Gerd Paeßens: „Als Friseur muss man ganzheitlich am Menschen interessiert sein“

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Gerd Paeßens feiert 50 Jahre Meisterbrief!
privat
Gerd Paeßens feiert 50 Jahre Meisterbrief!

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50 Jahre Friseurmeister! Das ist schon eine Hausnummer und gehört ordentlich gefeiert! Gerd Paeßens hat allen Grund dazu und lässt uns teilhaben an seiner bewegenden Friseurkarriere. Der Salonunternehmer aus Oberhausen zieht dabei Bilanz und verrät uns das Geheimnis seines konstanten Erfolgs, der auch im Coronajahr ungebrochen ist. Ein Interview, das Mut macht…

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Herr Paeßens, warum sind Sie Friseur geworden? Gerd Paeßens: Als ich 12 Jahre alt war, fragte mich meine Mutter: „Junge, was willst du eigentlich mal werden?“ Ich sagte: „Friseur!“ „Friseur?????“, rief sie zunächst entsetzt, fragte dann aber unmittelbar bei ihrem eigenen Friseur nach, ob ich bei ihm mal reinschnuppern dürfe. Ich durfte und begann dort 1962 meine Friseurausbildung. Mit 21 Jahren machte ich als damals jüngster Geselle Nordrhein-Westfalens meine Meisterprüfung und sprang ins kalte Wasser der Selbstständigkeit. Und es hat funktioniert!

Mit welchem Konzept? G.P.: Ich habe zunächst in Bocholt ein Friseurgeschäft übernommen, das ich aber schnell umbaute, da ich kosmetische Dienstleistungen mit anbieten wollte, was damals noch sehr ungewöhnlich in einem Friseursalon war. Konsequenterweise bin ich dann 1982 Biosthetiker geworden, das Beste was mir passieren konnte! Seit 28 Jahren leite ich meinen Salon Estetica in Oberhausen.

Wie erleben Sie dieses Ausnahmejahr 2020, in dem Sie ausgerechnet ihren 50jährigen Meistertitel feiern? G.P.: Wir befinden uns trotz Corona in einer sehr guten Phase und haben tolle Umsätze. Mein Partner Johannes Schmidt ist wahnsinnig aktiv in Sachen Social Media. Das wirkt sich sehr positiv auf die Neukundengewinnung aus. Was Corona betrifft, so haben wir das Glück, ein großes Geschäft zu haben, in dem jeder Kunde sowieso schon 2 m Abstand zum nächsten hat. Wir erfüllen die Hygienemaßnahmen zu mehr als 100% und unsere Kunden haben dafür auch uneingeschränktes  Verständnis. In der ersten Woche nach dem Reopening haben wir 80 Stunden gearbeitet. Das würde ich nicht mehr machen, denn das hat uns körperlich extrem belastet.

Auf welche Ihrer jahrzehntelangen Erfahrungen als Friseur können Sie in Krisenzeiten wie diesen erfolgreich zurückgreifen? G.P.: Darauf, dass ich mir selbst immer treu geblieben bin und nie abgehoben habe. Denn wer hoch fliegt, fällt auch tief! Ich habe mich immer nach der Mode orientiert, aber nie jeden Trend mitgemacht, sondern nur das, was zu mir passt. Dadurch bin ich immer authentisch geblieben, denn alles Verstellte führt zu nichts.

Was hat sich in den letzten 50 Jahren in unserer Branche wesentlich geändert? G.P.: Früher hatte man einen richtig großen Stammkundenkreis, heute sind die Kunden flexibel, kommen und gehen, probieren auch andere Salons aus. Vor allem junge Leute hängen nicht mehr an „ihrem“ Friseur, sondern wechseln häufig. Darum ist es heutzutage immer wichtiger, den Kunden ein gutes Gefühl zu geben. Früher gab es auch nicht so viele Billigfriseure, die mich persönlich allerdings nicht berühren, da wir uns qualitativ und mit unseren Kunden auf einem völlig anderen Level befinden. Was die Mitarbeiter betrifft, muss man heute wesentlich sensibler mit ihnen umgehen. Friseure werden extrem gesucht und leider auch abgeworben. Daher ist es wichtig, zu den Mitarbeitern auch eine private Beziehung aufzubauen. Der Mitarbeiter muss fühlen, dass der Chef nicht nur der Chef ist, sondern auch an ihm persönlich Interesse hat.

Also ist der Chef auch psychologisch mehr gefordert als früher? G.P.: Exakt! Für die Kunden sind wir ja längst auch Psychologen. Wie oft habe ich in den letzten 50 Jahren den Satz gehört: „Danke, dass Sie mir zugehört haben!“ Als Friseur muss man ganzheitlich am Menschen interessiert sein. Ich habe vor kurzem sogar eine zweijährige Ausbildung zum psychologischen Berater abgeschlossen und biete diese Leistung in einem separaten Raum innerhalb meines Salons an. Ich konnte sogar schon eine Ehe retten. Ein tolles Gefühl!

Kann das nicht auch extrem belastend sein? G.P.: Man muss lernen, damit umzugehen und wenn man die Salontür schließt, das Problem nicht mit nach Hause nehmen. Anfangs hatte ich schlaflose Nächte und die Probleme meiner Kunden im Bett weiter gewälzt. Das passiert mir jetzt nicht mehr.

50 Jahre Friseurmeister, Herr Paeßens, was möchten Sie dem Friseurnachwuchs bzw. den neuen Friseurmeistern mit auf den Weg geben? G.P.: Bleibt euch treu! Setzt euch immer ein Ziel und verfolgt es! Dann schafft ihr es auch! Helmut Kohl hat mit 16 Jahren gesagt: „Ich werde Bundeskanzler!“

Lieber Herr Paeßens, herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Spaß in ihren beiden Berufen!