Klasse Schnitte von Brigitte…oder wie Vidal Sassoon Uelzen eroberte

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Brigitte Berndt - pure Lebensfreude und Friseurleidenschaft
privat
Brigitte Berndt - pure Lebensfreude und Friseurleidenschaft

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„Ruhestand motiviert mich überhaupt nicht, denn Bewegung ist Leben! Aktivitäten machen mich glücklich und ganz besonders auch die Begegnung mit Menschen. Und darum ist die Tür zu meinem Salon auch die Tür zu meinem Glück!“ (Brigitte Berndt, 76 Jahre, aktive Salonunternehmerin aus Bad Bevensen)

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BB aus BB ist Unikum, Unikat und Frohnatur zugleich! Lebensfreude ist ihr Credo und mehr Friseur-Leidenschaft geht nicht! „Das Strahlen im Gesicht meiner Kunden ist mein größtes Geschenk und die Energiequelle für all mein Tun! Mit Freude und Dankbarkeit genieße ich jeden Tag!“ Die 76(!) jährige ist immer noch aktive Friseurmeisterin, aber auch Sängerin, Skifahrerin und vor allem Lebenskünstlerin! Ihr Markenzeichen seit 45 Jahren: der markante Kurzhaarschnitt mit einer akkurat, zart dunkel eingefärbten Strähne im Stirnbereich!

Die „Grande Dame“ des Friseurhandwerks – und seit Jahrzehnten treue GLYNT-Kundin – bildete zwischen 1968 und 1998 insgesamt 31 Mädls zu Friseurinnen aus! Anfang der 70er Jahre brachte sie als eine der ersten die revolutionierende Vidal-Sassoon-Haarschneide-Technik von London nach Norddeutschland.

Kaum findet sie Ruhe, sprudeln schon wieder neue Ideen! Inspirationen warten nicht lange auf ihre Umsetzung. Die Freude am Realisieren schenkt Brigitte auch 11 Jahre nach ihrem offiziellen Rentenalter noch die Kraft zur Umsetzung. Ihren stilvoll-romantisch eingerichteten Salon à la Louis XVI mit integrierter Bar könnte man 1:1 und ohne Angst vor Stilbruch ins Schloss Versailles verpflanzen.  

„Damals war es unehrenhaft, für den eigenen Salon Werbung zu machen“

1959, vor 61 Jahren, begann Brigitte Berndt ihre Friseurlehre in dem damals namhaften Salon Harbord in Uelzen. Natürlich wollen wir gleich zu Beginn von ihr wissen, was einen Friseurbetrieb im Jahre 2020 von einem in den ersten zwei Jahrzehnten ihrer Berufstätigkeit unterscheidet:

„Der Konkurrenzkampf zwischen den Salons ist heute definitiv härter als früher. Damals gab es z. B. keinen so großen Preiskampf wie heute, die Preisunterschiede waren eher geringfügig. Man sprach damals von der sogenannten „Schaufensterkalkulation“, was soviel bedeutete – Wer noch nicht alleine kalkulieren konnte, schaute einfach, welche Preise die Mitbewerber auf ihren Preis-Listen im Schaufenster stehen hatten und nahmen diese zur Orientierung. Werbung für den eigenen Salon zu machen, war total verpönt! Als ich Anfang der 70er in unserer Tagespresse Anzeigen geschaltet habe, um den neuen, für damalige Verhältnisse sündhaft teuren Vidal-Sassoon-Cut in meinem Salon zu bewerben, wurde ich von der Innung sogar ermahnt mit der Begründung, es sei nicht ehrenhaft zu werben, um den Kollegen die Kunden wegzunehmen! Eine Anzeige galt damals als unanständig. Das Dauerwellgeschäft boomte mit krausen Köpfen. Das Färben war oft Glückssache, denn es gab noch keine Farbwaage und Farben wurden eher nach dem Zufallsprinzip gemixt. In einigen Salons wurde sogar mit 30 % H2O2 aus der Apotheke blondiert. Heute undenkbar!“

In sich selbst zu investieren, zahlt sich immer aus! ©privat

Lehr- und Wanderjahre mit Höhen und Tiefen

Herzlich verbunden: Stephan Conzen (GLYNT) und Brigitte Berndt Herzlich verbunden: Stephan Conzen (GLYNT) und Brigitte Berndt ©privat

Nach der Lehre eroberte die wissbegierige Brigitte die Friseurwelt und arbeitete in verschiedenen Salons, u. a. auf Sylt. 1968 machte sich die inzwischen alleinerziehende Mutter selbstständig, indem sie eine kleine Fleischerei-Filiale anmietete und diese zum Friseursalon mit 4 Plätzen umbaute. „Ohne Bürgen gab es aber damals kaum Geld von der Bank, denn als geschiedene Frau, 23 Jahre jung, mit Kind in der Wiege und nur 700 DM Eigenkapital, da fand ich keine Möglichkeit zur ausreichenden Geldbeschaffung“, gibt sie heute zu. Das Glück war aber auf ihrer Seite. Denn die Uelzener Fribau-Einrichtungsfirma vertraute ihr und richtete den Salon ein. Sie durfte bezahlen, wann sie konnte! Bereits fünf Monate später war alles abbezahlt. Schnell musste sie sogar ihre Räumlichkeiten erweitern und genauso schnell hatte sie wieder alles abbezahlt. Doch als dann nach 2 Jahren die Steuerforderung kam, musste sie bitteres Lehrgeld bezahlen…

Natürlich ließ sich Brigitte dadurch nicht unterkriegen, sondern besuchte konsequent betriebswirtschaftliche Seminare, damit ihr derartige Versäumnisse nicht mehr passieren würden.

