„Ein Salon-Besuch bei uns ist wie ein Kurzurlaub auf dem Land“

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Auf Erfolgskurs: Salonunternehmer Matthias Scharf und seine Schwester Karina Feldner
Auf Erfolgskurs: Salonunternehmer Matthias Scharf und seine Schwester Karina Feldner

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Wie geht internationale Fashion-Kompetenz in einem 7000-Seelen Ort? Matthias Scharf ist ein kreativer Cut- und Color-Künstler, Mitglied der Elite Friseurvereinigung Intercoiffure Mondial, Wella-Akteur und Trainer. Gemeinsam mit seiner Schwester Karina führt er seit 14 Jahren den Salon Scharf in Burgebrach im Fränkischen – 17 Kilometer entfernt von Bamberg. Seine Looks bringen authentische Natürlichkeit und avantgardistische Eleganz auf besondere Weise in Einklang. Der Salon Scharf hat Flagship-Charakter und Kunden kommen aus ganz Deutschland. Sind dörfliche Premium-Salons die wirtschaftlich besseren Konzepte? Ein FMFM-Interview mit Matthias Scharf und Karina Feldner über Zufriedenheit. Kreativität und Erfolg.

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Matthias, Deine Familie ist seit über 80 Jahren Salons im ländlichen Bereich als Friseur tätig. Wie beschreibst Du Deinen Salon, den Du mit Deiner Schwester Karina leitest?

MATTHIAS SCHARF: Viele unserer Kunden, die zu uns aufs Land fahren sagen, es ist wie ein kleiner Kurzurlaub. Die Wege zu uns führen durch Wald und Wiesen und das ist schon der erste Teil der Entschleunigung und Erholung.

KARINA FELDNER: In unseren Salon soll sich jeder wohlfühlen. Lässiger Luxus ist unser Motto. Damit ist sowohl die Einrichtung als auch unser Konzept gemeint. Der Salon hat 190 Quadratmeter, alles hat einen sehr cleanen Chic. Grüne Pflanzen-Oasen unterstreichen die Atmosphäre des Salons. Wir lieben exzellentes Design und Architektur und wir setzen auf hohe Farbdienstleistungen und perfekte Qualität. Das sind unsere Markenzeichen und so setzen wir Großstadt-Feeling auf dem Land um. Wenn es ums Zwischenmenschliche geht, so ist es uns extrem wichtig, niemanden zu bevorzugen. Bei uns ist jeder willkommen und wir behandeln alle Kundinnen und Kunden gleich.

Wie habt ihr den urbanen Flair in Eurem Salon umgesetzt?

MATTHIAS SCHARF: Karina und ich sind in New York gewesen und waren begeistert vom Salon Bumble and Bumble. Wir fanden es genial, dass die Kunden am Fenster sitzen und Ausschau haben. Und nach diesem Prinzip haben wir auch die Architektur unseres Hauses geplant. Es ist als Atelier gestaltet und nach Nordosten ausgerichtet – wir haben also immer Tageslicht aber keine direkte Blendung durch die Sonne. Das ist wichtig für unsere Colorationsarbeit, denn in diesem Licht sehen die Farben immer natürlich aus. Sobald das Tageslicht weg ist, erzeugen wir durch ein besonderes Lichtkonzept natürliche Farbgebung.

KARINA FELDNER: Bei uns im Salon steht auch ein großer sogenannter Kommunikationstisch. Da packen dann Kunden auch mal ihren Laptop aus und der Salon wird zum Homeoffice. Vor allem bei längeren Farbdienstleistungen ist es genial, dass wir den Raum bieten, bei uns in Ruhe arbeiten zu können.

„Reisen bildet und regt Menschen kreativ an“

In sich selbst zu investieren, zahlt sich immer aus!

Was ist Euer kreatives Erfolgsrezept?

MATTHIAS SCHARF: Unsere Kunden kommen aus ganz Deutschland. Sie wissen, dass wir ganz individuell auf sie eingehen. Es ist unglaublich wichtig, sich immer neu zu orientieren und weiterzubilden. Jeder unserer Mitarbeiter geht zweimal im Jahr auf Schulungen oder auf eine weiterbildende Reise. Reisen bildet und regt Menschen kreativ an – so ist das jedenfalls bei uns.

Matthias, woher nimmst Du Deine Inspiration? Du warst vor Corona backstage als Stylist auf Fashion Weeks und Fotoshootings unterwegs.

MATTHIAS SCHARF: Mein größtes Fotoshooting war in New York – gemeinsam mit dem meisterhaften, britischen Farbspezialisten Josh Wood für Wella. Damals wurde eine internationale Kampagne zur Coloration fotografiert. Backstage als Stylist gearbeitet habe ich auf der Mailänder und Berliner Fashion Week. Mein größtes Live-Event auf der Showbühne fand in Osaka/Japan während des Weltkongresses von Intercoiffure Mondial statt – vor 3000 Friseuren und Beauty-Experten. Das war ein unglaublicher, unvergesslicher Auftritt! Aber ich liebe es auch, Einzel-Coachings im Salon zu machen, da blüht mir das Herz auf!

