Friseur-Demo in Regensburg: „Wir schlagen Alarm!“

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Aufruf zur Demonstration - Friseure in Regensburg wollen am Montag gegen die Schließung der Salons protestieren.
Gerd Altmann/ Pixabay
Aufruf zur Demonstration - Friseure in Regensburg wollen am Montag gegen die Schließung der Salons protestieren.

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Aufbegehren. Haltung zeigen. Demonstrieren. Die Protestwelle der Friseure geht immer weiter. Die Friseurinnung Regensburg ruft für Montag zu einer außergewöhnlichen Demonstration vor dem Landrat auf. Denn es drohen massenweise Insolvenzen und menschliche Dramen. Obermeisterin Waltraud Mittermaier: „Wir stehen vor dem Nichts!“

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Am Freitag hat FMFM die deutschlandweite Kampagne #RettetUnsFriseure gestartet und sich mit einem Brandbrief an den Bundesfinanzminister und den Bundeswirtschaftsminister gewandt mit der Bitte um schnelle, unbürokratische und effektive Hilfe. Denn die finanzielle Not ist inzwischen bei vielen Salonunternehmern existenzbedrohend. 80.000 Friseurbetriebe sind seit Mitte Dezember geschlossen. Den über 140.000 Beschäftigten steht das Wasser bis zum Hals, es drohen massenweise Insolvenzen und menschliche Dramen.

In jedem Dorf, Kreis und in den Städten stehen Friseure auf und kämpfen um ihre Existenz. Auch die Friseurinnung Regensburg hat zu einer Demonstrationsveranstaltung am Montag, 18. Januar, um 18 Uhr aufgerufen: „Jetzt reicht’s!!! Wir schlagen Alarm!“ Ziel der Demo: „Wir bringen als Inhaber unsere Sprachlosigkeit und die unserer Kunden über die Schließung zum Ausdruck, sowie die daraus entstandene fatale finanzielle Situation! Ein Großteil von uns sind Familienbetriebe.“

Sie wollen sich vor dem Landratsamt versammeln, ausgerüstet mit einem Meterstab für den einzuhaltenden Abstand, mit FFP2-Masken, Kamm und Schere und einem Rollhocker. Und schweigend sitzen – mit einem Grablicht oder einer Laterne in der Hand. Waltraud Mittermaier, Obermeisterin der Friseurinnung für Regensburg Stadt und Land, hat ein digitales Plakat dazu entworfen: „Wir machen schön und nicht krank, wir fehlen dem ganzen Land!“ Sie sagt: „Viele Betriebe fühlen sich wirtschaftlich bedroht! Wir können keine Online-Frisuren oder Online-Haarschnitte verkaufen. Wir stehen vor dem Nichts!!“ Die Forderung: Die Friseursalons sollen am 1. Februar wieder öffnen. FMFM wollte wissen, wie Friseurkollegen zu dieser Aktion stehen und lässt zwei Salonbesitzerinnen zu Wort kommen – ein Pro und Contra der Argumente.

Ja zur Demo: „Auf einem anderen Weg werden wir nicht gehört.“

„Ich spreche mich für diese Demonstration aus, weil wir Friseure ein Zeichen setzen müssen! Auf einem anderen Weg werden wir nicht gehört. Ja, Corona ist eine noch nie dagewesene Situation, doch das Leben geht weiter und wir müssen positiv in die Zukunft blicken. Es gibt viele Friseure, die um ihre Existenz bangen. Sie wollen einfach gehört werden“, erklärt Heike Hartmann, Salonbesitzerin Heikes Haarstudio & Accessoires in Appenweier. „Wenn ich im Salon arbeite, trage ich eine FFP2-Maske, halte Abstand und verhalte mich ruhig. So kann ich niemanden anstecken. Es müsste Pflicht werden, als Friseur eine FFP2-Maske zu tragen, und das sollte auch der Kunde tun. Nur eine Person bedient an einem Kunden, dazu regelmäßiges Stoßlüften, alle 20 Minuten. Alle sonst anfallenden Hygienevorschriften sind einzuhalten. Dann kann nichts passieren.Gegenüber meinen Mitarbeitern und Kunden habe ich eine sehr große Verantwortung und diese nehme ich auch sehr ernst. Durch den hohen Hygienestandard ist die Sicherheit bei mir gewährleistet, sich in meinem Salon ruhigen Gewissens bedienen zu lassen. Meine zwei Mitarbeiter stehen voll hinter mir und setzen die Hygienemaßnahmen genauso ernst um, wie ich es auch tue. Eine Aussage einer Kundin: Bei uns ginge es zu wie in einem Hochsicherheitstrakt. Da stehen wir aber drüber und arbeiten so hygienisch weiter wie bisher. Kunden sind bei uns sicher und fühlen sich auch sicher. Und kommen gerne zu uns.“

Heike Hartmann Heike Hartmann

Nein zum Öffnen : „Wir sollten finanziell besser unterstützt werden.“

Dazu Carolin Goldschmidt, Salonbesitzerin der Haarmanufaktur in Schallstadt: „Ich betreibe meinen Salon seit genau einem Jahr und bin sozusagen in die Pandemie reingeschlittert. Ich bin soloselbstständig und meine Kunden genießen es in der Pandemie sehr, dass sie mit mir alleine im Laden sind. Ich bin gespalten, was diese Demonstration angeht. Ich verstehe viele Saloninhaber, die um ihre Existenz kämpfen. Allerdings schützt die Schließung uns und auch andere vor dem Virus! Denn wenn ich durch infizierte Kunden in Quarantäne muss, bringt mir die Öffnung auch nicht viel. Ich bin der Meinung, dass wir finanziell besser unterstützt werden müssten – wie auch andere Dienstleistungsberufe. Unser momentanes Einkommen beträgt ja gerade null Euro – es sei denn, wir verkaufen außer Haus Farbe oder Haarpflege-Produkte, die dann mit Abstand und Maske abgeholt werden können. Und natürlich bin ich nach wie vor mit Tipps für meine Kundschaft telefonisch zu erreichen. Ich möchte unter den momentanen Umständen mit diesen hohen Zahlen an Infizierten und den eventuellen Mutationen meinen Salon nicht öffnen. FFP2-Masken halte ich für sinnvoll, auch wie das jetzige schon gut genutzte Hygienekonzept.“

Carolin Goldschmidt Carolin Goldschmidt