Der Sassoon-Schnitt erobert Uelzen

Das Jahr 1972 brachte Brigitte Berndt ein Umdenken in Sachen Friseur-Dienstleistung. Sie fuhr nach London, um die damals revolutionierende Schnitttechnik von Vidal Sassoon zu erlernen. „Bei Vidal Sassoon in London kostete 1972 ein Haarschnitt umgerechnet 86,00 DM und zeitgleich hier bei uns nur 5,00 DM, wobei jedoch ein großer Leistungsunterschied sichtbar war.“

Brigitte’s Friseur-Denken stand Kopf und sie wollte unbedingt dem Beispiel von Sassoon folgen und diesen geometrischen Haarschnitt auch in ihrem Salon anbieten. Gesagt getan, aus dem 5 DM-Messerhaarschnitt wurde der englische Präzisionshaarschnitt für 15,- DM! Logisch, waren darüber nicht alle Kunden begeistert, sodass es lange dauerte, bis der Sassoon-Hype auch Uelzen befiel. Als es dann schließlich soweit war, reichten ihre Räumlichkeiten nicht mehr aus und sie eröffnete 1976 einen zweiten, diesmal hochpreisigen Salon – „Klasseschnitte von Brigitte“. „Ich erkannte, dass es keine besonders gute Entscheidung war, zwei Salons mit unterschiedlichen Preis-Leistungs-Angeboten zu fahren. So schloss ich nach einem Jahr den kleineren Frisier-Salon und konzentrierte mich auf meine anspruchsvolle Friseur-Dienstleistung“, erinnert sich die temperamentvolle Friseurmeisterin. „Immer zwei Schnitte voraus“ – so eröffnete sie 1983 in ihrem Salon das erste Nagelstudio in Uelzen. 

In diversen nationalen und internationalen Fortbildungen entdeckte sie außerdem ihr Talent für die Bühne und debütierte 1980 mit der „Salon Brigitte Frisuren-Show“ auf dem Stadtfest in Uelzen. Daraus erwuchs die „Brigitte-Liveshow “ eine ursprünglich zur Werbung für ihren Salon und ihr Team gedachte Playbackshow mit Songs aus den 50er Jahren und weltberühmten Musicals. Die Show wurde ein Selbstläufer und somit stieg der Bekanntheitsgrad ihres Salons um ein Vielfaches.

Die singende Brigitte Die singende Brigitte ©privat

Ruhestand? Nein, danke!

Louis XVI - Atmosphäre bei Klasseschnitte von Brigitte Louis XVI – Atmosphäre bei Klasseschnitte von Brigitte ©privat

1992 kaufte sie dann in Bad Bevensen ein Wohn-und Geschäftshaus, worin sie ihren heutigen Salon eröffnete, seit 1995 mit dem erweiterten Angebot von Permanent Make-up und seit 1996 mit einem Farblichtstudio als Energietankstelle für die Kunden-Seele!

Obwohl sie Ende der 90er eigentlich schon auf das wohlverdiente Rentenalter zusteuerte, verwirklichte sie ihre Vision eines „Abendsalons“ in Uelzen. Enttäuscht von drei ehemaligen Mitarbeiterinnen, die sich nur 10 Minuten von ihrem Salon entfernt selbstständig gemacht hatten, beschloss sie 1998, beide Salons alleine weiterzuführen. Tagsüber arbeitete sie in Bad Bevensen und von 18-20 Uhr in Uelzen. „Ich musste natürlich das Ladenschlussgesetz einhalten, das mir eine Kunden-Annahme nur bis 20 Uhr erlaubte. Trotzdem wurde es manchmal bis nach Mitternacht, bis der letzte Kunde den Salon verließ“, erinnert sich Brigitte Berndt schmunzelnd an ihre „Haar-Partys“.

Als sie 2001 ihren Salon in Uelzen verkaufen wollte, ging sie einem Betrüger auf den Leim und verlor viel Geld. Aus dem Bevensener Salon wurde dann der Tages- und Abend-Salon, wo sie schließlich – inzwischen eigentlich definitiv im Rentenalter – Jahr für Jahr die Öffnungszeiten etwas reduzierte.

Vor zwei Jahren durfte Brigitte dann ihr 50-jähriges Geschäftsjubiläum feiern. „Für mich war es ein ausgesprochen beglückender Tag mit so vielen lieben und fröhlichen Gästen“, schwärmt sie noch heute. Mittlerweile arbeitet sie „nur“ noch an zwei Tagen in der Woche und ist vor allem für ihren „KlasseSchnitteClub“ – ihre Kunden-Freunde – da.

Ihr Lebensmotto hat sie in einem ihrer selbst geschriebenen Gedichte gefunden: „Sei glücklich und hilfreich auf diesem Planeten, so darfst du das Paradies betreten.“

Liebe Brigitte, bleib‘ wie du bist und noch viele schöne Jahre in deinem Salon!

 

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