Durchstarten in Krisenzeiten: „Für mich gibt es keinen Stillstand“
Ähnlich wie Flugzeuge, die gegen den Wind starten, machen es auch einige Friseurunternehmer*innen. Kira Hahn, Inhaberin des Salons Sahneschnitte in Neu-Immerath, hat mit ihrem Laden inmitten der Coronawirren einen Re-Start gewagt. Bei FMFM erzählt sie, was für sie wichtig war und warum sie diese Entscheidung nicht bereut hat.
Kira Hahn ist äußerst geschmeidig, was unternehmerischen Wandel angeht! Ihr Salon „Sahneschnitte“ lief schon vor der Pandemie super. Dennoch legte sie weiter nach und entschied sich inmitten des Corona-Chaos, ihre bestehenden Räumlichkeiten und das Konzept weiter auszubauen.
Du hast als junge, selbstständige Friseurunternehmerin schon eine Menge Mut bewiesen und scheinst krisenerprobt. Erzähl mal, was hast Du schon alles erlebt?
Im Jahr 2004 trat das Gesetz in Kraft, dass Friseure keine drei Gesellenjahre mehr benötigen, um eine Meisterprüfung zu absolvieren, sondern diese direkt nach der abgeschlossenen Ausbildung antreten können. Gesagt, getan. Ich packte meine Sachen auf Sylt zusammen, wo ich 9 Monate lang gearbeitet habe, und eilte nach Hause, um mich ins Abenteuer Selbstständigkeit zu stürzen und die Meisterschule zu besuchen. Ich war mit 19 Jahren die jüngste Friseurmeisterin. Zuerst bin ich direkt zu den Kunden nach Hause gefahren, um meine Dienstleistungen anzubieten. Das lief zwar super, aber der Traum vom eigenen Salon war größer. Auf dem Dorf bei uns in Alt-Immerath habe ich einen Kuhstall zum Friseursalon umgerüstet und meine beste Freundin eingestellt. Kurze Zeit später waren wir dann schon zu viert. 2013 stand der Umzug des Salons an, denn aufgrund des neuen Tagebaus RWE zur Braunkohle Gewinnung wurde das ganze Dorf umgesiedelt. Wir eröffneten also im neuen Ort – Neu-Immerath – einen Salon mit sieben Friseuren auf ca. 100 qm. Letztes Jahr stand dann die Entscheidung an, ob wir anbauen und vergrößern oder doch lieber alles beim Alten belassen. Unser neu entwickeltes Salonkonzept ließ sich aber nur durch einen Anbau umsetzen, welcher schlussendlich im November 2020 abgeschlossen wurde. Nun erfüllen wir mit neun Friseuren, zwei Azubis und einer Kosmetikerin auf 200 qm alle Wünsche unserer Kunden.
Ein Re-Opening zu Coronazeiten erfordert viel Mumm und Vertrauen in die Zukunft. Hast Du den Umbau bereut?
Nein, der Beruf ist meine Leidenschaft. Ich brenne für mein Handwerk. Daher sehe ich das Glas IMMER halb voll. Für mich gibt es keinen Stillstand. Während der Corona-Lockdowns haben wir den bestehenden Salon ganz nach dem neuen Konzept umgestaltet und modernisiert. Wir haben per Video auf Instagram und Facebook unsere Kunden mit Stylingtipps, Produktinfos und Updates über die aktuelle Corona-Lage informiert. Inzwischen bin ich überzeugt, dass der Friseurbesuch in Zukunft noch mehr ein Event für die Kunden sein wird: dieser Termin ist das „neue“ Ausgehen! Und diesen Wunsch möchten wir erfüllen.
Was erwartet die Kunden in Eurem Salon?
Authentische, top-qualifizierte Friseure, die auf höchstem Niveau arbeiten und beraten. Wir leben das Optimum passgenau und zielsicher an unseren Kunden aus, und das mit Liebe und Lebensfreude. Wir arbeiten hier Hand in Hand, um unseren Kunden nicht nur eine schöne Frisur zu geben, sondern auch eine unvergessliche Zeit zu schenken, wo sie den Alltag ausblenden und sich treiben lassen können. Liebe, Leben, Lachen und dabei gut aussehen – das ist Sahneschnitte.
Welchen Tipp würdest Du anderen Friseuren geben, die ebenfalls den Standort wechseln möchten oder müssen?
Man sollte sich selber immer treu bleiben. Es lohnt sich, positiv nach vorne zu schauen und zielorientiert Veränderungen umzusetzen, selbst wenn diese nicht immer auf Zustimmung treffen. Daher sollte man sich von anderen Mitbewerbern nicht beirren lassen. Mein Tipp: Spontanität und die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen und daraus dann das Beste machen.
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