Liebe im Salon – (wie) kann das gutgehen?
Wo die Liebe hinfällt... Als (liebendes) Paar im gemeinsamen Salon zu arbeiten, ist eine echte Challenge. Das erleben unsere FMFM Power Couples täglich. Sie sehen sich zum Frühstück, tagsüber im Friseurbetrieb und dann wieder zum Abendbrot daheim. Ist der Dauerpuls Segen oder Fluch? Und wie schaffen sie es, berufliches und privates Leben unter einen Hut zu bringen? Ihr erfahrt es hier.
„Liebe ist…“…am Arbeitsplatz auf jeden Fall eine Herausforderung, die unsere erfolgreichen Friseurpaare täglich meistern. Wie sie das geschafft haben und welche Hürden so eine erfolgreiche Fusion mit sich bringt, haben sie FMFM berichtet.
Ralf & Astrid Steinhoff
Gemeinsam die Höhen und Tiefen erleben, macht den Erfolg nur noch größer.
„Privates und Berufliches zu trennen, ist eine hohe Kunst.“
Für die Organisation einer Ehepartner-Doppelspitze im gleichen Unternehmen gibt es kein Patentrezept. Ganz nach dem Motto „Gegensätze ziehen sich an“ ist bei uns die Aufteilung klar: Astrid als Friseurmeisterin ist für die Salonleitung verantwortlich, sprich die fachliche Leitung, aber auch die Organisation der Abläufe. Ich als studierter Diplomkaufmann fülle wiederum die klassischen Aufgabengebiete eines Geschäftsführers aus, also Rechnungswesen, Marketing, Kommunikation und vieles mehr. Welche Hürden gibt es? Die Konzentration der Kräfte durch das „Paar-Konzept“ verspricht ein hohes Erfolgspotenzial. Darin liegt aber auch eine große Gefahr, ist das gemeinsame Unternehmen doch einzige Einnahmequelle. Wir beziehen unsere Lebensgrundlage nur aus dem Salon. Keiner von uns hat z. B. Nebeneinkünfte als Trainer oder Berater. Auf einer Seite Fluch, auf der anderen für uns auch Segen. Denn es ist diese Motivation und die Konzentration der Ressourcen, die uns jeden Tag in die Lage versetzt, unser Bestes zu geben. Wie schafft man die Balance zwischen privat und beruflich? Es ist eine hohe Kunst, Privates und Berufliches zu trennen. Astrid und ich ticken da sehr unterschiedlich. Ich trenne nicht zwischen Arbeitsbereich und Freizeit. Das liegt sicher an meiner grundsätzlichen Unterscheidung von berufener und mieser Arbeit. Letztere kann auch im privaten Umfeld anfallen. Bin ich bei berufener Arbeit im Flow, fühle ich mich frei. Habe ich eine Strategie, wie wir etwas im Unternehmen anders gestalten können, bespreche ich diese auch gerne zu Hause – egal ob Sonntag, beim Mittagessen oder nach Feierabend. Astrid hingegen zieht klar die Linie zwischen Arbeit und Privatleben. Wenn sie nach einem langen, harten Arbeitstag im Salon nach Hause kommt, möchte sie abschalten. Wir balancieren diese Differenzen sehr bewusst, permanent und auch nicht immer konfliktfrei aus. In diesem Spannungsfeld entstehen Energien, von denen wir bis heute sehr profitiert haben.
Mandy & Pietro van den Bosch-Macri
Jeder braucht seinen Abstand, wenn alles gut gehen soll.
„Ganz wichtig ist das Urvertrauen zwischen den beiden Partnern.“
Die Organisation im Salon spiegelt unsere Yin-Yang Philosophie wider – jeder von uns könnte zwar auch allein erfolgreich sein, dann wäre es aber nicht mehr dasselbe Unternehmen. So haben wir niemals die gleiche Verantwortung im selben Bereich: Ich kümmere mich um das Management und die Organisation (Unternehmenskommunikation und Marketing) und Pietro leitet den fachlichen Bereich des Salons. Er ist hier für die Qualitätssicherung und die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter verantwortlich. Wir haben relativ schnell gelernt, dass auf der Bergspitze immer nur einer stehen kann und dass man sich hier abwechseln muss, wenn man erfolgreich sein möchte. Wir haben beide unsere Stärken, die wir dadurch besonders zu unserem Vorteil nutzen. Welche Hürden gibt es? Menschen verändern sich, das ist ganz normal, aber auch unvorhersehbar. Da ist es eine große Kunst, immer wieder neue Berührungspunkte zu finden und gemeinsame Ziele zu bestimmen. Zudem machen die Emotionalität und der geringe Abstand zum gleichen Unternehmen es manchmal schwer, angemessen zu reagieren oder den Partner aufzufangen. Wie schafft man die Balance zwischen privat und beruflich? Ganz wichtig ist das Urvertrauen zwischen den beiden Partnern. Darauf baut der nächste Schritt: Einander auch mal wunderbar ignorieren können! Damit ist gemeint, dass man dem anderen im Privaten auf jeden Fall seine Freiräume lassen sollte. So passiert es tatsächlich öfter, dass Pietro und ich nicht wissen, was der andere mit gemeinsamen Freunden ausgemacht hat – und wir dann beide dieselbe Person zum Essen einladen. Wiederum ist dieses gemeinsame, ehrliche Urvertrauen eine unserer Säulen in der Unternehmenskommunikation. Apropos Corona: War oder ist die Pandemie mit Blick auf die Zusammenarbeit im gleichen Salon eher eine positive Geschichte, da man sich den Rücken freihalten konnte oder eher negativ im Sinne von: Wenn einer sinkt, laufen alle auf Grund? Segen und Fluch zugleich. Wir haben einander motiviert und finanziell hat uns unser zweites Standbein „Education“ überleben lassen.
