Hot or not?! Das war die TOP HAIR Messe von A bis Z

FMFM-MessenachberichtMI
Fotos: Messe Düsseldorf ctillmann / Tobias Holzinger
Impressionen der TOP HAIR 2024
Fotos: Messe Düsseldorf ctillmann / Tobias Holzinger
Impressionen der TOP HAIR 2024

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Lohnt sich die TOP HAIR in diesem Jahr überhaupt? Nicht gerade wenige Friseur*innen und auch Hersteller hatten sich diese Frage im Vorfeld der Veranstaltung gestellt. Teilnehmen: ja, nein, vielleicht? Wir waren am vergangenen Wochenende in Düsseldorf dabei – und wurden wirklich überrascht. Hier unsere Messebilanz von A bis Z.

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A wie Aussteller

Luftig. So wirkten die Hallen 16 und 17 beim ersten Messerundgang. Viel Platz zwischen den Ständen sowie in der Peripherie und erstaunlich viele reduziert-kompakte Messestände – selbst bei den Großen der Branche. Gigantismus und „höher, schneller, weiter“ war gestern. Oder eher vorgestern? Dennoch: Mit 430 Ausstellern aus 21 Ländern hatte die Messe insgesamt ein breites Angebot aus den Ressorts Friseurbedarf, Haarkosmetik & professionelle Haarpflege im Programm. Auch wenn einige Anbieter wie Davines, La Biosthétique oder auch Kevin Murphy und Alcina schmerzlich vermisst wurden. Während die einen vermutlich auf Sparkurs setzten, fehlten andere aufgrund der zeitgleich in Bologna stattfindenden Cosmoprof. Eine Terminkollision bei zwei wichtigen europäischen Branchenvents wie diesen erscheint mehr als unglücklich und sollte eigentlich vermeidbar sein.

B wie Besucher

Mit 27.000 Fachbesuchern aus 28 Ländern kamen insgesamt überraschend viele Gäste zur diesjährigen TOP HAIR. Mit einem Plus von 1.000 waren das kaum mehr als im vergangenen Jahr, aber immerhin eine stabile Zahl. Überraschend deshalb, weil doch im Vorfeld viele Friseur*innen verkündet hatten, bei 85 Euro Eintritt pro Tag diesmal schlicht passen zu wollen.

C wie Community

Community – DAS Thema der Messe ÜBERHAUPT! Nun, dass der Fokus Familientreffen für eine Friseurmesse nicht wirklich verwunderlich ist, weiß jeder. Doch das Ausmaß des Kuschel- und Kommunikationsbedarfs unter den Messefans erstaunte doch. Oder gerade nicht?! Uns allen stecken noch die Krisen und Schrecken der vergangenen Jahre in den Knochen. Und wir alle spüren: Es fühlt sich einfach großartig an, mit all diesen Herausforderungen nicht allein zu sein. Kräfte bündeln, austauschen und gemeinsam die Segel für eine hoffentlich positivere (Friseur-)Zukunft zu hissen, verleiht einfach Flügel. Macht Spaß, bringt die heiß ersehnte Leichtigkeit zurück und macht Probleme wieder zu dem, was sie oft sind: zu bewältigen! Diesen positiven Spirit jedenfalls zeigten, lebten und feierten viele Friseur*innen, die sich auf den Weg nach Düsseldorf gemacht hatten. Ganz anders als in der gesamtgesellschaftlichen Gemengelage, wo Jammern, Stöhnen und Hadern zum mitunter trüben Alltag gehört, war man sich hier einig: Unser Handwerk geht weiter – und vermutlich besser, als wir glauben. Wenn wir es wirklich anpacken und unsere Chancen nutzen.

D wie Dauerwelle

Kein oder kaum ein Thema war die Dauerwelle. Wenn überhaupt, war hier und da zwar von der Umformung als Männertrend die Rede. Aber so richtig schafft es diese Dienstleistung nicht aus der Omi-Kurve und rein in die Herzen der Profis. Schade eigentlich!

E wie Entertainmentfaktor

Wer sich entertainen lassen wollte, hatte bei der TOP HAIR die Möglichkeit dazu. Das Showprogramm zeigte viele nationale Acts und bisweilen auch internationale Größen. Doch an das furiose Frisurenfeuerwerk früherer Zeiten mit gigantischer XXL-Showbühne, Weltstars und pulsierenden, übervollen Rängen konnte das diesjährige Programm leider nicht anknüpfen. Solide war es, aber mehr auch nicht. Spürbar und sichtbar, dass hier der Glamourfaktor bisweilen dem Rotstift zum Opfer gefallen ist.

