„Ich bin froh, dass es so wenige Azubis gibt!“

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Weniger Mitarbeiter = mehr Geld?!?
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Weniger Mitarbeiter = mehr Geld?!?

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„Da kriege ich Schnappatmung!“, würde Horst Schlämmer stöhnen. Sagt mir doch neulich ein überaus erfolgreicher, hochdekorierter Friseurunternehmer am Rande eines Interviews folgendes: „Ich bin froh, dass es inzwischen so wenige Auszubildende gibt.“ Waaaaas? Für nicht gerade wenige Friseure ist die Ausbildungs- und Mitarbeitermisere existenzbedrohend. Vernichtend gar! Das kann er nicht ernst meinen. Oder doch? Simone Frieb über eine Begegnung der 3. Art.

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Guten, motivierten Nachwuchs zu finden – und vor allem auch zu halten! – ist ein Thema, das gerade tsunamiartig durch die Medien rollt. Wie in vielen anderen Handwerksberufen ist die Zahl der Ausbildungsabbrecher bei Friseuren enorm. Jede(r) 2. wirft das Handtuch. Und da sagt einer, dass er das auch noch gut findet. Vorsichtig gefragt: Was gibt es da froh zu sein?!

Besagter Saloninhaber scheint bemerkt zu haben, dass ich ob seiner Aussage kurz die Gesichtsfarbe gewechselt habe. Und er führt aus: „Ich sage meinen Mitarbeitern immer, dass sie, wenn es so weitergeht, in Zukunft richtig Geld mit ihrem Job verdienen können.“ So, so. Wie das? „Wenn es in der Friseurbranche in Zukunft immer weniger Azubis und damit Nachwuchs und Mitarbeiter gibt, werden die Kunden sich irgendwann darum reißen, einen Termin bei einem Friseur zu bekommen. Bei einem guten jedenfalls! Ich meine damit anspruchsvolle Friseure, echte Herzblutfriseure, die als Schönheitsdienstleister ihre Kunden wirklich glücklich machen. Die es verstehen, dass eine 100-prozentige Friseurdienstleistung sich aus 50% Qualitätshandwerk und 50% Emotionen zusammensetzt. Denn solche Friseure heben das Niveau der ganzen Branche. Und damit steigt natürlich auch das Preisniveau.“

In seine Argumentation bezieht er auch die viel diskutierten Gründe für die hohe Abbruchrate in der Friseurausbildung ein: miese Bezahlung der Azubis, das oft noch miesere Image des Berufs, das Handtuchfalten bis der Arzt kommt und teils abenteuerliche Arbeitszeiten. „Und das sind die Ursachen, die bei den Ausbildungsbetrieben selbst liegen, nicht beim Nachwuchs. Es ist doch kein Wunder, dass diese Bedingungen kaum jemanden mehr motivieren. Schon gar nicht die Interessenten, die wirklich Ambitionen haben, es in ihrem Beruf zu etwas zu bringen. Die das Talent, die Visionen und die Disziplin mitbringen!“ Klingt eingängig. Hat aber auch was von Darwins „Survival of the fittest“. Was machen also auch zukünftig erfolgreiche Friseure anders als die, die dem Niedergang geweiht sind? „Auszubildende müssen gefordert und gefördert werden! Ich kann als Saloninhaber nur ordentlich Umsatz mit Azubis machen, wenn ich in sie investiere. In ihr Know-how. Konsequent. Akribisch. Dann muss ich sie am Kunden arbeiten lassen. Erfahrungen müssen sie sammeln, lernen. Von Kollegen im Salon, in Workshops und Seminaren, in der Berufsschule, vom Ausbilder selbst. Nur dann sind die motiviert und können ihre Leidenschaft entwickeln. Nur dann können sie großartige Herzblutfriseure werden. Und ich als Unternehmer kann sie gut bezahlen, weil sie gute Umsätze machen.“

In seinem Unternehmen scheint das Prinzip bestens zu funktionieren. Der Rubel rollt nachweislich. „Wissen Sie was? Genau deshalb bin ich froh, dass es weniger Auszubildende gibt: Meine Leute können was. Ich bin überzeugt, dass sie zukünftig zu den Friseuren gehören werden, bei denen anspruchsvolle Kunden ewig Schlange stehen, um einen Termin zu bekommen. Glauben Sie mir: Unter diesen Umständen kann man für eine Dienstleistung fast nehmen, was man will. Diese Kunden zahlen auch 200 oder 300 Euro für einen Friseurbesuch.“ Könnte was dran sein. Ich atme aus.

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