Friseurtermine: Cash vor Colour?!
So schnell kann es gehen: Frust statt Vorfreude. Die Kundin wünscht sich nur einen Termin für ihren heiß ersehnten Friseurbesuch. Den bekommt sie. Doch die Mitarbeiterin an der Rezeption hat noch eine Überraschung im Gepäck: sie bittet um eine Anzahlung. Der Stammkundin fällt alles aus dem Gesicht. Hier ihr Plädoyer für die elegante Form der Absicherung.
„Ok, Ihr Termin für Ansatzsträhnen und Schneiden ist für nächsten Mittwoch um 16 Uhr eingetragen. Sie müssen nur noch bis Samstag im Salon vorbei kommen und eine Anzahlung leisten. Bis dahin.“ Passend zum rausgewachsenen Ansatz entgleiten mir jetzt auch noch die Gesichtszüge. Wie bitte? Ich soll noch Tage vor der Farbbehandlung eine Anzahlung leisten?! Was ist denn bitteschön in meinen Friseur gefahren?
Wir kennen uns seit Jahren. Und jetzt das. Klar, ich weiß ja nicht, wie viele Kundinnen ihm in letzter Zeit mit Termin-Crashs oder kurzfristigen Absagen die Laune und damit den Tagesumsatz versaut haben. Geschenkt, da wäre ich auch angepisst. Aber seinen Stammkundinnen jetzt die Vorfreude auf den Friseurbesuch mit einer Anzahlung auf die Beauty-Dienstleistung zu verhageln, finde ich mehr als ungeschickt. Natürlich kann ich verstehen, dass sich mein Friseur absichern möchte, wenn er sich für meinen Besuch ein Zeitfenster von immerhin knapp 3 Stunden freihält. Aber doch nicht so plump!
Ich kenne andere Branchen, die es – wie ich finde – eleganter lösen. Bekannte Spitzen-Restaurants etwa, die sich bei der Platzreservierung gern mal die Kreditkartennummer des Gastes durchgeben lassen. Kommen die Gäste nicht, müssen sie löhnen. Das ist ok, denn dort ist tatsächlich ein Schaden entstanden. Bei meiner Osteopathin muss ich ebenfalls ein Ausfall-Honorar zahlen, wenn ich nicht zum Termin erscheine, zu kurzfristig absage oder gar einen Termin vergesse. Nichts dran auszusetzen. Das ist eben der bekannte „worst case“, der in seltenen Fällen eintreten kann. Blöd für beide immer, aber menschlich. Fakt ist aber: Hier werde ich nur zur Kasse gebeten, wenn es schief gelaufen ist, nicht vorher. Und das macht für mich gefühlt einen riesigen Unterschied!
Als chronische Optimistin freute ich mich kürzlich umso mehr bei einem Arztbesuch, als ich auf dem Anmeldebogen ein Feld zum Ankreuzen fand, unter dem stand: „Möchten Sie, dass wir Ihnen vor Ihrem nächsten Termin eine Erinnerungs-SMS schicken?“ Ich habe begeistert „Ja“ angekreuzt. Ich neige zwar nicht zum Verbaseln von Terminen. Trotzdem weiß ich diesen tollen Service zu schätzen und nehme ihn gern in Anspruch. Denn er gibt mir die Gelegenheit, mich noch bewusster auf den kommenden Termin einzustellen. Würde mein Friseur mich auf meinen anstehenden Friseurbesuch auf diese Weise anfunken (und sich damit absichern) statt mich per Vorauszahlung ‚abzumahnen’, würde es meine Vorfreude auf meine Schönheits-Auszeit steigern statt drosseln. Und wir fühlten uns sicher beide ein ganzes Stück verbindlicher und herzlicher verbunden miteinander. Der Aufwand für diese Erinnerung ist sicher nicht größer als der für die Verbuchung einer Anzahlung.
Fotolia