F wie FMFM Artists

Unser persönliches Messe-Highlight: Die beiden FMFM Artists-Treffen am Stand von Glynt/Graham Hill Cosmetics (danke an Stephan Conzen für die herzliche Gastfreundschaft!), die sich so richtig wie „nach Hause kommen“ anfühlten. Freude, Austausch, gute Laune – die Live-Runde der Artists zeigte, wie wichtig ein „echtes“ Treffen mit sich gegenseitig umarmen, in die Augen schauen und sich sprichwörtlich berühren lassen in diesen von Social Media geprägten Zeiten ist. Mehr zum Treffen bald…

G wie Gieseke

Keine Frage: Auch in diesem Jahr war Gieseke mal wieder der Platzhirsch der TOP HAIR! Mit seinen zahlreichen Marken samt eigener Standkonzepte bekannte der Großhändler deutlich Flagge fürs professionelle Friseurbusiness. Anders als in früheren Jahren stand diesmal weniger Verkauf als vielmehr Kundenpflege, Erlebnischarakter und breite Information im Vordergrund des Messeauftritts.

H wie Haare

Was geht ab im Hair-Universum? Das erfuhren die Fachbesucher auf den Workshopbühnen. Ein buntes Programm von Barber über Color & Curl zog die Messegäste hinter die Vorhänge und auf die Stühle. Gut besucht, aber nicht prall gefüllt wie einst, teaserten die zahlreichen, durchaus interessanten 30-Minuten-Quickie-Veranstaltungen zwar viele spannende Trendthemen an, ließen aber leider keinen Raum für wirklich fachliche Tiefeninformation.

I wie Innovationen

„Für Neuheiten fahre ich nicht auf die Messe. Die kriege ich auf Social Media eher.“ So und so ähnlich äußerten sich viele Messebesucher. Nun ja, mag ja sein, dass wir uns inzwischen daran gewöhnt haben, dass auf Deutschlands größter Fachpresse wirkliche Innovationen nur mit der Lupe zu finden sind. Aber mal ehrlich: Macht das Sinn?! Andere Fachausstellungen wie etwa die „Boot“ oder die „Caravan“ machen ihre Besucher*innen mit einer ganzen Perlenkette toller Neuheiten schwindlig, überraschen sie und machen sie neugierig fürs nächste Jahr. Ein Familientreffen ist ja schön und gut. Aber ein Branchenevent mit dem Titel „Fachmesse“ und 85 Euro Eintritt sollte von Ausstellerseite doch auch ein Feuerwerk an Neuentwicklungen in petto haben, oder?

J, K, L, M wie Jubel, Kreativität, Lust & Laune, Mode

N wie Nachhaltigkeit

Fast schon Mainstream, aber ein sehr erfreulicher: Nachhaltigkeit ist in der Mitte der Industrie angekommen! Ob nachhaltige, recycelte Produktverpackungen, natürliche Ingredienzen oder auch Haare, die zum Reinigen von Gewässern gesammelt und in saugfähige „Haarwürste“ gestopft werden – Umweltschutz und nachhaltige Salonarbeit gehören inzwischen zum Selbstverständnis viele Industriepartner und Salons. We like!

O wie Olivia Garden

Bürsten, Kämme, Scheren – das alles gab es auf der TOP HAIR mal wieder zur Genüge. Dicht belagert von Fans der legendären Fingerbrush: der Stand von Olivia Garden.

P wie Panasonic

Spektakulär! Statt „Kamelle“ flogen bei den vier Panasonic-Workshops Aufsatzkämme durchs Publikum. Denn das Motto auf Bühne 2 lautete: No attachment! Entsprechend präsentierten die beiden Top Akteure im Herrenfach/Barber, Tarik Ari und Florian Auzinger, ihre Clipper-Cuts ganz ohne Aufsätze! „Es wird höchste Zeit, dass wir Friseure unser Vertrauen endlich mal in die eigenen Hände legen“, gaben die beiden ihrem Publikum mit auf den Weg. „Trust yourself and your Clipper“ – anhand der neuen Panasonic Maschinen ER-DGP90, ER-DGP65 und GP23, zeigten Tarik und Flo, wie präzise und kreativ sich aktuelle Herrenlooks und Bartstyles auch ohne Aufsätze erstellen lassen – ganz so, wie es der Friseur auch in der Ausbildung lernt.

Q wie Qualität

„Kleiner, aber feiner!“ Immer wieder fiel dieser Satz im Rahmen des Messeumfelds – bei Friseur*innen und Unternehmen gleichermaßen. Sogar Hersteller, die fast gänzlich auf das Präsentieren von vermeintlichen Star-Produkten verzichteten und stattdessen voll auf Kundennähe und -austausch setzten, waren vertreten. Soll das etwa heißen, dass sich die TOP HAIR schön und gesund schrumpft? Vielleicht ein bisschen! Jedenfalls war die diesjährige Veranstaltung eine wertige Sache. In Zeiten, in denen bei niemandem das Geld mehr so locker sitzt, wird also auf unnötigen Tamm Tamm und Tand verzichtet? Gern! Vielmehr scheint „Kernwärme halten“ das Grundmotto zu sein. Die Reduktion aufs Wesentliche! Und das ist gar nicht mal schlecht!