Während Corona kam mein kreativer Input eher von Fashion-Blogs und Instagram. Normalerweise verreise ich in Großstädte, die nicht unbedingt touristisch typisch sind – wie zum Beispiel nach Kiew oder Bukarest, um da zu entdecken, was die Jugend trägt und was sich gerade als Trend neu entwickelt. Und auch der Gastro-Bereich inspiriert mich: Wie verändert sich die Präsentation des Essens auf dem Teller? Das finde ich richtig spannend. Wie kann man einen Mehrwert schaffen durch verschiedene kleine Menüs? Das kann man auf unsere Profession übertragen und sich fragen: Welche unterschiedlichen Dienstleistungen kann ich zu einem Paket/einem Menü zusammenstellen und meinen Kunden anbieten.

„Ich bin ein kreativer Mensch, der sehr gerne arbeitet“

In sich selbst zu investieren, zahlt sich immer aus!

Corona und die Lockdowns haben die Friseurunternehmer an ihre Grenzen gebracht – wie ist es Euch ergangen?

MATTHIAS SCHARF: Ich bin ein kreativer Mensch, der sehr gerne arbeitet – deshalb haben mich die Salonschließungen unglaublich bedrückt. Ich habe im ersten Lockdown viel gekocht und versucht, meine kulinarischen Skills weiterzuentwickeln. Dabei habe ich aber viel zu viel zugenommen. Beim zweiten Lockdown habe ich unsere Mitarbeiter geschult – zum Beispiel in Sachen neue Farbdienstleistungen wie Brazilan Eluminage. Und ich habe als Trainer Online-Seminare im Auftrag von Wella gegeben.

Ist es vielleicht ein Zukunftsmodell für junge Friseurunternehmer, sich eher im ländlichen Raum anzusiedeln?

KARINA FELDNER: Das hört sich alles so verlockend an. Wir bezahlen zwar keine Miete, müssen aber ein Haus abbezahlen. Das tut vielleicht nicht so weh, weil es dann irgendwann unser eigenes ist. Aber auch wir Landfriseure haben durch Corona Federn lassen müssen. Dennoch sind wir gestärkt durch die Krise gekommen. Wichtig war uns, dass wir unsere Mitarbeiter fair behandelt und sie schnell aus der Kurzarbeit geholt haben. Denn sie sind unser größtes Kapital.

Oft ist die Infrastruktur auf dem Land unglaublich schlecht. Da ist es noch schwieriger Mitarbeiter zu finden, denn natürlich braucht man hier ein Auto. Ich glaube, unser Konzept ist so erfolgreich, weil wir Menschen mit Herz sind und die Kunden genau das spüren. Ich glaube, wenn man ganz neu einen Salon auf dem Land aufmacht, denn ist es auch schwerer, Kunden aus der Stadt aufs Land zu locken. Uns kennt man hier halt schon seit Jahrzehnten.

„Unsere Philosophie spiegelt den Zeitgeist wider.“

In sich selbst zu investieren, zahlt sich immer aus!

Was sind Eure neue Pläne?

MATTHIAS SCHARF: Wir haben gemeinsam mit den Unternehmensberatern Dr. Ragnar Willer und Volker Fröhlich schon 2017 ein Konzept für uns entwickelt. Das heißt: Haarkultur mit einer Geste der Gesundheit. Es ist nach vier Jahren passender als je zuvor! Unsere Philosophie spiegelt den Zeitgeist wider. Unsere Prämisse ist es, dass unsere Ideen der Gesundheit unserer Mitarbeiter und unserer Kunden dienen. So arbeiten wir jetzt mit dem neuen Dyson-Föhn, der die Handgelenke unserer Mitarbeiter schont und leiser ist. Wir haben unsere Vorhänge ausgetauscht – sie sind wie Opernvorhänge, die den Lärm isolieren. Unser Wasser, das wir ausschenken, ist gefiltert und hat Quellwasserqualität. Die Shampoo-Serie weDO/Professional ist nachhaltig. Auf all das legen wir Wert. Immer, wenn bei uns etwas neues im Salon eingeführt wird, schauen wir, ob es zu unserem Konzept passt. Veränderung muss stetig sein, denn Stillstand bedeutet bekanntermaßen Rückschritt. Von krassen Wechseln halte ich nichts – ich bin für langsame Fortentwicklung von Jahr zu Jahr.

Und habt Ihr Tipps für junge Kollegen – wie wird man als Friseur erfolgreich?

MATTHIAS SCHARF/KARINA FELDNER: Seid MACHER! Macht bei Wettbewerben mit wie beispielsweise dem Wella Trend Vision Award. Es geht darum, Aufmerksamkeit zu bekommen und Kontakte zu knüpfen und neue Freundschaften aufzubauen – kreativer Austausch ist immens wichtig in unserer Branche. Unser freundschaftlicher Austausch hat uns auch durch die Krise geholfen. All die Friseurkollegen hätten wir nie in Burgebrach im Salon getroffen. Also: Geht raus in die Welt und zeigt euer Können! Momentan zwar leider mehr im Internet, aber es wird in Zukunft auch wieder Messen und Events geben. Vernetzt euch – das ist die geheime Kraft der Friseurbranche!