Frauen, macht Money, nicht nur Love!
Die Friseurbranche ist (fast) reine Frauensache. Aber Hand aufs Herz: Können alle wirklich davon leben?! Geschweige denn im Alter? "Frauen und Geld sind kein gutes Match" heißt es da gern. Ein fataler Irrtum! Wir haben mit der renommierten Finanzexpertin Madame Moneypenny, alias Natascha Wegelin, gesprochen, warum Frauen ihre Scheu vor Geld endlich ablegen und altmodische Rollenklischees mutig über Bord schmeißen sollten.
„Money, money, money…must be funny…in the rich man’s world“ – jeder kennt den ABBA Ohrwurm, der bei genauem Hinhören eine hirnrissigen Irrtum aufgreift: Männer und Geld, das passt! Aber wie sieht das Ganze bei den Frauen aus? In Zeiten von Female Empowerment und Gender Equality sollte die Floskel „Kohle ist Männersache“ eigentlich überwunden sein! Und doch trauen sich viele Frauen immer noch nicht, ihre Finanzen souverän in die eigene Hand zu nehmen. Dabei ist die Liste der Gründe, warum SIE endlich die Zögerlichkeit im geschickten Umgang von Geld ablegen sollte lang: angefangen bei der Bekämpfung späterer Altersarmut bishin zur finanziellen Unabhängigkeit. Vor allem in einer weiblich dominierten Branche wie dem Friseurhandwerk ist es an der Zeit, dass Friseurinnen endlich selbstbewusster mit ihrem hart verdienten Euronen umgehen! Uns verrät Finanzexpertin Natascha Wegelin, vielen bekannt als Madame Moneypenny, warum uns beim Thema Geld längst überholte Rollenbilder einen Streich spielen und wie frau diese einfach überwinden kann.
Madame Moneypenny, warum haben Frauen ein anderes Verhältnis zu Geld? Leben sie mehr von der Hand in den Mund?
Das Mindset ist bei Frauen in Bezug auf Geld oft ein riesiges Thema. Viele Frauen haben das Gefühl, nicht gut genug zu sein oder noch nicht bereit zu sein, um sich mit ihren Finanzen auseinanderzusetzen, ihre Preise zu erhöhen oder nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Die Vorstellung, dass Geld etwas Negatives ist oder dass Frauen nicht reich sein sollten, ist auch sehr verbreitet. Da müssen viele Frauen noch erkennen, dass diese Gedankenmuster und die daraus resultierenden Konsequenzen durch die Arbeit an ihnen selbst verbessert werden kann. Und dass sie selbst Kontrolle haben. Finanzen sind nicht Männersache, und Frauen können sich genauso gut Wissen in diesem Bereich aneignen wie Männer. Natürlich ist es auch ein politisches Problem. Frauen bekommen immer noch weniger Geld als Männer und auch deutlich weniger Rente.
Inwiefern hat die Scheu vor Finanzen mit der Sozialisierung und der Stellung der Frau in der Gesellschaft zu tun?
Viele Menschen stecken auch jetzt noch in alten Rollenbildern fest. Bei Finanzen hört die Emanzipation bei vielen Frauen auf. Sätze wie „Einen reichen Mann heiraten, das wäre was“, höre ich tatsächlich heute immer noch im Bekanntenkreis. Unsere Generation von Frauen ist so gebildet und qualifiziert wie noch nie – und trotzdem treten wir im Job oft freiwillig zurück, um uns um die Kinder, den Haushalt oder um Angehörige zu kümmern. Aber können Väter das nicht genauso gut? Vielleicht wollen Männer insgeheim ja gar nicht den Alleinernährer spielen?! Hier muss unbedingt ein Umdenken stattfinden.
„Frauen und Finanzen” ist kein Trend-Thema, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe, die es anzugehen gilt.“
Weshalb ist es so wichtig, dass sich Frauen mit dem Thema Geld und Vorsorge auseinandersetzen?
Viel zu viele Frauen leben immer noch in finanzieller Abhängigkeit und sind akut von Altersarmut bedroht. „Frauen und Finanzen” ist kein Trend-Thema, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe, die es anzugehen gilt. Warum Frauen von Altersarmut bedroht sind, lässt sich also schon mal aus beruflicher Sicht auf zwei fatale Probleme runterbrechen: Erstens arbeiten wir zu kurz und zweitens verdienen wir zu wenig. Aktuell steuert gerade jede dritte Frau mit einer Vollzeitstelle in Deutschland auch nach 40 Arbeitsjahren auf eine Rente von weniger als 1000 Euro netto zu. Die Rente von Männern ist oft viel höher. Das liegt zum einen daran, dass Frauen deutlich weniger verdienen. Zum anderen auch daran, dass sie oft jahrelang in Teilzeit arbeiten oder ausschließlich Care-Arbeit nachgehen, um ihre Kinder zu versorgen. Und auch hier kommt wieder das Mindset-Problem ins Spiel: Frauen verhandeln beim Gehalt oft nicht hart genug! Wir hadern tendenziell mehr mit uns, fragen uns tausendmal, ob unsere Gehaltsvorstellung für den potenziellen Job nicht vielleicht doch etwas zu hoch angesetzt ist. Außerdem schauen wir nicht nur aufs Gehalt, sondern achten auch darauf, dass uns der Job inhaltlich erfüllt.
Die Lücke zwischen den individuellen Bruttolebenserwerbseinkommen von Frauen und Männern ist gewaltig! Mitte 30-jährige Frauen in Westdeutschland verdienen momentan in ihrem Leben rund 45 Prozent weniger als Männer. Also in etwa nur halb so viel. Mütter sind dabei besonders benachteiligt: sie verdienen in ihrem Leben sogar durchschnittlich 62 Prozent weniger als Männer.
Wie gelingt finanzielle Gleichberechtigung?
Wichtig ist es, traditionelle Familienmodelle zu überdenken und mit dem Partner oder der Partnerin faire Lösungen zu suchen, wie beispielsweise Ausgleichszahlungen. Zudem sollte man sich finanziell nie in eine Abhängigkeit begeben. Das heißt, so früh wie möglich damit anfangen, die eigenen Finanzen selber zu regeln, Vermögen aufzubauen, zu investieren und sich um die Altersvorsorge zu kümmern. Ich empfehle langfristige angelegte Investitionen in möglichst breit gestreute ETFs. Im Madame Moneypenny Mentoring-Programm bekommen Frauen einen genauen Fahrplan, wie sie das umsetzen können.
Welche Tipps würden Sie im Umgang mit Geld geben?
- Bezahl dich selbst zuerst. Überleg dir, wie viel Geld du im Monat sparen oder für deine Altersvorsorge investieren kannst und lege dieses Geld am Anfang des Monats weg. Um zu wissen, wie viel Geld du für deine Altersvorsorge investieren musst, solltest du zunächst unbedingt deine Rentenlücke berechnen.
- Finger weg von Konsumschulden. Wenn du dir etwas nicht leisten kannst, dann kaufe es auch nicht. Auch nicht auf Raten!
- Arbeite an deinem Money Mindset. Das Thema Geld ist oft mit vielen negativen Glaubenssätzen belegt, die dich davon abhalten können zu sparen und dein Vermögen aufzubauen.
- Führe ein Haushaltsbuch, um einen guten Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu haben und unnötige Ausgaben zu identifizieren.
- Setze auf langfristig angelegte Investitionen in breit gestreute ETFs, um dein Geld für dich arbeiten zu lassen und dein Vermögen aufzubauen.