Freedom Day: Maske rauf. Maske runter. Was heißt hier schon vernünftig?!

Freedom-Day-Maske-rauf-Maske-runter-Was-heisst-hier-schon-vernuenftig-5544-1
Maske tragen oder nicht? Tierisch schwer zu entscheiden oder sonnenklar?
Shutterstock
Maske tragen oder nicht? Tierisch schwer zu entscheiden oder sonnenklar?

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Anzeige

2. April. Heute ist sogenannter „Freedom Day“. Ein schwerer Tag für Optimisten. Denn bereits an der Frage „Wer ist hier überhaupt der Optimist?“ scheiden sich die Geister. Ist es die Zeit zum Korken knallen lassen? Oder eher nicht? Bereits im Vorfeld der heiß ersehnten Lockerungen schlugen sich – gemäß der neuerdings beliebten Empörungskultur – Maskengegner und
-befürworter mal wieder gegenseitig die Zähne in den Nacken. Ganz ehrlich: Da bleibt mir persönlich eher der Sekt im Hals stecken. Ein Kommentar von Simone Frieb.

Anzeige

Anzeige

Wow, da ist er endlich: der Freedom Day. Heiß ersehnt von vielen – und vermutlich heute Abend von diesen ordentlich gefeiert. Ist ja schließlich „Saturday Night“. Das Wortspiel mit dem „Fever“ überlassen wir den Spielverderbern. „Lappen runter“ heißt es da und „Tassen hoch“. Verständlich einerseits. Besorgniserregend andererseits. Für mich persönlich fühlt sich dieser Tag eher nach einem Murmeltiertag an. Ich wohne mit meiner Familie in Köln. Hier hatten wir einen solchen „Freedom Day“ bereits vor rund sechs Wochen. Karneval hieß er damals. Behördlich verordnet wurde das ganze Stadtgebiet zur Brauchtumszone erklärt. Wenn auch unter 2G-Bedingungen. Das Ergebnis: innerhalb von nur sechs Tagen verdoppelte sich in der Region die Zahl der mit Corona infizierten Menschen. Der registriert infizierten Menschen, versteht sich. In Folge wurden in der Kölner Uniklinik viele Operationen abgesagt. Der Grund: mehr als 700 Corona-Fälle beim Personal. Einige Kitas mussten schließen, weil nicht nur Erzieherinnen, sondern auch Kinder und ihre Eltern flach lagen oder noch liegen. Dabei ist Onkel Omikron doch nur der kleinere Bruder des gemeinen Schnupfens. Oder etwa doch nicht?

Die Gretchenfrage

Ab heute nun fällt die Maskenpflicht in Deutschland. Zumindest weitgehend. Zugegeben: für Friseur*innen ist sie erst dann vom Tisch, wenn die BGW die SARS-CoV2-Arbeitsschutzstandards für Salons an die gesetzlichen Vorgaben angepasst bzw. die Masken offiziell an den Haken gehängt hat. Ob und wie genau das wirklich passiert, bleibt abzuwarten. Grund genug für viele Friseur*innen, dieses „Maske rauf oder runter?“-Ding in verschiedenen Foren auf den Social Media Kanälen lebendig zu diskutieren. Mal sachlich, mal eher weniger. Dabei ist so ziemlich jede Ansicht vertreten. Während die einen sich und ihre Mitarbeiter schützen möchten und planen, die Mund-/Nase-Bedeckung weiterhin (ggfs. auch freiwillig) beibehalten zu wollen, können andere die neue alte Freiheit und das damit verbundene beherzte, maskenfreie Durchatmen kaum erwarten. So es denn kommt.

Ansichtssache – oder nicht?

Verstehen kann ich grundsätzlich beide Seiten. Diejenigen, deren Sehnsucht nach einer – wie auch immer gearteten – Normalität übermächtig ist. Die völlig unterzuckert sind und den Coronaregeln bisweilen kaum mehr folgen können. Die sprichwörtlich Morgenluft wittern und wieder selbstbestimmt ihren (Salon-)Alltag leben und die Mimik ihrer Mitmenschen sehen möchten. Aber ich fühle mich auch jenen ausgesprochen nah, die bei der derzeitigen Infektionslage ihre Gesundheit, die ihrer Lieben sowie ihre wirtschaftliche Grundlage gefährdet sehen, sollten sich Chef*in oder gar ganze Salonteams infizieren und ausfallen. Die Angst haben, Kund*innen zu verlieren, sollten sie sich für oder gegen Maske im Salon entscheiden.

So einfach ist es nicht

Ähnlich irrational wie viele politische Entscheidungen während dieser Pandemie erlebe ich jetzt einige dieser Masken-Diskussionen. Da gibt es zwei Lager, wie es ein Kommentierender auf Facebook so schön formulierte: die „Lappen runter“ und die „Wir werden alle sterben“ Fraktion. Was mich da umtreibt, ist die Frage, warum wir eigentlich immer mehr dazu neigen, in Schwarz und Weiß zu unterscheiden? Gibt es tatsächlich einfache Lösungen für komplexe Probleme? Aus meiner Sicht selten.

Was ist die eigene Haltung?

Jenseits irgendwelcher offiziellen Verordnungen und Gesetze ist doch gerade jetzt jede/r Einzelne von uns gefragt, selbst zu denken, zu fühlen und ganz bewusst statt aus dem Affekt heraus zu entscheiden: Was macht Sinn? Mit welchen Konsequenzen kann, will und werde ich leben (müssen), sollte die Maskenpflicht für alle fallen? Und wie genau wird das aussehen? Welche Last meiner persönlichen Entscheidung bin ich bereit, auch auf die Schultern meiner Mitmenschen zu verteilen? Was ist speziell in meiner Region, in meiner Stadt, in meiner eigenen Lebenswirklichkeit trag- und verantwortbar?

Stellt Euch doch mal folgendes vor: Augenmaß, Achtsamkeit und Weitsicht wären wieder ähnlich hip wie gegenseitiges Bashing, Shitstorms und Empörung. Wären das dann nicht die süßen Früchte, die wir postpandemisch als (Friseur-)Gesellschaft ernten könnten? Gemeinsam, mit Respekt und Wohlwollen füreinander. Wäre das nicht total herrlich?

Ich wünsche Euch ein stimmiges und gutes Bauch- und Fingerspitzengefühl.