Hybrides Salonmanagement: weder schwierig noch teuer, aber effektiv!
Nicht erst seit Corona bedeutet das Thema Digitalisierung für jeden Salon einen klaren Mehrwert und USP und ist daher in jedem Fall eine lohnenswerte Investition in eine perspektivische Zukunft! Dennoch erreichen Friseurbetriebe irgendwann ihre gesunden, digitalen Grenzen. Die Kunst besteht jetzt darin, die Online- und Offline-Welt zu einer Symbiose („hybrid“) verschmelzen zu lassen, damit ein perfektes und lückenloses Salon-Erlebnis für die Kund:innen entstehen kann! Gedanken dazu von Nikbin Rohany, CEO des Münchner Software-Start-ups Shore.
Habt ihr euch auch schon mal gefragt, was eigentlich ein „hybrider Friseursalon“ sein soll? Seit Corona ist dieser ursprünglich aus der Automobilindustrie stammende Begriff in aller Munde, auch in unserer Branche. Hybrid – das klingt irgendwie nach dynamischer Zukunft, unaufhaltsamem Aufbruch und sinngebenden Visionen! Soll er auch, selbst wenn „hybrid“ (lat: Bastard) etwas platt formuliert tatsächlich den erfolgversprechenden und für einen Friseurbetrieb relevanten Mix aus digital und analog meint.
Corona hat den „hybriden Salon“ gepusht!
Unvorbereitet und mit voller Breitseite wurde auch die Friseurbranche durch Corona schwer getroffen! Klar, Friseur:innen können ihre Kernkompetenz nicht in einen rein digitalen Service auslagern und dadurch die mit den Lockdowns einhergehenden, dramatischen Umsatzverluste auffangen. Dennoch hatten Salons, die bereits auf eine moderne Online-Präsenz inklusive Social Media gesetzt haben, auch in dieser entbehrungsreichen Zeit Vorteile: Tools wie Online-Shops halfen, Umsatzverluste etwas abzufedern und digitale Terminbuchungen beispielsweise bei der Umsetzung der Hygienevorschriften.
Viele Tools, die sich in der Pandemiezeit bewährt haben, werden bleiben und sich weiter durchsetzen, da sie den Berufsalltag der Friseur:innen erleichtern und bei betriebswirtschaftlichen Prozessen helfen. Zum Beispiel wäre zu überlegen, ob eine Erfassung der Besuchsdaten in allen Salons nicht auch perspektivisch sinnvoll sein könnte, z. B. für die Umsatzplanung, Marketingmaßnahmen, usw. Gleichzeitig werden digitale Tools immer stärker einen Wettbewerbsvorteil darstellen, angefangen dabei, ob der Salon leicht online gefunden werden kann, ob die Kund:innen mit Salons interagieren und sie sich über unterschiedliche Plattformen informieren können.
Mehr als Kamm und Schere
Digitalisierung kann für Salons als klarer Mehrwert und USP funktionieren. Während die Dienstleistung Haareschneiden essenziell bleibt, verschiebt sich der Fokus in Richtung des einzigartigen Erlebnisses. So kann man Kunden auch umerziehen und ihnen zeigen, was möglich ist: Der Friseurbesuch kann aus mehr bestehen als nur Kamm und Schere.
Zudem ändern sich die Erwartungen der Kund:innen durch die digitalen Angebote aus ihrem Alltag. Beispielsweise Filter bei Apps wie SnapChat, die live das Aussehen verändern oder die personalisierten Vorschläge von Produkten auf Shoppingseiten wie Amazon, erzeugen Druck auf andere Bereiche. Menschen lernen Technologien in einem Kontext kennen und wollen diese daraufhin in unterschiedlichen Kontexten erleben.
Zuviel digitaler „Schnickschnack“ kann das Salonerlebnis stören
Natürlich werden Terminbuchungen über das Telefon oder direkt im Salon mittelfristig weiterhin eine Rolle spielen, vor allem für weniger digital affine Menschen. Besonders die ältere Generation darf man mit einem digitalen Angebot nicht überfrachten. Der Schuss könnte locker nach hinten losgehen und das Salonerlebnis der analog orientierten Kund:innen massiv stören. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Dennoch wird ein wachsender Anteil der Bevölkerung zunehmend nur noch auf online sichtbare Angebote reagieren. Technologien im Salon können, richtig eingesetzt, sicherlich jede:n ansprechen. Denn wen reizt nicht, eine Vorschau der künftigen Frisur oder Haarfarbe oder ein digitales Lookbook zur Inspiration zu bekommen? Salons, die hier stark sind, werden sich vor allem in hart umkämpften Lagen von der Konkurrenz abheben können.
Nikbin Rohany ©Shore
Eine Onlineberatung vor dem Friseurtermin spart Zeit und Kosten!
