Gerichtswelle statt Coronawelle? Noah Wild: „Wir klagen auf Wiedereröffnung.“

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Noah Wild, Sprecher der Geschäftsführung Wild Beauty
Wild Beauty
Noah Wild, Sprecher der Geschäftsführung Wild Beauty

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Die Haarkosmetikindustrie hat gefühlt lange gebraucht, um sich öffentlich für ihre Friseurpartner stark zu machen. Da waren die Friseurunternehmer selbst, Verbände, Innungen und Fachmedien schon längst tätig. Nun setzen sich immer mehr Unternehmen für die vom Lockdown hart getroffenen Salonunternehmer und deren Mitarbeiter ein. Endlich! Denn viele Friseure haben sich zuletzt gefragt: Wo bleibt die Power unserer Industriepartner?

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Zu wenig Engagement, zu leise? Besonders in schlechten Zeiten zeigt sich, ob man sich auf seine Partner verlassen kann. Den Salonunternehmern steht das Wasser bis zum Hals. Doch jetzt kommt Bewegung in die Lage. FMFM startete die Aktion #RettetUnsFriseure, Brandbriefe wurden geschrieben, Petitionen eingereicht, Protest-Aufrufe gestartet. Salonpartner Wild Beauty unterstützt Friseure in Not jetzt mit bundesweiten Corona-Klagen. Welche Rechtsmittel eingelegt werden sollen, hat Noah Wild, Sprecher der Geschäftsführung Wild Beauty GmbH, im FMFM-Interview ausgeführt.

FMFM: Warum hat die Industrie so lange gebraucht, um öffentlich tätig zu werden und sich für die Friseure einzusetzen? Schulungen alleine machen die Friseure nicht satt.

Noah Wild: Das ist ein Trugschluss. Wir arbeiten intensiv an allen Ecken und hinter den Kulissen; besonders hervorheben möchte ich die Corona-Arbeitsgruppe im Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW), in der Kerstin Lehmann, Joachim Castor, Birgit Huber und ich täglich daran arbeiten, unsere Branche voranzubringen. Wir sind im ständigen Austausch und kommunizieren fortlaufend auch mit der Arbeitsgruppe des Zentralverbands. Eine intensive Arbeit, für die es leider/naturgemäß wenig Dankbarkeit gibt, die aber umso wichtiger für uns alle ist und die bereits sehr viel bewegt hat.

FMFM: Die Industrie hat gewartet, bis der Karren im Dreck steckt…

Noah Wild: Hier sind wir uns einig, dass wir beide uns nicht einig sind. Man muss sagen, dass es für viele Firmen sicher auch nicht einfach ist, sich politisch zu positionieren, denn genau dafür haben wir ja Verbände, in denen viele Firmen wiederum vertreten sind und die dann für uns eintreten. Sicher fällt es uns als inhabergeführtem Familienbetrieb einfacher hier „in die Bütt“ zu gehen als einem internationalen, börsennotierten Konzern mit verschiedenen Divisionen und großen Rechtsabteilungen. Aber zu sagen, dass eine Firma einfach so wartet, „bis der Karren im Dreck“ ist, das finde ich unfair. Ich sehe gerade auch in unserer IKW-Arbeitsgruppe keine Firma, die ich so beschreiben bzw. charakterisieren würde. Dafür passiert hinter den Kulissen zu viel an leidenschaftlichem Einsatz für die Branche.

FMFM: Dein Unternehmen Wild Beauty hat angekündigt, dass es seine Partner unterstützt und Rechtsmittel einlegen will – was heißt das genau?

Noah Wild: Wir haben zwei namhafte Kanzleien mandatiert mit der Vertretung der ausgewählten Salons und diese reichen im jeweiligen Bundesland die Klagen ein. Wir übernehmen die Kosten dafür und unterstützen inhaltlich bzw. organisatorisch. Ziel der Klagen ist die Wiedereröffnung, um Schwarzarbeit zu verhindern – und damit die Gesundheit zu schützen und die Pandemie unter Kontrolle zu bringen.

Wir haben intensiv innerhalb einer Woche mit Nachtschichten daran gearbeitet, eine fundierte Argumentation aufzubauen, spezifisch angepasst an das jeweilige Bundesland und gemeinsam erstellt mit den beteiligten Salonpartnern und externen Gutachtern.

FMFM: Wie sind die rechtlichen Aussichten?

Noah Wild: Mein Vater war Rechtsanwalt, der bekannte Anwalts-Spruch dazu ist, dass man vor Gericht und auf hoher See in Gottes Hand ist. Absehen kann dies im Endeffekt niemand, denn bisher haben Friseure kaum mit eine substanziellen Begründung geklagt. Eine reine PR-Maßnahme würden wir nicht starten, aber uns geht es ja auch mit darum, den Sachverhalt nun einmal unabhängig gerichtlich klären zu lassen, so dass wir alle wissen, woran wir sind. Im Zweifel ist dies abhängig vom Bundesland, vom Gericht und vom jeweiligen Moment. Aber was ist die Alternative? Nichts tun, es gar nicht erst versuchen?

FMFM: Wie kam es zu Eurer Initiative?

Noah Wild: Als mein Vater 1994 die Wild Beauty gestartet hat, ging es ihm auch darum, der „Robin Hood der Friseure“ zu sein. Mit dieser Vision haben wir uns gefragt, wie können wir am besten unterstützen, was bringt die Branche wirklich weiter, was können wir tun? Es gibt bereits viele tolle Initiativen – und wir wollen zusätzlich nicht nur PR machen, sondern was mit Substanz bewegen. Wir sagen nicht nur „macht uns auf“, sondern sagen: „Frisuren müssen sicher sein, denn überall wird daheim geschnitten und gefärbt. Sicherheit gibt es nur im Salon“.

Deshalb gibt’s von uns nicht den nächsten Brief, die nächste Petition oder die nächste Anzeige. Wir wollen ran an die wirklichen Entscheider, und das sind die Politiker und die Beamten in den Bundesländern. Unser Rechtsstaat zeichnet sich auch dadurch aus, dass wir Rechtsmittel einlegen können. Genau darauf haben wir uns, im Interesse der Branche, fokussiert.

FMFM: Wie lange kann dieser Prozess dauern?

Noah Wild: Das wird sich je Bundesland unterscheiden, wobei wir Eilanträge/Eilverfahren eingereicht haben. Schließlich ist uns allen an einer kurzfristigen Klärung gelegen.

FMFM: Was ist Euer Ziel: eine Gerichtswelle loszutreten anstatt die nächste Coronawelle?

Noah Wild: Wir wollen eine Initiative starten, die unsere Branche voranbringt, Klarheit herstellt und dafür sorgt, dass die Gesundheit durch die zeitnahe Wiedereröffnung der Salons besser geschützt wird.

 

Salonpartner Wild Beauty unterstützt Friseure in Not jetzt mit bundesweiten...