildung der ausländischen Azubis startet im Rahmen der CRAFT-Initiative in Zusammenarbeit mit der HWK Erfurt. Was ist CRAFT genau und wie ist es zu der Kooperation gekommen?
Eine liebe Kundin von mir, Undine Zentgraf, ist bei der HWK Erfurt für das CRAFT-Projekt zuständig und hat bei ihrem Besuch bei mir im Salon den ersten Samen gestreut. Sie erzählte mir von CRAFT – und aus diesem Projekt hat sich meine Vision entwickelt. Ich habe sofort zu Undine gesagt: „Wenn wir das machen, dann machen wir es richtig!“ Es ging mir sofort nicht nur um das Projekt, durch CRAFT junge Talente aus dem Ausland auszubilden, sondern dadurch, den gesamten Markt zu verändern. Das CRAFT-Projekt geht darum, handverlesen und persönlich Talente aus dem Ausland zu holen. Dafür muss auch ich ein Vorstellungs- bzw. Bewerbungsvideo für diese jungen Menschen anfertigen, in dem ich mich vorstelle und erkläre, was ich so alles mache. Ich werde ihnen vorstellen, wie mein Salon und die Young Talents-Akademie aussehen. Dann erfolgt die erste Auswahl durch die Handwerkskammer, danach Zoom-Meetings zum Kennenlernen. Also eine Art Casting für beide Seiten. Es muss ja auch menschlich passen. Um die Anreise, Papiere & Co. kümmert sich dann die HWK. Wichtig ist, dass es für uns keine monetäre Unterstützung gibt, weder von der HWK, noch von der EU. Es ist also ein Ausbildungs-Projekt, das wir aus eigener Kraft finanzieren müssen.
Elite-Ausbildung für Azubis aus dem In- und Ausland
Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, zusätzlich zum ohnehin schon aufwändigen CRAFT-Projekt auch noch „Young Talents by Mr. Roberthair“ zu gründen? Warum diese beiden Wege?
Wir wollten nicht nur ausländischen Azubis, sondern auch deutschem Nachwuchs diese tolle Chance bieten. Schnell fiel daher der Entschluss, wir kombinieren einfach! Wir führen das CRAFT-Projekt mit der HWK gemeinsam, weil wir es wichtig und einzigartig finden, denn es geht hier um Qualität, nicht um Nationalität! Auf der anderen Seite möchte ich keinem deutschen Talent diese Chance verwehren. Es gibt so viele deutsche talentierte Jugendliche, die nur an die Hand genommen werden müssen und die Visionen brauchen. Wir haben dann als Viererteam – meine Frau Laura, Tamar Shanker, Gaby Günther und ich – voller Energie und Spirit beschlossen, dass wir diese Chance in Partnerschaft mit der Industrie auch allen Jugendlichen in Deutschland, die etwas erreichen wollen, ermöglichen möchten.
Lass uns trotzdem nochmal zurück zu den ausländischen Azubis gehen: Bleiben diese top ausgebildeten Friseur*innen denn dann in Deutschland und stehen dem hiesigen Arbeitsmarkt zur Verfügung? Oder gehen sie nach der Ausbildung wieder in ihre Heimatländer zurück?
Wir bieten ihnen die bestmögliche Ausbildung! Wir wollen ihren Horizont erweitern und sie ermutigen, selbst Entscheidungen zu treffen. Es wird sicher Menschen, die wir ausgebildet haben, geben, die wieder zurück in ihr Heimatland gehen werden. Dadurch, dass wir das Konzept aber national und international öffnen, liegt der Fokus darauf, die Friseurbranche anzuheben und wertiger zu gestalten. Die Qualität der Ausbildung, die Leidenschaft der angehenden Friseur*innen und die Zusammenarbeit mit den Premium-Brands der Branche soll sich auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland widerspiegeln. Freuen würde es mich trotzdem, wenn das, was wir machen, sich auch europaweit und international ausbreitet. Jeder soll davon profitieren, dass Young Talents gemeinsam mit der Industrie die Türen für alle öffnet. Dieser großartige Beruf muss mehr in den Fokus gerückt werden und talentierte, kreative junge Menschen müssen dazu bewegt werden, dass sie ihn unbedingt ausüben möchten.
Gibt es für das Projekt denn Sponsoren? Unterstützt die Industrie das Vorhaben?
Finanziert wird unser Projekt durch unsere Partner, die ebenfalls erkannt haben, dass es genau DAS ist, was die Branche jetzt dringend benötigt. Alle, auch die Industrie, wissen und wollen, dass etwas passieren und sich ändern muss! Wir erfahren durchweg positives Feedback und haben bereits erste, wichtige Zusagen zur Unterstützung. Natürlich sind wir auch für weitere Unterstützer*innen offen und stets ansprechbar für Kooperationen. Dabei ist mir nochmal wichtig zu sagen: Unsere Ausbildung steht jedem offen. Wir werden top ausgebildete Menschen, Unternehmer*innen und Mitarbeitende formen und auch auf die einzelnen Stärken der Azubis eingehen. Wir werden allen alles nur Mögliche unternehmen, damit sie sich optimal entwickeln können. Im Interesse der Azubis, der Industrie und vor allem der gesamten Branche.
Herzlichen Dank, lieber Robert, für das interessante Interview und viel Erfolg für das Projekt!