Endlich frei! Mit dem Thema Mitarbeiter bin ich durch!

beitragsbild Interview Niels Kauffeld
Niels Kauffeld will vom Thema Mitarbeiter nichts mehr wissen. Er ist glücklich über die neue Solokarriere, die er bis zum Eintritt ins Rentenalter machen möchte.
Niels Kauffeld will vom Thema Mitarbeiter nichts mehr wissen. Er ist glücklich über die neue Solokarriere, die er bis zum Eintritt ins Rentenalter machen möchte.

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Schnauze voll. Endlich solo! Friseurunternehmer Niels Kauffeld warf bei seinem Innenstadt-Geschäft das Handtuch und arbeitet jetzt solo (bzw. mit seiner Frau) in einem kleinen, aber feinen Salon bei sich zu Hause. Wie es zu dieser Entscheidung kam und warum der FMFM Artist ganz glücklich mit dem Neuanfang ist, erzählt er uns im Interview!

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Die Entscheidung für eine Solokarriere fiel schnell und schmerzlos!

Eigentlich lief es doch recht gut: Standort perfekt, volles Haus –  und auf einmal „aus die Maus“! Warum hast Du das Handtuch geschmissen? 

Na, so von heute auf morgen war das schon mal gar nicht. Es war eher ein schleichender Prozess, der vor etwa einem Jahr angefangen hat. Da hat mir mein Steuerberater ohne Vorwarnung eine Feststellung seinerseits mitgeteilt, die sich bei mir ins Gedächtnis festsetzte. Und zwar kommentierte er den Schritt einiger meiner Kollegen, sich als One-Man-Show besser aufzustellen und der alteingesessenen Überzeugung eines Salons mit Mitarbeitern den Rücken zu kehren, mit den Worten: „Die haben alles richtig gemacht. Manchmal muss man eben solo seinen Weg gehen.“ Anfänglich habe ich es noch als Idiotie abgeschrieben; warum sollte ich meinen gut laufenden Salon mit fünf Mitarbeitern aufgeben? Aber einige Monate später änderte ich meine Meinung. Zwei meiner langjährigen und besten Mitarbeiterinnen ließen sich wochenweise krankschreiben und reichten dann die Kündigung ein – ohne Erklärung. Für mich ein absoluter Tiefpunkt, sowohl vertrauenstechnisch als auch finanziell. Da fiel die Entscheidung, dann lieber solo bzw. mit meiner Frau allein weiterzumachen, schnell und schmerzlos.                      

Warum aber den Standort wechseln, Du hättest doch einfach nur die restlichen Mitarbeiter entlassen können?  

Hätte ich, dann müsste ich aber auch 24/7 im Salon arbeiten, um die Kosten zu decken. Mein Mietvertrag war absoluter Horror. Die Mietkosten stiegen non-stop. Die letzte Mieterhöhung von über 400 Euro hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Mit saftiger Nebenkosten-Steigerung von fast 300 % war für mich der Punkt erreicht, ein anderes Konzept einzuschlagen.

Bei mir ist einfach die Luft raus

Und wie heißt dieses neue Konzept?

Ein Wort: Home-Office, also Home-Salon. Zukünftig empfangen wir unsere Stammkunden auf Termin bei uns Zuhause, wo wir uns einen kleinen, aber feinen Salon im Erdgeschoss eingerichtet haben. Hier, in unserem 800-Seelen-Dorf, sind wir der einzige Friseursalon weit und breit.           

Hätten Deine beiden Mitarbeiterinnen nicht gekündigt, wärst Du den Schritt in die Solokarriere aber wahrscheinlich gar nicht erst gegangen, oder?

Schwer zu sagen. Natürlich war ich glücklich, so wie mein Laden lief. Aber es ist jetzt auch schön zu wissen, dass man ab sofort nur die Verantwortung für sich selbst tragen muss. Ich habe ja noch ein zweites Standbein – Sales-Manager bei einem Scherenhersteller – und dadurch war ich (leider) auch nicht zu 100 % im täglichen Salonbusiness involviert.  

Siehst Du Fehler in der Mitarbeiterführung, die letztlich zum Status quo führten?

Wie ich schon gesagt habe, war ich sicher nicht so präsent, wie ich es vielleicht gerne gehabt hätte. 

Solokarrieren mögen für den Einzelnen das Konzept einer erfolgreichen Zukunft sein, aber stehen sie in Wirklichkeit nicht eher für den Untergang der Branche?

Definitiv, aber tatsächlich bieten die Zeiten keine echten Alternativen zur Solo-Selbstständigkeit. Von der Politik überfahren und von einer Krise zur Nächsten hangelnd, ist die Luft bei mir einfach raus. Ich will mich einfach nur auf mein Handwerk konzentrieren können, ohne als Springer (krankheitsbedingte) Ausfälle abzufedern oder Diskussionen mit Mitarbeitern zu führen, die denken, sie müssten mehr verdienen – bei gleichzeitig weniger Leistung. 

Vom Unternehmer mit 5 Mitarbeitern zum Solisten: Empfindest Du Deinen Neuanfang als Rückschlag?

Ja und nein. Selbstverständlich kratzt es ein wenig am Stolz. Aber ich weiß, dass ich für mich die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich bin jetzt 40 Jahre alt und freue mich ehrlich gesagt darauf, nun die nächsten 25 Jahre ganz entspannt und ruhig meinen Beruf auszuüben. Ich bin mit dem Thema Mitarbeiter durch!

 

Wie steht es eigentlich um den Friseur-Beruf? Mehr zum Thema: „Traumberuf Friseur?“