R wie Ramsch

Was deutlich ins Auge fiel und bisweilen sogar körperlich angenehm zu spüren war: den großen Flohmarkt an früher oft eher schrammeligen Verkaufsständen suchte man diesmal nahezu vergebens. Für die einen großes Glück; für Jäger und Sammler*innen mit Schnäppchen-Gen eher Pech! Am Ende hieß das jedenfalls: deutlich weniger wilde Trolley-Fahrer*innen, die ihre vollgestopften Koffer über schmerzende Füße und empfindliche Hacken schieben konnten.

S wie Salons

Keine Frage: eines der Highlights war auch diesmal wieder die Verkündung der TOP SALONS 2024. Gesucht & gefunden wurden unternehmerische Leuchttürme der Branche. Das sind die Gewinner aus Deutschland und der Schweiz:

Best Practice – empl.friseure, Glonn

Design – Intercoiffure Madlen Wenerski, Dresden

Digital Business – Senseason, Regensburg

Eco Future – Fuchs Hairteam, Luzern (CH)

Employer – Salon Schwetzingen, Schwetzingen

Wow. Wir gratulieren ganz herzlich!!!!

T wie Trends

Sinkende Besuchsfrequenzen von Friseurkund*innen in den Salons machen Zusatzdienstleistungen zum Must! Gut, dass die Messe doch ein paar Inspirationen dazu bot: wohltuende Verwöhn-Treatments wie Haarwäschen im Liegen, Haarglättungsmethoden oder auch eine große Bandbreite unterschiedlichster Extensions luden zum Stöbern ein.

U wie Unternehmer

Viele Unternehmer, weniger Teams. Die Kostenexplosion in den Salons war auch in Düsseldorf spürbar: viele Salonunternehmer waren allein, ohne ihre Mitarbeiter angereist. Die Kombi aus Ticket, Reisekosten und geschlossenem Salon (zumindest am Samstag) inmitten des lukrativen Ostergeschäfts war einigen dann doch zu knackig.

V wie Visionen

Visionen – die gab es auch. Es war, als hätte es unter den Messebesuchern die unausgesprochene Absprache gegeben, dass es sich lohnt, alle Power in die Gestaltung einer erfolgreichen Salonzukunft zu stecken. Sich aus der Starre herausbewegen und schauen, was geht, war das Motto vieler positiv gestimmter Friseur*innen. „Die, die hier sind, wollen was bewegen. Die anderen jammern zumindest daheim“, so die Zusammenfassung einer Salonunternehmerin. Und tatsächlich: da war was dran!

W wie Weiblich

Female Empowerment! Rund 70 überwiegend erstaunlich junge und erfolgreiche Salonunternehmerinnen fanden sich am Sonntagmorgen in der Wella-Lounge ein, um sich auszutauschen, zu netzwerken und sich in einem spannenden und erfrischend ehrlichen Panel-Talk von und mit erfolgreichen Frauen aus den unterschiedlichsten Bereichen des Friseurhandwerks motivieren und inspirieren zu lassen! Female Entrepreneur – eine vielversprechende Wella- Kampagne, um weibliche Führungskräfte in der Friseurbranche endlich sichtbar zu machen! Fortsetzung folgt!

X wie Xtreme

Extreme? Fehlanzeige. Die richtigen Ausreißer fanden auf der diesjährigen TOP HAIR nicht statt. Wenn das Spielgeld knapp wird, wird es eher bodenständig. Eher glattgebügelt statt extravagant. Na ja. So richtig spannend ist anders. Aber das ist zu verkraften.

Y wie Youngsters

Chefs ja, Nachwuchs eher mau. Wer auf der Messe den jungen, interessierten Nachwuchs suchte, wurde nicht so richtig fündig. Grottenschade! Rückblick: Der ehemalige Messemontag von (ganz) früher, lockte Azubis in rauen Mengen auf die Messefläche. Dieser eine Tag im Jahr sorgte so dafür, dass die Youngsters voller inspirierender Erlebnisse, beruflicher Idole und schillernder Zukunftsvisionen zurück in die Salons gingen. Wollen wir jetzt ernsthaft Insta und Co. die Motivation überlassen bei DEM Nachwuchsmangel? Fragwürdig! Erfreuliche Ausnahme: die Vorstellung der YOUNG TALENT Trophy und der dazugehörigen YOUNG Talent Squad von Mr. Roberthair.

Z wie Zusammengefasst

Unser Fazit der TOP HAIR 2024: Zum Glück leben Totgesagte länger;) Wer bereits einen innerlichen Nachruf auf diese Fachmesse verfasst hatte, wurde an diesem Wochenende eines Besseren belehrt und positiv überrascht! Zugegeben: bei der Fachmesse ist vieles anders, kleiner und kompakter geworden – und dennoch teurer. Vieles ist weniger schillernd und glitzernd. Weniger glamourös und verschwenderisch. Aber wen wundert’s bei der Branchenlage? Dennoch war ein Hauch von Aufbruchstimmung deutlich zu spüren. Bei Friseurinnen und Friseuren. Bei Industrie und Handel. Zumindest bei denen, die da waren. Und das waren genug, um einen deutlichen und motivierenden Gruß in Friseurwelt auszusenden und Flagge zu bekennen zur ganz sicher schönsten Branche der Welt!

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