„Es geht nur noch mit klarer Positionierung!“

Fiol, du bist seit acht Jahren selbstständig. Welches Thema steht bei Dir an erster Stelle, wenn es um Existenzsicherung geht?

Ganz klar, die Positionierung. Spätestens während der Pandemie haben wir alle gemerkt, dass sich etwas ändern muss und  wir uns umstellen müssen, wenn wir am Markt überleben wollen. Wer sich noch nicht positioniert hatte, musste das jetzt tun. Auch ich.

Wie hattest Du Deinen Salon bis dato vermarktet?

Bis vor eineinhalb Jahren habe ich mich als Friseursalon verkauft, der alle Dienstleistungen anbot. Ich habe schon immer sehr viel Marketing betrieben – egal ob regionale Anzeigen, Kinowerbung oder auch im Radio. Ich war also immer sehr aktiv und hatte viel zu tun, aber ich bemerkte, auch durch Seminare, die ich besuchte, dass sich die Zeit ändert und es nur mit einer klaren Positionierung weitergehen würde.

Und was hast Du geändert?

Ich habe mir genau überlegt und auch analysiert, wen ich ansprechen möchte. Klar, waren wir gut in waschen, schneiden, färben. Aber worin, liegt unsere absolute Stärke und was wird nachgefragt? Das ist der Blondbereich! Wir vermarkten uns jetzt – mittlereile auch auf Instagram – als Blondspezialisten mit allem was zu diesem Thema dazugehört. In meiner Region steht mein Name für diese Dienstleistung – auch wenn wir natürlich alles andere auch können.

Wie zeigt sich die Spitzenpositionierung im Salon?

Die Nachfrage ist sehr groß. 80 Prozent unserer Kundinnen sind Blond, nur rund 5 Prozent sind Männer. Blondkundinnen sind sehr treue Kundinnen, die regelmäßig unsere Leistungen in Anspruch nehmen. Die Weiterempfehlungsquote ist extrem hoch. Wir bieten auch regelmäßig Mädelsabende an, wo die Freundinnen, dann zu dritt oder viert kommen, um ihr Blond auffrischen zu lassen. Wir werben auch mit SOS-Notfallterminen für gescheiterte Selbstversuche.

Hast Du Deinen Umsatz dadurch gesteigert?

Mit der Inflation und den steigenden Kosten achten die Menschen sehr darauf, wofür sie ihr Geld ausgeben. Viele dunkelhaarige Kundinnen kommen nicht mehr so oft zum Färben, sondern nur noch zum Schnitt. Meine Blondkundinnen sehe ich hingegen sehr regelmäßig. Da der Blondbereich eine sehr zeitintensive Dienstleistung ist, die auch viel Know-how und Technik erfordert, ist sie natürlich auch kostenintensiver. Selbst bei weniger Kundschaft, kommt am Ende guter Umsatz raus.

Zusätzlich sind wir lizensierte Calligraphy-Cut-Stylisten. Die Kombination Farbe und Schnitt ist unschlagbar. Und viele Kundinnen kommen auch wegen dieses Angebots von weit her zu uns in den Salon und zahlen für den Schnitt gerne mehr.

Jetzt profitierst Du vermutlich auch von Deinem Weltmeistertitel?

Definitiv. Ich bin wahnsinnig dankbar, sowohl für die Erfahrung als auch den Titel. Ich nehme seit sieben Jahren an Wettbewerben teil und liebe es zu zeigen, was ich kann. Der Titel hat mir wirklich viele Tore geöffnet. Meine Person und mein Salon sind sehr gefragt, die Positionierung kommt mir zusätzlich zu Gute. Tolle Kundenzahlen und guter Umsatz sind dadurch derzeit ein glatter Selbstläufer. Allerdings muss man das Ganze natürlich durch Leistung bestätigen. Man darf sich nie auf Erfolg ausruhen, sich kontinuierlich durch Weiterbildungen verbessern und das Können immer nach außen kommunizieren.

Wie sieht Dein weiterer Weg auf der Wettbewerbsbühne aus?

Ich habe ein sehr großes Herz für unsere Branche und den Nachwuchs. In meiner eigenen Akademie gebe ich Seminare zu verschiedenen Dienstleistungen, Techniken und Business-Know-how. Künftig werde ich auch den Nachwuchs für Wettbewerbe fit machen und mein Wissen weitergeben. Ich selber verabschiede mich vom aktiven Wettbewerbsgeschehen, fungiere stattdessen als Vizepräsidentin im CAT Deutschland und als International Juror für CMC Weltmeisterschaften und internationale Meisterschaften.

Ein Selbstläufer dank viel Ehrgeiz und Engagement. Vielen Dank für das Interview, liebe Fiol.