Auch eine Online-Beratung vor dem eigentlichen Termin macht durchaus Sinn. Vorstellbar wäre hierbei zukünftig die Kommunikation der Kund:innen mit den Friseur:innen im Vorfeld eines Besuchs per App, für ein erstes Beratungsgespräch, bei dem sich Friseur:innen die Gelegenheit zu einem Verkaufsgespräch bietet, in dem mehr als nur der Haarschnitt angeboten werden kann. Im Hintergrund kann eine Betriebswirtschaftssoftware bei der Preiskalkulation helfen, durch die Erfassung von Einkaufspreisen, Materialverbrauch sowie der Arbeitszeiten. Zum einen legen Friseur und Kunde somit im Vorfeld fest, was gemacht werden soll und kann, zum anderen lassen sich somit Kosten und Zeit vorab sicher kalkulieren und transparent machen. Eine Win-win-Situation für Kunden und Salonunternehmer!
Digital oder nicht? Standort, Zielgruppe, Preisgestaltung
Der hybride Salon eignet sich übrigens für alle Salons. Der Standort ist dabei weniger relevant als die spezifischen Erwartungen der Zielgruppen. Sowohl in der Stadt als auch auf dem Land sind die Menschen inzwischen bestens mit digitalen Technologien und Services vertraut. Zwar mag der Konkurrenzdruck auf dem Land möglicherweise stellenweise etwas geringer sein, die Kundenerwartungen und -bedürfnisse ändern sich aber in beiden Fällen – und an denen sollten sich die Friseur:innen orientieren.
Was die Preisgestaltung betrifft, gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen mehr oder weniger digital organisierten Salons. Auf der einen Seite stehen natürlich gewisse Kosten für die Einführung und Nutzung digitaler Tools, die sich aber bei modernen SaaS-Lösungen in Grenzen halten und monatlich, in kleinen Raten, anfallen – statt einer einmaligen hohen Investition, vor der sich viele Saloninhaber:innen scheuen. Und demgegenüber stehen dauerhafte Kosteneinsparungen, beispielsweise durch Effizienzsteigerungen, sowie höhere Umsätze. Die Preise müssen durch digitale Tools nicht steigen, vielmehr sind ggf. höhere Umsätze bzw. Gewinnmargen für die Salons möglich.
Darum sind hybride Salons auch für Azubis attraktiv
Viele der heutigen Azubis sind sehr digital affin, kennen sich gut aus und haben Spaß an der Nutzung neuer Technologien. Das sollten die Salons nutzen und die Azubis, wo möglich, mit einbinden. Das hat nicht nur Vorteile für die Salons, sondern stärkt auch das Selbstbewusstsein und die Kompetenzen der Auszubildenden, wenn sie merken: Ich kann etwas besonders gut, kann mich aktiv einbringen, etwas verändern und Verantwortung übernehmen.
So können Salons digitale Lernangebote einbinden, frei verfügbare Tutorials von Youtube und Co. nutzen, oder Azubis anregen Trends aus dem Netz aktiv zu beobachten und in den Salon mitzubringen.
Personalrecruiting: wie finde ich online gute Fachkräfte?
Hier machen andere Branchen bereits vor, was möglich ist. Friseur:innen sollten z. B. noch stärker auf soziale Netzwerke setzen, um gleichzeitig Kunden und potenzielle Mitarbeitende anzusprechen bzw. in einen Austausch zu treten. Eingebunden in einen guten Prozess, kann durchaus das erste Gespräch per Video stattfinden. Auch sogenannte One-Klick-Bewerbungen, bei denen mit wenig Aufwand eine Bewerbung eingereicht werden kann, oder das automatische Ausspielen von Stellenanzeigen auf passenden Portalen erleichtern die Personalsuche enorm.
Aller Anfang ist leicht!
Wichtiger als ein riesiges “Gesamtpaket” mit allen Tools und Funktionen zu schnüren, das die Friseur:innen vielleicht erst einmal überfordert, ist es, zunächst (möglichst niedrigschwellig) den Einstieg zu wagen. Setzen die Friseur:innen das erste Tool erfolgreich ein und spüren direkte Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen, ist oftmals das Interesse geweckt und weitere Schritte folgen. Denn sie haben gemerkt: Die Digitalisierung der Salons ist weder schwierig noch teuer – aber sehr praktisch und effektiv.
Über den Autor
Nikbin Rohany ([email protected]) ist Geschäftsführer des Münchner Software-Start-ups Shore. Das Unternehmen bietet eine innovative Software-as-a-Service-Lösung zur digitalen Termin- und Kundenverwaltung speziell für kleine und mittlere Unternehmen im Dienstleistungsbereich – vom Friseur über Kosmetikstudios bis hin zu Unternehmen im Bereich Gesundheit, Fitness oder Einzelhandel.
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