Katrin & Robert Holz
Eine klare Linie vertreten ist das A und O.
„Die Organisation innerhalb des Unternehmens ist eine Sache, die findet sich.“
Die Organisation innerhalb des Unternehmens ist eine Sache, die findet sich. So hat jeder seine Stärken, die sich in unserem Fall in einem langen Prozess herauskristallisiert haben. Ganz nach dem Motto „Probieren geht über Studieren“ haben wir nicht von Anfang an festgelegt, wer welche Aufgaben übernimmt, sondern ausprobiert. Dadurch konnte jeder für sich das ideale Aufgabengebiet finden, in dem man erfolgreich ist. Welche Hürden gibt es? Für mich war definitiv die größte Hürde die klare Aufgabentrennung. So ist es doch ganz wichtig, dass die Bereiche sich nicht überschneiden und man als Doppelspitze in einem Unternehmen die Entscheidungen des anderen anerkennt und auf gar keinen Fall untergräbt. Das ist beim Salonkonzept genauso wichtig wie bei der Mitarbeiterführung. Es gibt wohl nichts Schlimmeres, als dass der eine Chef „A“ sagt, während der andere „B“ meint. Vor allem bei vielen Mitarbeitern muss es eine klare Abtrennung zwischen den Handlungsbereichen geben, ansonsten schafft man nur Verwirrung. Wie schafft man die Balance zwischen privat und beruflich? Wir diskutieren viel und lang, auch zu Tisch in den eigenen vier Wänden. Wir haben aber auch gelernt, das Ego beiseite zu schieben und die Entscheidung des jeweils anderen zu akzeptieren; auch wenn man sie vielleicht nicht teilt. Da kommt wieder die klare Teilung der Aufgabengebiete ins Spiel. Sollte es dennoch Unstimmigkeiten zu einem Thema geben, besprechen wir dies zu einem anderen Zeitpunkt erneut. Es kann ja sein, dass man die Gedankengänge des anderen in der Zwischenzeit eher zu verstehen gelernt hat.
Denise & Michael Bredtmann
Kommunizieren ja, aber nur über das Handwerk nicht über den Salonalltag.
„Eine der größten Hürden ist, dass man immer an alten Strukturen festhält. “
Wir sind jetzt seit 26 Jahren zusammen und haben im Laufe der Zeit verschiedene Stadien durchlaufen. Aktuell sind wir so aufgestellt, dass jeder von uns einen Salon von unserem Unternehmen führt. Michael ist für das Geschäft Bredtmann Westside und ich bin für Bredtmann Eastside verantwortlich. Dank unserer breiten Unternehmensaufstellung sind wir aber schon immer in der glücklichen Lage gewesen, auch anderen Aufgabengebieten nachzugehen. Das heißt, jeder von uns hatte bereits von Beginn an seinen „Spielplatz“, auf dem er sich austoben konnte. Für mich war und ist das Education bzw. Seminare, für Michael Trendscouting, Digitalisierung und Innovation. Welche Hürden gibt es? Ich denke, eine der größten Hürden ist, dass man immer an alten Strukturen festhält. Nach meiner Philosophie verändert sich alles alle sieben Jahre. Diesem Rhythmus sollte man sich nicht entgegenstellen, sondern ihn vielmehr begrüßen und sich weiterentwickeln. Weitere Schwächen eines Paarkonzepts im gleichen Unternehmen könnten fehlende Kommunikation und Klarheit sein. Wie schafft man die Balance zwischen privat und beruflich? Durch das Bestehen zweier Salons war es notwendig, dass jeder seine eigenen Entscheidungen für den jeweiligen Geschäftsbereich trifft und dass wir möglichst wenig über das Tagesgeschäft reden. Über den Beruf ja, aber nicht über Mitarbeiter oder Salonführung. Wichtig ist es auch, Freiräume zu schaffen, in denen man sich nur auf das Private konzentriert und sich als Paar zelebriert. Apropos Corona: War oder ist die Pandemie mit Blick auf die Zusammenarbeit im gleichen Salon eher eine positive Geschichte, da man sich den Rücken freihalten konnte oder eher negativ im Sinne von: Wenn einer sinkt, laufen alle auf Grund? Wir sind so eingespielt, dass wir die Segel dementsprechend setzen konnten, um unser Schiff flexibel und robust durch den Sturm zu navigieren.
Wie steht es eigentlich um den Friseur-Beruf? Mehr zum Thema: „Traumberuf Friseur?“